assets Magazin: Swetha Ramachandran, GAM Investments
Swetha Ramachandran, GAM Investments

Ausblick 2: Die wichtigsten Trends für die Finanzmärkte

Steigende Kapitalinvestitionen sorgen für strukturelle Wachstumstrends

Von Niall Gallagher, Investment Director, European Equities

Wir sind der Auffassung, dass wir in ein ganz anderes Umfeld eintreten werden, als wir es in den letzten rund 15 Jahren hatten. Die Jahre seit der globalen Finanzkrise waren von einem recht geringen Wirtschaftswachstum, einer sehr niedrigen Inflation und sinkenden Anleiherenditen geprägt. In diesem Umfeld, das auch vom Schuldenabbau und geringen Sachinvestitionen gekennzeichnet war, haben bestimmte Aktien sehr gut abgeschnitten. Dabei handelte es sich im Wesentlichen um Qualitätsaktien: Unternehmen mit geringer Volatilität und beständigem Cashflow sowie Wachstumsunternehmen. Diese haben vor dem Hintergrund geringen Wachstums gut abgeschnitten, und bei sinkenden Anleiherenditen wurden viele Qualitäts- oder Wachstumstitel neu bewertet. Nachdem wir die Pandemie überwunden haben, dürften wir in ein Umfeld mit einer etwas stärkeren Inflation und wahrscheinlich hohem Wachstum eintreten.

Wir glauben aber auch, dass damit ein hervorragender Zyklus für Kapitalinvestitionen eintritt, der teilweise von Regierungen angetrieben wird, welche die Wirtschaft mit mehr Investitionen unterstützen wollen. Darüber hinaus wird der Übergang zu Netto-Null Emissionen sehr hohe Investitionen in die gesamte Bandbreite der Branchen, die Energienetze und auch in Bereichen wie Wohnimmobilien erfordern. In den letzten anderthalb bis zwei Jahren haben wir unser Engagement in einigen dieser sehr starken strukturellen Wachstumstrends schrittweise erhöht.

Die offensichtliche Sorge ist, dass die Mutationen des Coronavirus dazu führen, dass wir in eine Situation wiederholter Lockdowns kommen. Die zeitweise Panik der Regierungen war schädlich, aber wir glauben, dass die meisten Unternehmen ziemlich gut aufgestellt sind, selbst wenn wir uns auf ein gewisses Hin und Her einstellen müssen – vielleicht mit Ausnahme von Unternehmen aus der Reisebranche, die beeinträchtigt werden könnten. Ich denke, weitere Beschränkungen im Zusammenhang mit Covid-19 stellen das größte Risiko dar. Das andere Risiko, das ich jedoch für nicht wesentlich halte, besteht darin, dass die Inflation stärker ansteigen könnte, als die politischen Entscheidungsträger eingestehen. Wir glauben, dass die Zentralbanken der Entwicklung hinterherhinken. Was wir sagen, unterscheidet sich deutlich von dem, worüber die Zentralbanken gesprochen haben. Auch wenn ich der Auffassung bin, dass wir für ein Umfeld mit einer höheren Inflation gut aufgestellt sind, könnte es für bestimmte Anlageklassen ziemlich verheerende Auswirkungen haben.

Strukturelle Faktoren treiben Outperformance des Luxussektors weiter an

Von Swetha Ramachandran, Investment Managerin, Luxury Equities

Die starke Performance des Luxusgütersektors wird durch eine anhaltend positive Gewinnentwicklung unterstützt. Das Wachstum wird durch strukturelle Faktoren angetrieben: den kontinuierlichen Aufstieg der neuen asiatischen Mittelschicht, den Einfluss jüngerer Verbraucher und die Digitalisierung – sowohl um die Kapitalintensität des Sektors zu reduzieren, indem die Verbraucher zu niedrigeren Kosten bedient werden, als auch um neue Einnahmequellen im Metaversum zu erschließen. Das Bindeglied zu diesen Wachstumstreibern ist auch die wachsende Rolle von Nachhaltigkeitsbelangen im Verbraucherverhalten: „Weniger und dafür besser kaufen“ ist de facto das Motto in der Luxusbranche. Der Markt unterschätzt unseres Erachtens die Preissetzungsmacht des Sektors, die das Margenwachstum vor dem Hintergrund einer weiter robusten Nachfrage im Jahr 2021 bis weit ins Jahr 2022 hinein vorantreiben dürfte. Wir gehen davon aus, dass sich die anhaltende Handelsdynamik bis zum Jahresende bei den günstigen gesamtwirtschaftlichen Rahmenbedingungen als Katalysator für eine fortwährende Outperformance des Sektors erweisen wird.

Schwellenländer mit attraktiven Bewertungen

Von Paul McNamara, Investment Director, Emerging Markets Fixed Income

Unsere Einschätzung für lokale Schwellenländeranleihen bleibt weitgehend unverändert. Die Anlageklasse ist zur Zeit wenig nachgefragt, und wenn das globale Wachstum wie von uns erwartet stabil bleibt, könnte sie vom Potenzial für positive Gesamtrenditen profitieren. Das ist etwas, das sich im festverzinslichen Bereich als selten erweisen könnte, wenn die Renditen von US-Treasuries steigen (und die Preise sinken), da die Fed beginnt, die Anleihekäufe zu drosseln und die Zinsen anzuheben. Wir sehen erste Anzeichen einer Stabilisierung der Wirtschaftsaktivität in China und halten trotz der Sorgen wegen der Omikron-Variante von Covid-19 strenge Lockdowns selbst in Europa für unwahrscheinlich. Sollte sich dies so fortsetzen, dürften das US-zentrierte globale Wachstumsmuster und die entsprechende Stärke des US-Dollars, die für 2021 so charakteristisch waren, nachlassen – insbesondere angesichts negativer fiskalischer Impulse in den USA. Wir glauben, dass die Bewertungen der Schwellenländer attraktiv sind und ein erhebliches Renditepolster im Vergleich zu den Industrieländern und den meisten als billig eingestuften Währungen bieten – obwohl es, wie die Türkei gezeigt hat, sehr wichtig ist zu differenzieren.

Inflationsdruck hält an

Von Adrian Owens, Investment Director, Global Macro & Currency Fixed Income

Obwohl noch unklar ist, wie sich Omikron in den kommenden Monaten auf die Wirtschaftstätigkeit auswirken wird, sind wir sicher, dass es, egal wie es ausgeht, für die Inflation nicht hilfreich sein wird. Wenn die Regierungen restriktivere Maßnahmen zur Bekämpfung des Virus ergreifen, wird dies die Angebotsseite der Wirtschaft weiter schädigen und das derzeitige Ungleichgewicht zwischen Angebot und Nachfrage nur noch verschärfen. Dies dürfte auch zu einem noch langsameren Abbau der von den Zentralbanken zur Verfügung gestellten Liquidität führen. Wenn Omikron hingegen keine nennenswerten Auswirkungen auf die Wirtschaftstätigkeit zeigen sollte, sind wir wieder beim Status quo der großen Zentralbanken, die der Entwicklung hinterherhinken und das volle Ausmaß des herrschenden Inflationsdrucks nicht erkennen.