assets Magazin: Limomacher

Die Durstlöscher aus dem Ländle

Zum Glück haben wir am Anfang nicht auf die Marketingexperten gehört“, sagt Julian Egle. Denn das Konzept, das der Vorarlberger zusammen mit seinem Co-Gründer Alexander Thurnher entwickelt hat, ist voll aufgegangen. Mit ihrem Getränke-Start-up  Limomacher EFT GmbH entwickelten die beiden sowohl Gin als auch Tonic mit dem eingängigen Markennamen Franz von Durst. Die Idee war: Auffallen um  jeden Preis, und das direkt im Einzelhandelregal. Das Mittel, das die Gründer dafür gewählt haben, sind lebendige und kreative Hochglanzetiketten in sechs verschiedenen Designs. „Wir brauchen den Erstkontakt über die Etiketten“, war Egle überzeugt – im Gegensatz zu manchen Marketingexperten. Heute verkauft das Start-up 20.000 Flaschen Gin und weit über 100.000 Flaschen Tonic pro Jahr – und ist österreichweit im Handel gelistet. „Das wollten wir immer erreichen, es war unser Urtraum“, so der Gründer.

Start in der Nische

Der Ursprung dieses Traums liegt in einer Gemeinde in Vorarlberg, nämlich in Hard. Dort sind die beiden Gründer aufgewachsen, bevor es sie später an die WU nach Wien gezogen hat. Nach Ende des Studiums kehrt Egle ins Ländle zurück und beschließt, Limonaden nach eigenem Rezept herzustellen. Der Clou dabei war jedoch nicht die Limo selbst, sondern die Möglichkeit, die Etiketten zu personalisieren – und das auch bei kleinen Mengen. Vor allem Unternehmen im B2B-Bereich sind hier rasch aufgesprungen. „Schon im zweiten Monat, nachdem unsere Webseite online gegangen war, haben wir gemerkt: Der Bedarf ist da, wir haben eine Nische gefunden“, so Egle.

Der ursprüngliche Traum, als Getränkemarke im Einzelhandel Fuß zu fassen, ließ die beiden dennoch nicht los. Ende 2016, als auch Thurnher seinen Job in Wien gekündigt und wie sein Compagnon Vollzeit ins Start-up eingestiegen ist, stand der Entschluss fest: „Das machen wir jetzt!“

Auffallen um jeden Preis

Und so entwickelten die Gründer eine Rezeptur für ein eigenes Tonic – ohne dabei auf ihr Credo, Auffallen um jeden Preis, zu verzichten. Also musste gleich auch ein innovatives Konzept für die Etiketten her. Sie entwickelten daher sechs verschiedene, hippe Etikettendesigns, die im Regal hervorstechen sollen. Ein Gespräch beim Handelsunternehmen Spar in Vorarlberg verlief so gut, dass Egle und Thurnher gleich eingeladen wurden, in der Unternehmenszentrale in Salzburg vorzusprechen. „Zu dieser Zeit hatten wir noch nicht einmal eine Flasche abgefüllt“, so Egle. Dennoch wurde Franz von Durst in hundert Filialen österreichweit gelistet, ein halbes Jahr später bereits in 500 Filialen.

assets Magazin: Alexander Thurnher, Julian Egle
Alexander Thurnher und Julian Egle sind die „Limomacher“. Ihr größter Erfolg: der „Franz von Durst“-Gin.

Erfolgskonzept Bootstrapping

Trotz dieses Wachstums setzen die Vorarlberger weiter auf ihre Lean-Management-Methode. Das heißt, dass sie auch weiterhin nur zu zweit an ihrem Start-up arbeiten. „Wir organisieren uns bewusst so schlank, da wir ohne große Fixkosten wachsen möchten“, sagt Egle. Auch auf Finanzinvestoren wurde bewusst verzichtet. Und das, obwohl in der Liquidität eine der größten Herausforderungen für die Getränkehersteller liegt. „Wir müssen alles vorfinanzieren. Dennoch bleiben wir beim Bootstrapping (Anm.: Verzicht auf externe Finanzierung), da wir so autonomer handeln können und uns niemand reinredet“, meint der Gründer. Produziert wird derzeit alles in Vorarlberg. „Das liegt an den strategischen Partnern, die wir von Anfang an mit an Bord haben. Durch das Wachstum kann sich das aber noch  ändern – vorerst aber nicht“, so Egle.

Stichwort Wachstum: Es sollte nicht nur beim Tonic bleiben. Egle und Thurnher wollten einen eigenen Gin entwickeln, der ideal zu ihrem Tonic passt – und damit auf den Gin-Tonic-Trend aufspringen. Und das mit Erfolg. Bei den World Spirit Awards, die dieses Jahr in Italien vergeben wurden, holte sich das Start-up Gold in der Kategorie „Western Dry Gin“. Neben Spar ist der Gin auch bei Metro österreichweit gelistet, die Gin & Tonic Box entwickelt sich dabei zum echten Bestseller.

Auf dem Sprung nach Deutschland

Geografisch bleibt der Hauptfokus weiterhin auf dem heimischen Markt – hier will das Duo zur namhaften Marke im Spirituosen- und Mixerbereich werden. Erste Fühler wurden auch schon nach Deutschland ausgestreckt. Mittlerweile hat das Start-up dort einen eigenen Zwischenhändler für Gin. Der Vertrieb und das Marketing laufen zu einem großen Teil  jedoch online, über den Shop auf der eigenen Website. Nicht überraschend, dass der erste Mitarbeiter, der vom Start-up eingestellt wurde, ein Digitalmanager ist.

Offen ist noch die Frage, wie die Unternehmer auf den Namen ihrer Gin- und Tonic-Reihe gekommen ist. „Das war ein klassisches Brainstorming“, erinnert sich Egle. „Wir haben nach einem typischen österreichischen Männernamen gesucht. Dabei haben wir entdeckt, dass ein Franz der Überbringer des Gins nach England gewesen sein soll. Wir wollten auch etwas Adeliges dabei haben – also war der Name Franz von Durst geboren“, sagt Egle. Dass der Name funktioniert, zeigt sich in den Verkaufszahlen und der Reaktion der Leute: „Sie lachen und merken sich die Marke.“

Während jetzt gerade die Vorbereitung auf das Onlinemarketing für das Weihnachtsgeschäft läuft – eben wird die Gin &  Tonic Box fit für Deutschland gemacht –, werden auch schon Pläne für weitere Produkte geschmiedet. So möchte das Gründerduo die Produkttiefe noch ausweiten. Getüftelt wird an einem zweiten Gin, auch ein Bitter Lemon soll auf den Markt kommen. Und ein Soda für den idealen Gin Fizz ist ebenfalls in Planung.  ←