Martin Gautsch_c_Zuercher Kantonalbank Oesterreich AG
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Kreditklemme löst Bankenpleiten als Hauptrisikofaktor

Der April war aufgrund einer guten Berichtssaison und der Verhinderung weiterer‘
Bankenpleiten ein Lichtblick für Anleger. Doch dunkle Wolken am Horizont stehen einer
Euphorie und offensiveren Ausrichtung im Mai und darüber hinaus im Weg.
Die Kerninflationsraten sind nach wie vor hoch, für das zweite Halbjahr wird in den USA und
Europa eine milde Rezession erwartet. Neuer Hauptrisikofaktor ist die zögerlichere Kreditvergabe. Martin Gautsch, Bereichsleiter Asset Management der Zürcher Kantonalbank Österreich AG, analysiert die aktuelle Lage.

Das Hauptrisiko eines Flächenbrands von Bankenpleiten konnte nach den Ereignissen um die Silicon Valley Bank und die Credit Suisse abgewendet werden. Notenbanken, Aufsichtsbehörden und Regierungen haben ihren Teil dazu beigetragen, sie lassen eine Kettenreaktion nicht zu. Die Berichtssaison im April hat eine erfreuliche Entwicklung genommen, auch einige der großen Technologieunternehmen haben gut performt. Das hat den Markt in Schwung gebracht. Dennoch stecken Anleger ein wenig im Dilemma: Die guten Unternehmenszahlen, nicht so üble Konjunkturzahlen und ein robuster Aktienmarkt strahlen zwar Ruhe aus, diese könnte sich jedoch als trügerisch erweisen.

Milde Rezession im zweiten Halbjahr

Die Märkte sind nicht frei von Angst, es bestehen vor allem gut begründete Rezessionssorgen. Wir erwarten für das zweite Halbjahr eine milde Rezession in den USA und in Europa. So sendet insbesondere der wichtige Leading Economic Index für die USA ein klares

Rezessionssignal. Mehrere Faktoren stützen diese Wirtschaftsverlangsamung: Zum einen ist es die hartnäckige Inflation. Während die Gesamtinflation unter anderem durch sinkende Energiepreise zurückgegangen ist, verharrt die Kerninflation auf einem hohen Niveau. Hinzu kommt das neue Hauptrisiko, die restriktivere Kreditvergabe von Banken, die in einer Kreditklemme münden könnte. In den USA setzen die kleinen und mittleren Banken das schon um oder haben es zumindest geplant. Die zurückhaltende Kreditvergabe kann aufgrund ihres wirtschaftssenkenden Effekts auch dazu beitragen, dass die Inflation zurückgeht. Zudem lassen die Notenbanken aufgrund der anhaltenden Inflation möglicherweise noch länger die Finger von Zinssenkungen, wie die jüngste Zinserhöhung der Fed am 4. Mai beweist.

Vor diesem Hintergrund halten wir eine defensive Ausgestaltung der Anlagepolitik weiterhin für angemessen. Wir sind auf der Aktienseite leicht untergewichtet. Dabei bevorzugen wir die europäischen Aktienmärkte, weil wir hier mehr Aufholpotential und überdurchschnittliches Gewinnwachstum sehen.

Wachstumstitel im Vorteil

Was die Aktienseite betrifft, sehen wir derzeit deutlich mehr Potential bei Wachstumstiteln. Wir haben unsere Position hier speziell in den USA ausgebaut und haben das auch in Europa vor. Growth-Titel waren im letzten Jahr weniger erfolgreich, stark steigende Zinsen sorgten für ein undankbares Umfeld. Die Zinsschritte haben sich nun verlangsamt, was darauf schließen lässt, dass es irgendwann – wenn auch deutlich später, als zunächst gedacht – zu einer Plateaubildung kommt. Daher ist der Ausblick für Wachstumstitel nun positiver behaftet. Zur Wachstumskategorie gehören auch zahlreiche Technologieunternehmen, diese haben ein höheres Potential, sich auch im Falle einer wirtschaftlichen Abkühlung zu behaupten. ValueTitel, zu denen außerdem auch viele Banken gehören, sind derzeit weniger interessant.

Wie immer wird auch Gold im Zusammenhang mit Strategien zur Dämpfung der

Inflationseffekte genannt. Das Edelmetall ist in unseren Augen nicht das ideale Vehikel für diesen Zweck, auch wenn es im April mehrmals die 2.000-Dollar-Marke durchbrochen und eine beachtliche Rally hingelegt hat. Allerdings sind gerade höhere Zinsen und Renditen nicht das ideale Umfeld für Gold, weil es keinen Zinsertrag einbringt. Als Inflationsschutz gibt es bessere Alternativen wie etwa inflationsgeschützte Anleihen, dividendenlastige Aktien oder Immobilien. Auch Notenbanken werden ihre Gold-Rekordkäufe nicht im selben Ausmaß weiterverfolgen können.  

Die Zürcher Kantonalbank Österreich AG

Die Zürcher Kantonalbank Österreich AG ist ein auf Private Banking spezialisiertes Bankhaus und betreut vermögende Privatpersonen, Stiftungen und Unternehmer in Österreich und Süddeutschland. Sie ist eine 100-prozentige Tochter der Zürcher Kantonalbank in Zürich. Unsere Mutter verfügt als eine der wenigen Banken weltweit über die Bestnoten AAA bzw. Aaa der drei großen Rating-Agenturen Fitch, Standard & Poor‘s und Moody’s und zählt zu den sichersten Universalbanken der Welt. Als Schweizer Traditionshaus blickt die Zürcher Kantonalbank auf eine über 150-jährige Geschichte zurück.