Spirituosen – Tröpfchenweise – Probieren geht über Studieren

Das bayerische Start-up Abonauten bietet Gin und andere Spirituosen in exklusiver Auswahl und in kleinen Probiergrößen im Abo an. Perfekt für neugierige Genießer, die mutig genug sind, ihren Gaumen auf eine höchst genussvolle Weltreise zu schicken.  Text: Sandra Seck

Meist passiert es im Urlaub: schöne Flasche, tolles Etikett, vielversprechender Name. Also: Was kostet die Welt? Zu Hause geöffnet, wird das Mitbringsel schnell zur gustatorischen Enttäuschung und muss fortan für die bucklige Verwandtschaft herhalten. Marco Tunger und Christian Schumm kannten das Problem nur zu gut, als sie Ende 2017 ihr Start-up Abonauten im bayerischen Bad Tölz gründeten, um nach einer Lösung zu suchen. „Es gibt weltweit so viele Gins – und die völlig überfüllten Ginregale können leicht überfordern, selbst wenn man sich gut auskennt. Wonach soll man entscheiden, wenn man zuvor noch nie etwas von einem Produkt gehört, geschweige denn gekostet hat?“,  so Tunger.

Persönliches Tasting für zu Hause

Mit ihrem Gin-Abo haben die beiden Jungunternehmer einen Schlüssel zu außergewöhnlichen Genusserlebnissen gefunden. Wacholderfreunde können damit einfach und bequem alle Sorten dieser Welt verkosten. Über das Abonauten-Abo erhalten Kunden monatlich drei verschiedene Gins à 100 Milliliter. Angeboten werden Abonnements mit drei, sechs oder zwölf Monaten Laufzeit, die vorab gezahlt keiner Kündigung bedürfen, weshalb diese Abos bei den Kunden als Geschenkideen sehr beliebt sind. Zusätzlich gibt es ein flexibles, monatlich kündbares Abo namens Gin Flex. Die Preise liegen je nach Laufzeit zwischen 35 und 43 Euro. Derweil konzentriert sich Abonauten auf den DACH-Raum, für die Schweiz läuft aktuell die Suche nach einem Generalimporteur.

Unbekannte Schätze entdecken

Die Gins werden mit Know-how kuratiert, um auch im Geschmack eine Bandbreite zu gewährleisten – in die Box darf nur hinein, was sorgfältig ausgewählt und verkostet wurde, bevor es von Hand abgefüllt und verpackt wird. Und niemals, so das Versprechen, wiederholt sich ein Produkt. Bei den Produzenten liegt der Schwerpunkt auf kleinen Herstellern, Familienbetrieben und Manufakturen, die oft weder einen Außendienst noch Produktvermarktung haben und meist nur regional bekannt sind. Industrie- und Massenware sind ein No-Go, schließlich ist man darauf aus, Kunden neue (Geschmacks-)Welten näherzubringen und nicht mit dem Einerlei aus den Supermärkten zu langweilen. Abonauten will überraschen mit Qualität und Charakter statt standardisierten Methoden und richtet sich an Entdecker, die Außergewöhnliches einfach und komfortabel kennenlernen wollen. Jeder Gin besitzt eine individuelle Geschichte, weshalb Tunger großen Wert auf Storytelling legt. Authentizität und Ursprung werden teils über Etiketten, über Flyer oder Karten vermittelt, indem sie über die Zutaten, die Tasting Notes oder die Geschichte der Betriebe informieren.

Hochwertige Genussartikel wie Gin,
Whisky oder Champagner in monatlich wiederkehrenden Abständen: das Genuss-Abo als innovative Konsumentenansprache.

Neue Vertriebswege in der Pandemie

Mit einem Kickstarter-Crowdfunding erhielt das Start-up zu Beginn 10.000 Euro. Da keine Ausgaben notwendig sind, wenn keine Abos abgeschlossen werden, gab es kaum Initialkosten. Denn die Ware steht, zusätzlich zum Abogeschäft, auch für den direkten Verkauf im Webshop zur Verfügung. Die gleichen Flaschen, die gleichen Kartonagen. Die Abonauten bestellen also nur das, was tatsächlich gekauft wird, das freut den Controller. Bis zur Pandemie waren Genussmessen der einzige Vertriebskanal, der ausgezeichnet funktionierte. Nach dem Crowdfunding startete Abonauten gleich mit 60 Abos durch und wuchs innerhalb der nächsten zwei Jahre auf über 600 Abos an, sodass der Aufwand schon bald nur mehr auf Vollzeitbasis bewältigt werden konnte. Schumm stieg aus, um sich anderen Unternehmungen zu widmen, und Tunger, der aus dem Marketing- und Agenturbusiness kommt, übernahm das Geschäft komplett. Kurz darauf beendete Corona schlagartig das Messebusiness und der Erfolgslauf kam zum Stillstand. Nun musste zunächst ins Onlinemarketing investiert werden, um es langfristig mit dem Offline-Business zu kombinieren.

Wachstum durch Flexibilität

Seither sind die Kinderkrankheiten behoben und die Abonauten skalieren: Neben Gin sind die Abos zudem für Whisky,
Espresso, Filterkaffee, Champagner, Wein und Käse erhältlich. Und es soll noch mehr werden: Rum, Liköre, Edelbrände, Tee, Schokolade, Lakritz, Olivenöl, Essig und Bier sollen bis Anfang 2023 das Portfolio abrunden. „Wir planen, unser Genuss-Abo zu erweitern. Wer künftig ein Abo abschließt, kann monatlich innerhalb der Produktkategorien wählen. Also, in einem Monat kann der Kunde Wein testen, er erhält zwei 0,75-Liter-Flaschen, und im nächsten Monat Käse, er erhält drei verschiedene Käsesorten. Und alle vier Wochen kann er eine andere Produktkategorie wählen. So bedienen wir unterschiedliche Vorlieben und der Kunde selbst kann sein Abo flexibel gestalten und möglichst viel aus aller Welt kennenlernen, wenn er möchte. Wir wissen, dass sich z. B. je nach Jahreszeit die Bedürfnisse verändern“, so Tunger.

Kampagnen in größerem Stil

Durch die Wechselbarkeit vergrößert sich die Zielgruppe, das Unternehmen wandelt wieder auf Wachstumspfaden. „Wir sind weit davon entfernt, von einer Sättigung in der Kundenansprache zu sprechen. Mit der Erweiterung des Abos können wir bei entsprechender Investition ein Vielfaches unserer bisherigen Kunden erreichen und Kampagnen in größerem Stil fahren.“ Seit einem Jahr ist der deutsche Investor Bauer Joghurt mit an Bord, der aktuell 31,3 Prozent des Start-ups besitzt. Die Bauer Gruppe erwirtschaftete 2020 einen Jahresumsatz von 722 Millionen Euro. Mit dem starken Partner an Bord schaut Tunger optimistisch in die Zukunft: „Es sind nicht nur das Kapital, sondern auch die Expertise, die Kontakte und vor allem das Mentoring, von dem wir als Start-up profitieren. Die neuen Impulse, die wir in den Gesprächen erhalten, bringen uns vorwärts.“ Ende November 2022 startet auf Conda eine Crowdinvesting-Kampagne, die nicht nur Kapital, sondern auch Aufmerksamkeit bringen soll. Für Interesse sorgen die Produkte der Abonauten aber auch ganz ohne Kampagnen. „Wie geil ist das denn?“, entfuhr es einem Messekunden, als Tunger das Genuss-Abo präsentierte. „Das ist die schönste Rückmeldung, die wir von einem Kunden bekommen können!“   ←

Inside

Aktuelle Zahlen

22.000 versendete Probierflaschen in 2021

500 laufende Abos in 2022

300.000 Euro Umsatz in 2021

Planzahlen

1.600 Abos in 2023

3.100 Abos in 2024

3.900 Abos in 2025

550.000 Euro Umsatz in 2023

720.000 Euro Umsatz in 2024

1.100.000 Euro Umsatz in 2025

Weitere Infos unter: www. abonauten.de

Die Crowdinvesting-Kampagne unter: www.conda.de/abonauten