assets Magazin: Kevin Kruczynski, GAM
Kevin Kruczynski, Investmentmanager für Research und Analysen bei GAM

Buy Now, Pay Later: Zahlungsmethode im Aufwind

Eine Handvoll vorausdenkende Unternehmen setzen mittlerweile auf diese Technologie, um den Bezahlprozess effizienter zu gestalten und in ein sehr einfaches, benutzerfreundliches Format umzuwandeln. Afterpay beispielsweise trifft auf der Grundlage von sechs einfachen Eingaben eine Entscheidung über die Aufnahme eines Neukunden, wobei weder eine Bonitätsprüfung noch ein Einkommensnachweis erforderlich sind. Dieses Format findet insbesondere bei den sogenannten «Millennials» und Konsumenten der „Generation Z“ großen Anklang, da sie den Vorgang eher als einen Zahlungsplan als die Aufnahme von Schulden einstufen.

Das BNPL-Geschäftsmodell sieht eine vom Händler abzuführende Provision in Höhe von zwei bis sechs Prozent vor, also eine deutlich höhere Vergütung als Kreditkartenunternehmen erheben. Warum sind Einzelhändler bereit, mehr zu zahlen, um diesen Service anzubieten? Die einfache Antwort lautet: BNPL-Kunden weisen höhere Konversionsraten und deutlich höhere durchschnittliche Bestellsummen auf. Auch Afterpay erkannte schnell die hohe Akzeptanz der Millennials und nutzte dies als wichtiges Verkaufsargument, da diese Gruppe über traditionelle Marketingmethoden nur schwer erreichbar ist. In Australien funktionierte dieses Geschäftsmodell gut, und Händler wie beispielsweise Urban Outfitters haben diese Zahlungsmethode auch in den USA und dem Vereinigten Königreich eingeführt. Ausschlaggebend dafür ist, dass BNPL-Unternehmen ihren Einzelhandelspartnern zu Wachstum verhelfen und ein bequemes, unverbindliches Finanzprodukt für Endkunden zur Verfügung stellen; dies führte zu einem starken Netzwerkeffekt, da mehr Kunden mehr Einzelhändler anziehen, die wiederum mehr Kunden anziehen.

Weltweites Potenzial noch unerschöpft

Einzelhändler mit größerer Präsenz im elektronischen Handel, deren Zielkunden junge modebewusste Verbraucher sind, waren begeisterte frühzeitige Nutzer der Zahlungsalternative, die auf verschiedenen Fast-Fashion-Websites deutlich sichtbar positioniert ist. Hersteller von Luxusmarken, die grundsätzlich langsamer auf den elektronischen Handel übergegangen sind, haben länger gezögert, bis sie dieses Konzept übernahmen, da sie die Behauptung befürchteten, sie würden Produkte an Kunden verkaufen, die sich diese im Grunde nicht leisten können. Gucci bietet als eine von wenigen Luxusmarken BNPL an – über Affirm und ausschließlich in den USA – und signalisiert damit, auf die jüngeren Käuferschichten dieses Marktes abzielen zu wollen. Online-Modehändler wie beispielsweise Farfetch und Net-a-Porter haben begonnen, BNPL-Optionen anzubieten, allerdings nur in einem kleinen Produkt- und Preissegment.

Laut Analysen von Accenture haben sich die BNPL-Transaktionen in den USA seit Januar 2020 mehr als verdreifacht, laut dem Worldpay Global Payments Report 2021 beträgt ihr Anteil am 1,1 Billionen USD schweren E-Commerce-Markt in den USA jedoch unverändert lediglich zwei Prozent (bzw. USD 22 Milliarden); folglich besteht in den USA immer noch viel Wachstumsspielraum, bevor das Land zu reiferen Märkten aufschließt. Klarna ist die eindeutige Nummer eins unter den unabhängigen Unternehmen. Da es sich ursprünglich um ein schwedisches Unternehmen handelt, verwundert es nicht, dass BNPL-Transaktionen einen Anteil von über 20 Prozent an den E-Commerce-Umsätzen auf dem schwedischen Markt aufweisen. Dies zeigt, wie enorm das weltweite Potenzial ist.