assets Magazin: Alternative Investments - Wein
"Wer Weine als Wertanlage erwirbt, sollte einiges an Wissen mitbringen."
Hans Pleininger, Weinjournalist und Weinkenner

Genuss, Ästhetik und Rendite

Stolze 489.000 Euro hat sie gekostet. Die Flasche Romanée-Conti (Jg. 1945), die 2018 beim Auktionshaus Sotheby’s versteigert wurde. Von Auktionsexperten war die 0,75-Liter-Flasche Pinot noir aus dem Burgund, die am Ende an einen anonymen Bieter aus Hongkong ging, „nur“ auf 28.000 Euro geschätzt worden. Wenige Minuten später kam übrigens eine zweite Flasche des gleichen Weins um 434.000 Euro unter den Hammer. Der Romanée-Conti ist somit nicht nur der teuerste, sondern auch der drittteuerste Wein der Welt.

Dazwischen konnte sich lediglich eine Sechs-Liter-Flasche des Screaming Eagle Cabernet Sauvignon 1992 positionieren, die im Jahr 2000 auf einer Wohltätigkeitsveranstaltung versteigert wurde. Die Flasche aus dem Napa Valley (Kalifornien) erzielte dem österreichischen Weinmagazin Vinaria zufolge den stolzen Preis von 438.000 Euro und ist damit der zweitteuerste Wein, der jemals verkauft wurde.

Zugegeben, Preise wie diese gehören auch in der Welt des Weins zu Ausnahmen. Sie zeigen aber, dass sich mit dem schon seit der Zeit des antiken Griechenlands bekannten „Getränk“ beachtliche Wertsteigerungen erzielen lassen. Wobei das Wort „Getränk“ für wahre Kenner des edlen Tropfens schon fast einer Beleidigung gleichkommt.

Nicht jeder Tropfen steigt im Wert

Zurück zur Welt des Weins bzw. zur Wertanlage Wein. Wer Letzteres plant, dem stehen prinzipiell drei Wege offen, wie der Weinjournalist und Weinkenner Hans Pleininger erklärt: „Man kann einen noch jungen Wein erwerben, ihn fachgerecht am besten in der Originalkiste für einige Zeit lagern und hoffen, dass sein Wert im Lauf der Zeit steigt. Dazu sollte man allerdings schon einiges an Wissen mitbringen, um zu den richtigen Weinen zu greifen. Denn nicht jeder – noch so wohlschmeckende – Tropfen eignet sich als Wertanlage. Im Gegenteil: Nur wenige Weine, von denen sich in der Vergangenheit schon mehrfach erwiesen hat, dass sie durchaus das Potenzial zur Wertsteigerung haben, sind geeignet – wie etwa die Grands Crus aus den französischen Weinbauregionen Bordeaux und Burgund.“ So wie eben der Romanée-Conti, der selbst als „Jüngling“ an die 7.000 Euro kostet. Wie sich die Preise für Topweine entwickeln, kann man übrigens auch im Internet abrufen – konkret auf der Webseite liv-ex.com. Liv-ex steht für „London International Vintners Exchange“, wurde im Jahr 2000 von zwei Börsenmaklern gegründet und soll den internationalen Weinmarkt transparent abbilden. Kleiner Nachteil: Die Börse ist als Handelsplatz nur professionellen Weinhändlern zugänglich. Weil jede Börse natürlich Indizes braucht, die die Preisentwicklung widerspiegeln, finden sich auf liv-ex.com gleich einige davon. So etwa der Liv-ex Fine Wine 50, der die tägliche Preisentwicklung der meistgehandelten Weine (Bordeaux First Growths) abbilden soll. Auf Sicht von fünf Jahren weist dieser Index eine beachtliche Wertsteigerung von 26,36 Prozent auf (Stand 27. 4. 2021). Er wird allerdings von regionalen Indizes wie dem Burgundy 150 outperformt. Dieser hat in den vergangenen fünf Jahren ein stolzes Plus von mehr als 85 Prozent erzielt.

Weinpapiere

Die zweite Möglichkeit, in Wein zu investieren, ist der indirekte Weg über Zertifikate. So hat zum Beispiel die österreichische Raiffeisen Centrobank (RCB) ein Open-End-Zertifikat (ISIN: RCB000000096) in ihrem Portfolio, dem ein Weinbasket-Aktienkorb zugrunde liegt. „Weinpuristen“ müssen bei einem Investment in das Zertifikat allerdings über ihren Schatten springen. Denn aktuell ist die in den USA notierte Firma Constellation Brands Inc. mit einem Anteil von mehr als 16 Prozent der schwerste Titel im Basket. Constella­tion Brands wurde zwar ursprünglich als Weinerzeuger gegründet und ist mittlerweile auch das größte Weinunternehmen der Welt, doch mit einem Umsatzanteil von mehr als 67 Prozent ist Bier der größte Umsatzbringer des Riesen (Gesamt­umsatz 2020: 8,34 Milliarden US-Dollar). Dafür kann sich die Performance der Aktie sehen lassen. Seit sie im Weinbasket der RCB vertreten ist, hat sie ein stolzes Plus von mehr als 850 Prozent erzielt.

Weinfonds

Die dritte Möglichkeit, in Weine zu investieren, ist über den Umweg eines Fonds. Auch in diesem Fall investiert man allerdings nicht direkt in die Weine selbst, sondern in Aktien von Unternehmen, die sich entlang „der gesamten Wertschöpfungskette von Wein (Weinkeller, Händler, Anbau, Produzenten von Komponenten etc.) angesiedelt“ haben, wie es im Fact­sheet des „March International Vini Catena“-Fonds heißt. Das Hauptaugenmerk des Fonds liegt mit einer Gewichtung von zuletzt rund 60 Prozent auf Europa. Im Jahr 2020 wurde der Fonds – so wie beinahe die gesamte Fondswelt – heftig vom Coronavirus durchgebeutelt, hat sich aber mittlerweile wieder stark erholt und liegt auf Sicht von fünf Jahren bei einem Plus von mehr als 25 Prozent.

Der heilige Gral auf vier Rädern

Weg von der Welt des Genusses hin zur etwas profaneren Welt der Fortbewegung, genauer gesagt zu den Automobilen. Man mag es angesichts der Entwicklung bei den Absatzzahlen der Autoindustrie kaum glauben, aber auch des „Österreichers liebstes Kind“ eignet sich hervorragend zur Wertanlage. Die Rede ist von Oldtimern, die bei Sammlern mitunter zu exorbitanten Preisen den Besitzer wechseln. Der bisher höchste Erlös, den jemals ein Oldtimer auf einer Auktion erzielte, lag 2018 bei 48,4 Millionen US-Dollar. Es war ein Ferrari 250 GTO, den der ehemalige Microsoft-Chefentwickler Gregory Whitten – laut Berichten – im Jahr 2000 um rund sieben Millionen US-Dollar erworben hat. Dass das Auto, das in den Sechzigerjahren gebaut wurde, unter Sammlern derart begehrt ist, liegt unter anderem auch daran, dass insgesamt nur 36 Stück von der edlen Karosse erzeugt wurden. Womit wir auch schon bei der wichtigsten Regel wären, die sich Oldtimer-Anleger zu Herzen nehmen sollten: Je rarer das Auto, desto eher lässt sich eine hohe Wertsteigerung erzielen. Mit Massenware schafft man kaum Mehrwert.

Regel Nummer zwei für angehende Old­timerfans, die eine möglichst hohe Wertsteigerung erzielen wollen: Das Auto sollte mit prominenten Vorbesitzern oder -fahrern in Verbindung gebracht werden. So wie der eben erwähnte Ferrari mit der Chassisnummer 3413GT. Er wurde von Phil Hill, dem ersten US-Amerikaner, der jemals Formel-1-Weltmeister wurde, 1962 bei Tests gefahren. Der Italiener Edoardo Lualdi Gabardi, Ferrari-Stammkunde und Privatrennfahrer, der das Auto danach erwarb, gewann mit dem Wagen neun von zehn Rennen, an denen er 1962 teilnahm. Übrigens: Sieben von zehn der teuersten Autos, die jemals versteigert wurden, stammen aus dem Ferrari-Stall. Die italienische Automarke ist damit so etwas wie der heilige Gral unter den Automobilisten. In die Topliga schaffte es nur ein Mercedes: Der legendäre Silberpfeil W 196 R, mit dem sich der berühmte Rennfahrer Juan Manuel Fangio seinen zweiten Weltmeisterschaftstitel holte, erzielte 2013 bei einer Auktion von Bonhams einen Preis von 29,65 Millionen US-Dollar.

Weine, Autos, Kunst, Münzen, chinesische Keramik, ja selbst mit ausgewählten Handtaschen lassen sich – zumindest mittelfristig – durchaus interessante Wertsteigerungen erzielen. Das zeigt ein Blick auf den KLFII – Knight Frank Luxury Investment Index –, der von der britischen Beratergruppe Knight Frank ermittelt wird (siehe dazu die Tabelle oben). Eines ist aber fix: Bevor man Geld in die Hand nimmt, sollte man den jeweiligen Markt ausgiebig studieren.

Wertsteigerungen im Vergleich Knight Frank Luxury Investment Index (KLFII)
Veränderung12 Monate10 Jahre
Antikes Mobiliar-1 %-26 %
Uhren3 %62 %
Briefmarken6 %64 %
Juwelen-5 %74 %
Farbige Diamanten-1 %77 %
Handtaschen20 %115 %
Wein6 %125 %
Kunst4 %134 %
KFLII4 %138 %
Münzen0 %157 %
Autos4 %212 %
Seltener (rare) Whisky12 %535 %
Quelle:
Zusammengestellt von Knight Frank Research, Daten stammen von Art Market Research (für Kunst, Münzen, antike Möbel, Handtaschen, Juwelen, Briefmarken und Uhren), Fancy Color Research Foundation (farbige Diamanten), HAGI – Historic Automobile Group International (Autos) sowie Rare Whisky 101 and Wine Owners – Stand Q2/2020, ausgenommen Kunst (Q1/2020), farbige Diamanten und Münzen (Q4/2019) und Briefmarken (Q4/2018).