assets Magazin: Zenith Uhren

Die guten, harten Zeiten

Es war ein turbulentes Jahr für die Uhrenbranche. Nach der coronabedingten Absage einschlägiger Veranstaltungen wie der Watches & Wonders (früher: Genfer Uhrensalon) und der Implosion der Baselworld (früher: die größte Uhrenmesse der Welt), schien die Industrie für kurze Zeit in eine Art Schockstarre gefallen zu sein.

Späte Neuheiten

Schlimmer noch: Patek Philippe und sogar Rolex, so war zu hören, würden heuer gar keine Neuheiten mehr vorstellen. Das ließ bei so manchem Liebhaber tickender Preziosen kurzfristig den Blutdruck steigen. Doch die angespannte Lage hat sich im Laufe der letzten Wochen und Monate wieder entspannt. Nach und nach präsentierten auch die letzten der namhaften Häuser ihre Kreationen für das Jahr 2020.
Spätestens, als Rolex Anfang September mit aufgefrischten Submariner-Modellen um die Ecke kam, dürften sich auch die letzten Fatalisten beruhigt haben. Beide Ausführungen – es gibt eine mit und eine ohne Datum – verfügen jetzt über ein leicht vergrößertes Gehäuse mit einem Durchmesser von 41 Millimetern. Darin tickt nun das in diesem Jahr von der Uhrenmarke vorgestellte Kaliber 3230 bzw. das erstmals bei der Modelllinie Submariner eingesetzte Kaliber 3235 mit Datumsanzeige. Die Submariner und die Submariner Date gelten als Archetyp der sportlichen Armbanduhr und sind dementsprechend begehrt. Händler können sich schon mal auf den Ansturm der Rolex-Fans einstellen. Letztere wiederum darauf, dass die Wartelisten wieder sehr lang sein werden.
Ähnliches gilt für eine andere Genfer Uhrenmarke von Weltruf: Patek Philippe. Dort nahm man zunächst die Eröffnung eines neuen Manufakturgebäudes zum Anlass, um ein Sondermodell zu lancieren – eine exklusive Calatrava. Sie trägt die Referenz 6007A-001 und fällt durch ihr Gehäuse und die breite, bombierte Lünette aus poliertem Stahl auf. Da Stahl ein für Patek-Verhältnisse sehr seltenes Gehäusematerial ist, kann man davon ausgehen, dass sich die Sammler schon jetzt für diesen auf 1.000 Stück limitierten Zeitmesser anstellen werden. Angetrieben wird die Calatrava vom automatischen Kaliber 324 S C. In weiterer Folge stellte die prestigeträchtige Marke ein Dreiergespann hoch komplizierter Zeitmesser, „Grandes Complications“, vor. Es sind dies ein Modell mit Minutenrepetition und Tourbillon (Referenz 5303R-001), ein Schlepp­zeiger-Chronograph (Referenz 5370P-011) und ein Chronograph mit ewigem Ka­lender (Referenz 5270J-001). Man sieht: Patek bleibt sich treu.

assets Magazin: Bulgari Uhren
Bulgari heimst mit der Octo Finissimo Tourbillon Chronograph Skeleton den sechsten Weltrekord in sechs Jahren ein: So flach war noch keine Uhr mit solchen Komplikationen.
assets Magazin: Omega Uhren
Seit 25 Jahren trägt James Bond nun schon Uhren von Omega an seinem Handgelenk. Grund genug, eine Jubiläumsversion in Platin auf den Markt zu bringen.

Schön und gut

Bei Breitling sorgte die „Rainbow“ für Furore – und war dem Vernehmen nach schon bei der Onlinepräsentation so gut wie ausverkauft. Ob dies an dem extravaganten Erscheinungsbild der Superocean Heritage ’57 Limited Edition II mit blauem Zifferblatt und Designelementen in allen Farben des Regenbogens lag, an der Limitierung auf 1.000 Stück oder am guten Zweck, sei dahingestellt. Fakt ist, Breitling spendete ein ordentliches Sümmchen (500.000 Schweizer Franken) aus dem Verkauf der Uhr für die Helden des Kampfes gegen Covid-19. Mit der bunten „Rainbow“ hat Breitling jedenfalls ein gutes Händchen für außergewöhnliches Design bewiesen. Dem steht auch die Top Time in keinster Weise nach. Ebenfalls limitiert (2.000 Stück), ist der Retro-Chronograph mit seinem markanten „Zorro-Zifferblatt“ ein echter Hingucker. James-Bond-Fans werden die Uhr vielleicht wiedererkennen: Sie spielte 1965 in „Feuerball“ eine tra­gende Rolle. 2020 kommt sie allerdings ohne Geigerzähler aus.
Apropos 007: Seit 25 Jahren ist Omega der bevorzugte Uhrenlieferant des beliebtesten britischen Geheimagenten. Der Film „No Time to Die“ sollte schon im Frühjahr in die Kinos kommen, doch Corona machte auch diesen Plänen einen Strich durch die Rechnung. Nun soll es im November so weit sein – mit der Filmpremiere. Die Jubiläumsuhr war schon davor vorgestellt worden. Es handelt sich um eine Seamaster Diver 300M James Bond Numbered Edition. Um dem Zeitmesser einen besonderen Look zu verleihen,
wurde das 42-Millimeter-Gehäuse aus Platingold gefertigt. Das typische 007-Pistolenlaufmotiv aus 18 Karat Weißgold ziert das schwarze Emailzifferblatt, und die schwarze Keramiklünette ist mit einer Taucherskala aus Platin im positiven Re­lief zu sehen.
Auch bei Zenith kommt man aus dem ­Feiern gar nicht mehr heraus. Selbst wenn das legendäre El-Primero-Werk, das erste automatische Chronographenwerk der Welt, bereits 2019 sein 50-jähriges Jubi­läum feierte, würdigt Zenith es weiterhin mit einer Reihe neuer und exklusiver Uhren. In diesem Kontext präsentierte die Marke mit Sitz in Le Locle heuer ein bislang unbekanntes Prototypzifferblatt seines berühmten Chronographen, das die erste Manufakturedition der Chronomaster-Revival-Serie ziert. Es gibt keine Aufzeichnungen über diese vermutlich als Prototypen entstandenen Zifferblätter in drei verschiedenen Blautönen, was die ­Sache so außerordentlich spannend macht und der emotionalen Geschichte des El Primero ein weiteres Kapitel hinzufügt.

assets Magazin: Breitling Uhren
Breitling beweist mit der Top Time und der „Rainbow“ (Bild) ein gutes Händchen beim Design.
assets Magazin: Patek Philippe Uhren
Eine Edelstahluhr von Patek Philippe hat ­Seltenheitswert. Deshalb ist dieses Modell vom Fleck weg ein begehrtes Sammlerstück.
assets Magazin: Rolex Uhren
Die Submariner gilt als Archetyp der T­aucheruhr. Rolex hat ihr heuer unter anderem ein größeres Gehäuse verpasst.

Minimalismus

Auf dem Höhepunkt des Sommers stellte sich dann ein uhrmacherisches Highlight ein: Bulgari holte sich mit der ultraflachen Octo Finissimo Tourbillon Chronograph Skeleton den sechsten Weltrekord in sechs Jahren. Seit dem 2014 erschienenen ersten Modell hat die Kollektion Octo eine Serie bahnbrechender Rekorde im Bereich ultraflacher Uhrenkonstruktionen aufgestellt. So kombiniert das aktuellste Modell einen Monodrücker-Stoppuhrmechanismus mit einem Tourbillon-Drehgestell, das wegen der Uhrwerkhöhe von nur 3,5 Millimetern (!) von einer peripheren Schwungmasse angetrieben wird.
All diese Komponenten sind in einer Gesamthöhe von nur 7,40 Millimetern vereint. Kurzum: Es gibt nichts Vergleich­bares auf dem Markt, das all diese Funktionen in einer derart reduzierten Werkhöhe vereint. Kein Wunder, dass man beim römischen Edeljuwelier, der sich mit Schweizer Know-how längst einen festen Platz in der Haute Horlogerie ge­sichert hat, beinahe vor Stolz platzt. ←

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