Kolumne – Fundament erschüttert?

Monika Rosen, Börsenexpertin Österreichisch-­Amerikanische Gesellschaft, Grande Dame der ­Finanzmarktanalyse.

Seit rund einem Jahr steigen in den entwickelten Märkten die Zinsen. Das haben auch die Immobilienmärkte deutlich zu spüren bekommen. New York ist da keine Ausnahme, obwohl oder vielleicht gerade weil die Stadt zu den kompetitivsten und teuersten Metropolen weltweit zählt. Bei den Wohnimmobilien in Manhattan stehen derzeit vergleichsweise wenige Objekte zum Verkauf. Beide Seiten, also Käufer und Verkäufer, zögern mit einem Abschluss. Die Käufer wollen angesichts einer immer noch drohenden Rezession keinesfalls zu früh zuschlagen und letztlich überhöhte Preise zahlen. Die Verkäufer andererseits sehen wenig Veranlassung, bei den Preisabschlägen zu sehr entgegenzukommen, unter anderem auch, weil es kaum Objekte gibt, die sie stattdessen erwerben könnten. Vergleichsweise wenig Störfeuer gibt es lediglich im absoluten Topsegment. Dort wird meist kein Kredit benötigt, insofern spielen die Bewegungen am Zinsmarkt kaum eine Rolle. Bei Immobilientransaktionen jenseits der Marke von fünf Millionen Dollar werden drei Viertel der Deals in Cash (also ohne Kredit) abgewickelt. Das wahrscheinlich größere Problemfeld ergibt sich im Bereich der Gewerbeimmobilien. Während die meisten Mieter nach Manhattan zurückgekehrt sind, hat sich der Trend zum Homeoffice fest verankert. Das bedeutet nicht nur weniger Bürofläche, sondern auch einen geringeren Bedarf an einer Reihe von Dienstleistungen, die die Menschen rund um ihren Arbeitsplatz in Anspruch nehmen, vom Kaffee zum Mitnehmen bis zum Fitnessstudio. Hier sieht die New Yorker Fed durchaus potenziellen Stress im System, auf den sich auch die kreditgebenden Banken vorbereiten sollten.