Nicholas_Paul (c) MFS
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MFS Marktperspektiven: Internationale Small und Mid Caps so attraktiv wie seit Jahrzehnten nicht

Internationale Small und Mid Caps erscheinen aktuell äußerst interessant. Im Vergleich zu Large Caps sind sie so günstig wie seit Jahrzehnten nicht, meint Nicholas J. Paul, CFA Institutional Portfolio Manager bei MFS Investment Management, in seinem Marktkommentar. Und langfristig gesehen haben Nebenwerte höher kapitalisierte Aktien deutlich hinter sich gelassen. Kurzfristig liegen zwar immer mal wieder andere Titel vorn, doch haben Nebenwerte nun gute Aussichten, wieder die Spitze zu übernehmen.

Schauen wir einmal zurück: Internationale Small und Mid Caps lagen vom Ende der Dotcom-Blase in den frühen 2000ern bis zum Beginn der internationalen Finanzkrise 2008 deutlich vor Large Caps. Der MSCI ACWI SMID Index legte in dieser Zeit um 94 Prozent zu, der MSCI ACWI Large Cap Index gerade einmal um 21 Prozent. Keine zwei Zeiträume sind exakt gleich, und die Wertentwicklung der Vergangenheit ist auch keine Garantie für die Zukunft, doch haben die etwa acht Jahre von 2000 bis 2008 eine gewisse Ähnlichkeit mit heute. Es beginnt mit den damals wie heute außerordentlich attraktiven Bewertungen. Kurs-Gewinn-Verhältnisse von fast zwei Standardabweichungen unter denen von Large Caps erlebt man sonst oft jahrzehntelang nicht.

Einige wenige Large Caps dominierten

Hinzu kommt, dass Inflation und Zinsen vor der internationalen Finanzkrise ähnlich waren wie heute – oder zumindest sehr viel ähnlicher als in den zehn Jahren vor dem Höhepunkt der Pandemie. In dieser Zeit gab es praktisch keine Inflation, und die Renditen lagen weltweit nahe null oder waren sogar negativ. Von 2000 bis Ende 2007 betrug die US-Zehnjahresrendite hingegen durchschnittlich 4,7 Prozent und die weltweite Inflation durchschnittlich 3,7 Prozent. Heute ist es nicht so viel anders.

In den Jahren vor der internationalen Finanzkrise kam es auch zu einem heftigen Ausverkauf, als die Dotcom-Blase platzte. Die hochgelobten Technologieaktien mit ihren unerreichbaren Wachstumserwartungen – Stichwort irrationale Übertreibungen – hatten viel mit den heutigen Meme-Aktien gemein. Man denke nur an die geringe Marktbreite des Russell 1000 Growth Index Ende 2001. Die Parallelen drängen sich auf.

Schwindende Vorteile der Globalisierung

Aber das ist nicht alles. Wir glauben außerdem, dass Unternehmen aus unterschiedlichen Sektoren und Branchen – auch Small und Mid Caps – von der künftigen Investitionsstruktur profitieren könnten. Vorbei sind die Zeiten, als wie in den letzten zehn Jahren ein Großteil der Investitionen nur wenigen hochkapitalisierten Technologieunternehmen (Mega Caps) zugutekam. Small und Mid Caps könnten davon profitieren, dass der Kapitalstock heute so alt ist wie seit 70 Jahren nicht mehr. Das könnte zu höheren Investitionen führen und damit wie in früheren Investitionszyklen zu höheren Umsätzen.

Hinzu kommt der Repatriierungstrend: Weltweit legen Regierungen und Unternehmen Wert darauf, Vorprodukte aus dem eigenen Land zu beziehen, um die Lieferketten zu stabilisieren. Das dürfte Small und Mid Caps ebenfalls entgegenkommen. Da viele kleinere und mittlere Unternehmen vor allem lokal tätig sind, ist das für sie ein Plus. Die Margen von Large Caps könnten unterdessen unter Druck geraten, wenn die Vorteile der Globalisierung – niedrigere Steuern und Arbeitskosten – weniger ins Gewicht fallen und die Repatriierung Fahrt aufnimmt.

Geringe Abdeckung durch Analysten als Chance für aktive Stock Picker

Für gezielte Anlagen in internationale Small und Mid Caps spricht aber vor allem, dass sie wegen des enormen Anstiegs der Marktkapitalisierung einer Handvoll US-Technologieaktien heute einen wesentlich kleineren Anteil an den klassischen Standardbenchmarks haben als vor zehn Jahren. Die Dominanz einiger weniger Large Caps wird noch deutlicher, wenn man sich die Anteile der Größenklassen am Gesamtindex betrachtet. 2010 entfielen noch 43 Prozent des MSCI World Index auf Small und Mid Caps; am 31. Dezember 2022 waren es nur noch 22 Prozent. Ganz ähnlich sieht es beim MSCI All Country World Index aus, wo der Anteil von 46 auf nur 26 Prozent zurückgegangen ist. Interessant ist auch, welche Größenklassen hinzugewonnen haben: Der Anteil von Aktien mit einer Marktkapitalisierung von über 300 Milliarden US-Dollar ist in diesen Jahren deutlich gestiegen.

Wir sind davon überzeugt, dass Small und Mid Caps aktiven Investmentmanagern mehr Alphachancen bieten. Sie werden von sehr viel weniger Brokern beobachtet als andere Assetklassen, vor allem als Large Caps. Außerdem streuen ihre Erträge mehr als doppelt so stark. Beides kommt aktiven Managern sehr entgegen. Die Kunst des Stock Picking ist wieder gefragt.

Wichtige Info: Die hier dargestellten Meinungen sind die des Autors und können sich jederzeit ändern. Sie dienen ausschließlich Informationszwecken und dürfen nicht als Empfehlung, Aufforderung oder als Anlageberatung verstanden werden. Prognosen sind keine Garantien.