KI und Immobilien – Die Immobilien-Maschinen

Spätestens seit ChatGPT wird das Potenzial künstlicher Intelligenz breit diskutiert. Auch die Immobilienbranche beschäftigt sich intensiv mit Möglichkeiten, wie man mit lernenden Maschinen Services und Prozesse verbessern kann. 

Text: Robert Prazak

Künstliche Intelligenz wird in der Immobilienbranche immer häufiger eingesetzt, um Prozesse zu automatisieren und effizienter zu gestalten.“ Kommt Ihnen dieser Satz verdächtig vor? Als wäre er von einer Maschine formuliert worden? Oder war es doch ein Mensch? Die Auflösung: Tatsächlich wurde diese Definition von ChatGPT erstellt, einem sprach- und textbasierten Chatbot, der künstliche Intelligenz (KI) verwendet, um natürlich wirkende Antworten zu geben.

Zeit für Kreatives

Die Frage, die wir gestellt haben: Was bedeutet KI für die Immobilienbranche, werden ChatGPT und andere maschinelle Werkzeuge diesen Sektor verändern? „Das werden sie ohne Zweifel“, so die nächste Aussage dazu – und diesmal kommt sie von einem Menschen, genauer gesagt von Michael Schmidt, dem geschäftsführenden Gesellschafter der 3SI Immogroup.

Monotone Routinetätigkeiten könnten schneller und effizienter durch KI erledigt werden, was letztlich wiederum dem Kunden oder dem Projekt zugutekomme. Weil die Arbeitszeit für solche einfachen, aber unbedingt zu erledigenden Aufgaben wegfällt, werde sie für individuelle, kreative oder komplexere Aufgaben frei.

Auch Karina Schunker, Geschäftsführerin von EHL Wohnen, fürchtet sich nicht vor künstlicher Intelligenz, sondern streicht das Positive hervor: „Generell schafft KI die Möglichkeit, administrative Aufgaben zu automatisieren, um am Ende des Tages mehr Zeit für das eigentliche Geschäft zu haben – nämlich für die Beratung und den Kontakt zu Kunden.“ Daniel Jelitzka, Geschäftsführer von JP Immobilien, ist sich des Wandels durchaus bewusst. Die Branche werde sich verändern, daran führt auch kein Weg vorbei. Er betont aber auch die Grenzen der maschinellen Mitarbeit: „Nichtsdestotrotz sind Immobilien wie die eigene Wohnung ein sehr emotionales Feld, wo der persönliche, menschliche Kontakt immer sehr wichtig sein wird.“

Daniel Jelitzka, Geschäftsführer JP Immobilien: „KI bringt der Immobilienwirtschaft Effizienzsteigerung in allen Bereichen.“
 
Karina Schunker, Geschäftsführerin EHL Wohnen: „Es führt kein Weg an der Auseinandersetzung mit KI vorbei.“
Michael Schmidt, Geschäftsführer 3SI: „Planungs- und Bauphasen und Projektpartner können mit KI besser vernetzt werden.“

Doch wie sieht der Einsatz von KI nun konkret aus? An Beispielen für eine praktische Umsetzung in der Immobiliensparte mangelt es nicht:

• Die Bewertung von Immobilien kann mithilfe von Algorithmen genauer und rascher erfolgen. Das bestätigt Michael Schmidt: „Hier sind die Vernetzung von zig Daten und die automatisierte Auswertung dieser Daten ganz wesentlich.“

• Einfachere Aufgaben, die vielfach als lästig empfunden werden, können von Maschinen übernommen werden – etwa die Erstellung von Exposétexten, die durch Angabe von Parametern automatisch erstellt werden könnten. Genau das überlegt das Wiener Immobilienunternehmen EHL, wie Schunker erzählt. Ebenso sei die Erstellung von Schlüsselübergabeprotokollen eine Möglichkeit, die neuen technischen Möglichkeiten zu nutzen. „KI eröffnet uns neue, moderne und schnelle Wege in der Kommunikation“, sagt Schunker. Darüber hinaus experimentieren Makler etwa auch mit der Erstellung weiterer Werbetexte, beispielsweise für Onlineplattformen oder für Social Media. Aufpassen heißt es indes, dass solche Texte nicht künstlich klingen und den persönlichen Touch vermissen lassen.

• Große Datenmengen zu verarbeiten, schaffen Maschinen schon jetzt sehr gut und teilweise genauer als Menschen; mithilfe von KI kann das Ganze noch
exakter und zielgerichteter erfolgen. KI sei eine Möglichkeit zur Erfassung von Daten, etwas zur Automatisierung von ersten Kundenkontakten, bestätigt Daniel Jelitzka. Auch sich wiederholende Abläufe, wie beispielsweise das automatisierte Anschreiben von Vormerkkunden, können von der KI erledigt werden. Bei JP Immobilien beschäftigt man sich derzeit vor allem über die eigene digitale Hausverwaltung namens „Puck“ mit dem Thema. Jelitzka: „Dabei muss noch gelöst werden, wie mit den Daten umgegangen wird. Es sind viele personenbezogene Daten in unserem Geschäft im Einsatz, die geschützt sein müssen.“

• Auch für Bauträger gibt es Vorteile, wie Michael Schmidt (3SI Immobilien) erläutert: „Einzelne Planungs- und Bauphasen wie auch Projektbeteiligte können mit IT und KI wesentlich besser vernetzt und aufeinander abgestimmt werden – das spart Zeit, Ressourcen und Kosten.“ Auch Jelitzka prognostiziert in diesem Zusammenhang „Effizienzsteigerungen in allen Bereichen“.

• Generell kann KI in der Gebäudetechnik durch Sammeln und Auswerten von Daten helfen, Gebäude sparsamer und klimafreundlicher zu betreiben. Das viel zitierte „Smart Home“ wird dadurch zur Wirklichkeit. Ebenso kann der Bedarf von Reparaturen bzw. Sanierungen mithilfe der klugen Maschinenhelfer rascher erkannt werden.

• Bei Immobilienpreisen kann die KI aufgrund historischer Daten und jüngster Trends Prognosen erstellen, die für Investmententscheidungen herangezogen werden können.

Die Branche hat jedenfalls keine Berührungsängste: KI sei ja nicht per se etwas Böses, andererseits bleibe menschliche Kontrolle unverzichtbar, betonen die Experten unisono. „Für mich führt der Einsatz von KI in Unternehmen nicht zum befürchteten Arbeitsplatzverlust, sondern zur Qualitätssteigerung“, sagt auch Michael Schmidt. Es bleibe ohnehin keine Alternative, meint Karina Schunker: „Jeder Unternehmer muss sich mit den Möglichkeiten der Digitalisierung, und im Speziellen mit KI, beschäftigen, daran führt einfach kein Weg vorbei.“

Experten für KI rechnen übrigens damit, dass durch die rasante technische Entwicklung neue Berufsfelder entstehen, die andere Jobs ersetzen. Das wird auch im Bau- und Immobilienbereich so sein, der sich angesichts des steigenden Bedarfs an Fachkräften – Stichwort Programmierer – durchaus in Konkurrenz zu anderen Branchen sieht. Je früher man sich auf die (demnächst) gelebte Realität der künstlichen Intelligenz einstellt, desto besser sind die Chancen der Sparte, sich als attraktiver Arbeitgeber zu positionieren. Was aber antwortet das KI-Tool ChatGPT auf die Frage, wie es mit dem Einsatz der maschinellen Intelligenz in dieser Sparte weitergeht? „Die Nutzung von künstlicher Intelligenz in der Immobilienbranche wird voraussichtlich in Zukunft weiter zunehmen, um Prozesse zu automatisieren, Zeit und Kosten zu sparen und präzisere Ergebnisse zu erzielen.“ Klingt etwas hölzern, aber immerhin …   

Infos

Dimensionen der KI

Das Beratungsunternehmen PWC prognostiziert, dass bis 2030 rund elf Prozent des deutschen BIP auf KI-basierte Innovationen zurückzuführen sein werden, etwa durch neue Tools zur Spracherkennung. Dabei kann KI in vier Kategorien eingeteilt werden.

• Automatisierende Intelligenz, etwa für routinemäßige Aufgaben.

• Unterstützende Intelligenz: Menschen dabei unterstützen, Aufgaben rascher und besser zu erledigen.

• Erweiternde Intelligenz: Bessere Entscheidungen werden mithilfe der KI ermöglicht, etwa aufgrund umfangreicherer Daten.

• Autonome Intelligenz: Entscheidungsprozesse werden automatisiert, menschliches Eingreifen ist nicht nötig.