Experte - Es gibt in ganz Mitteleuropa kaum jemanden, der Thomas Schröck beim Wissen um naturfarbene Edelsteine das Wasser reichen könnte.

Edelstein-Fonds – Stein-reich – Ein neuer Fonds setzt auf Juwelen

Neue Chance für Großanleger: Der Wiener Edelsteinspezialist The Natural Gem unterstützt einen Asset-backed-Fonds, der von Wertsteigerungen bei Juwelen profitiert. Auf Kleinanleger wartet ein Gem-Token.  Text: Stefan Schatz

Thomas Schröck ist in bester Laune. Der Gründer und Geschäftsführer des auf den Handel mit naturfarbenen Edelsteinen spezialisierten Unternehmens The Natural Gem hat in den vergangenen Monaten gleich einige Coups gelandet. Der wichtigste: Er berät den soeben in Liechtenstein zugelassenen FineGem Fund. Schon zuvor hat sein mit Kaiserin Maria Theresias Nachkommen Sandor Habsburg-Lothringen ins Leben gerufener Gem-Token „Habsburg Royal Portfolio“ zum Bestseller angesetzt, bevor er überhaupt groß beworben wurde. Selbst der bislang wenig kommunizierte Onlineshop von The Natural Gem hat sich bei hohem Umsatzniveau stabilisiert. Und das, obwohl sich der physische Edelsteinhandel zuletzt sogar verlangsamt hat: „Mit dem Zinsanstieg sind auch andere Assetklassen wieder interessanter geworden. Manche haben zudem ein Liquiditätsproblem, vor allem, wenn viel in Immobilien investiert wurde“, kennt Schröck die Gründe für das schwächelnde Interesse.

Edelstein als Wertpapier

Warum aber dann ausgerechnet jetzt die Offensive mit Edelstein-Derivaten? Schröck holt aus: „Erstens, weil es kaum eine Assetklasse gibt, die mit der Performance von natürlich gefärbten Edelsteinen mithalten kann. Und zweitens, weil viele Family-Offices und Stiftungen laut eigener Satzung Wertgegenstände wie Gold oder Edelsteine physisch gar nicht besitzen dürfen.“

Wesentliche Vorteile

Der FineGem Fund biete den perfekten Ausweg: „Man kauft ein depotfähiges Wertpapier, in Liechtenstein liberiert, von der FMA geprüft und mit internationaler Wertpapierkennnummer (ISIN) ausgestattet sowie mittlerweile auch in Österreich und Deutschland offiziell zugelassen. Der Investor profitiert vom Wertanstieg der Edelsteine, ohne sie selbst physisch im Depot zu haben und damit aufbewahren zu müssen. Die ganze Sicherheitsthematik fällt weg. Zudem ist ein Wertpapier zumindest für Laien liquider als ein Edelstein, für den man einen Käufer suchen muss.“ Gedacht sei das Wertpapier aber nur für qualifizierte Anleger, „wie zum Beispiel insitutionelle Anleger, Family-Offices und Stiftungen“, so Schröck. Entsprechend hoch ist die Einstiegshürde mit mindestens 50.000 Schweizer Franken. Der Vertrieb der Fondsanteile erfolgt ausschließlich über Banken.

Wie aber funktioniert der Fonds? Der bullige Edelsteinhändler, der nicht nur selbst an den besten Adressen zum Gemmologen ausgebildet wurde, sondern auch schon in entlegensten Weltgegenden beim Schürfen der glitzernden Raritäten dabei war, holt weit aus: „Der Fonds ist ,asset-backed‘. In diesem Fall sind es hinterlegte Rubine, Saphire und Smaragde.“ Die Auswahl und der Ankauf der Edelsteine obliegt ihm und seinem weit über die Grenzen Österreichs hinaus renommierten Unternehmen. Wie beim Handelsgeschäft von The Natural Gem selbst gestaltete Schröck auch die Vorgaben für den Fonds streng: „Alle Steine müssen in der Schweiz von den weltweit renommiertesten Experten zertifiziert sein.“ Ein zweiter Schwerpunkt ist die Absicherung: „Kein Stein darf weniger als 10.000 oder mehr als 500.000 Schweizer Franken wert sein, um Klumpenrisiken zu vermeiden.“ Und wie kommt die Rendite zustande? „Der Fonds wird rolliert, das heißt, es können auch Steine verkauft und neue Juwelen hinterlegt werden, die denselben hohen Anforderungen genügen. Zudem profitiert der Anleger von der Wertsteigerung der hinterlegten Edelsteine.“ Die ist bei naturfarbenen Kostbarkeiten überaus beachtlich. Denn, so Schröck: „Das Angebot an Edelsteinen schrumpft. Einerseits, weil Indien, Vietnam und Kambodscha komplett leer geschürft sind, andererseits, weil die Weltpolitik den Handel mit manchen Ländern wie etwa Burma blockiert, dem ältesten Herkunftsland für Rubine. Daraufhin ist der Preis für Burma-Rubine in den USA um das Sechsfache gestiegen, ein Gramm bester Qualität wird um vier Millionen Dollar gehandelt.“ Europa boykottiert auch Afghanistan, worunter die Verfügbarkeit von Smaragden leidet. Das Angebot aus noch erlaubten Edelsteinquellen wird damit noch wertvoller. Wieder bringt der Fachmann ein Beispiel: „Vor 2020 haben wir Edelsteine aus Mozambique um 2.500 Euro pro Karat verkauft. Jetzt gibt es nichts mehr unter 5.000 Euro zu haben.“ Also durchaus rosige Aussichten für den Edelsteinfonds? Schröck lächelt bescheiden: „Wie sich Preise entwickeln, kann niemand vorhersagen. Aber es wird mit acht Prozent jährlicher Rendite der Fondsanteile gerechnet, weil auch die Management-Fee sehr knapp bemessen ist.“

„Es wird mit acht Prozent jährlicher Rendite der Fondsanteile gerechnet.“ – Thomas Schröck – Gründer The Natural Gem

Schnelles Wachstum

Professionell betreut und vertrieben wird der Fonds von einem Schweizer Unternehmen, das bereits reiche Erfahrung auf dem Gebiet der Wertpapiere hat – und deshalb auch entsprechend hohe Erwartungen mitbringt: „Die Schweizer streben noch für heuer ein Fondsvolumen von fünf Millionen Euro an. Bereits im nächsten Jahr soll es schon auf 20 Millionen Euro wachsen und in drei Jahren dann bei 200 Millionen Euro liegen.“ Grund für den Optimismus: Man rechnet mit einem überaus regen Interesse von Privatbanken. Schröck: „Schon nach den ersten Präsentationen war klar: Edelsteine sind für Banken zwar Neuland, aber sie finden das Angebot sehr interessant und freuen sich darauf, den Fonds ihren Kunden vorstellen zu dürfen.“

Für Kleinanleger hat Schröck auch ein neues Produkt in petto: Gemeinsam mit Sandor Habsburg-Lothringen – einem Nachfolger Maria Theresias aus der toskanischen Linie des einstigen Herrschergeschlechts – bringt er den weltweit ersten zu 100 Prozent mit Edelsteinen gedeckten Token auf den Markt. Das Prinzip: Man erwirbt einen digitalen Anteil an einem Portfolio aus zertifizierten Edelsteinen. Der Einstiegspreis liegt bei 100 Euro, die Stückelung bei einem Euro. Hat man genug Token gesammelt, kann man einzelne Steine aus dem Portfolio herauskaufen. „Der Token unter dem Namen Habsburg Royal Portfolio ist von den Behörden in Liechtenstein bereits offiziell zugelassen. Er wird demnächst an einer Börse gelistet und ist damit auch handelbar.“

Dann startet auch die Einführungskampagne für das neue Produkt. Wobei diese vielleicht gar nicht mehr notwendig ist. „Wir haben nach der Zulassung erste Ankündigungen via Social Media verbreitet und damit bereits circa 10.000 Euro Umsatz im Monat erzielt“, zeigt sich Schröck überrascht. Tatsächlich wurden Videos von The Natural Gem und seinem Gründer auf TikTok, Instagram und Youtube innerhalb von sieben Tagen mehr als eine Million Mal heruntergeladen. Was die Nachfrage nach dem Token natürlich befeuert. „Unsere Kunden im physischen Geschäft sind zwischen 45 und 65 Jahre alt, 80 Prozent sind Männer. Der Token begeistert auch 25- bis 30-Jährige für Edelsteine“, erklärt Schröck die Strategie. Wovon übrigens auch der Onlineshop von The Natural Gem profitiert: Im Vorjahr wurden über den digitalen Vertriebskanal mehr als 2,5 Millionen Euro umgesetzt. Bleibt die Frage, wie es mit den Zukunftsplänen von Natural Gem aussieht. Schröck lehnt sich zurück, geht kurz in sich und erklärt in seiner gewohnt ruhigen Art: „Der Token war ein Versuchsballon, dem schauen wir jetzt einmal beim Wachsen zu.“ Die Idee von Edelsteinfonds hat für ihn mehr Fantasie: „Der FineGem Fund ist ein alternatives Investment, das großen Portfolios zusätzlich Diversifikation und Sicherheit gibt.“ Er kann sich noch höher spezialisierte Produkte vorstellen: „Fonds, die etwa nur mit Rubinen oder nur mit Smaragden oder Diamanten hinterlegt sind. Aber das ist Zukunftsmusik.“ Vorher will er mit The Natural Gem beweisen, dass man auch für die Wertpapierindustrie ein verlässlicher Partner ist. Eine weitere Etage im Ringstraßenpalais hat Schröck jedenfalls schon angemietet und mit handgemalten Tapeten, wertvollen Accessoires und stilsicherem Geschmack veredelt. Es sieht so aus, als würde The Natural Gem schon bald viel mehr Platz brauchen.