Moritz Unterkofler ist neuer CEO der UKO-Gruppe. Nach umfassender Restrukturierung will er neue Geschäftsfelder erobern.

Familienunternehmen – Einfach machen

Ein gelernter Koch entdeckt die Automatenwelt und baut darauf eine diversifizierte  Unternehmensgruppe auf: Die Firmengeschichte der erfolgreichen UKO Group klingt märchenhaft – und lohnt einen zweiten Blick.  Text: Stefan Schatz

Salzburg ist so etwas wie die Stadt gewordene Noblesse. Nicht nur wegen der weltbe-rühmten Festspiele, sondern weil dort schon über Jahrzehnte bayerische Wirtschaftskraft einstrahlte, als Österreich noch weit von der EU weg am Eisernen Vorhang klebte. Kein Wunder also, dass ausgerechnet in Salzburgs gediegenem Vorort St. Leonhard Österreichs erster Gourmet-Automat aufgestellt wurde. Gegen Zahlung des entsprechenden Betrages mit Karte oder bar – wir empfehlen eher Scheine statt Münzen – kann im „Foxymat“ rund um die Uhr frischer Räucherlachs, Champagner und edler Kaviar bezogen werden. Daneben warten in einem weiteren Gerät feinste Steaks aus heimischen Tieren, Ragouts von lokal gejagtem Wild und sogar Leckereien für den Vierbeiner in Metzgerqualität perfekt gelagert auf Gourmets.

Die Idee dazu stammt vom findigen Fleischermeister Stephan Fuchs, die notwendige Gerätschaft von UKO Microshops. Geht es nach Moritz Unterkofler, Geschäftsführer von UKO Microshops, sollte es nicht überraschen, dass ein solches Gourmetsortiment nicht von behandschuhten Fachverkäufern aus glänzend-gläsernen Vitrinen gereicht wird, sondern ganz ohne Personal zum Endkunden gelangt. Seiner Meinung nach steht der Vertriebskanal per Automat im DACH-Raum ohnehin erst am Anfang, in anderen Ländern sei man da schon viel weiter. „Der Microshop ist die perfekte Ergänzung zum Verkauf aus dem Laden. Optimal gekühlt, robust und sicher und rund um die Uhr im Einsatz“, ist er von der Zukunftsfähigkeit seiner Geräte überzeugt. Zumal sie, so Unterkofler weiter, auch für „qualitative Produkte im Premiumsegment“ immer begehrter werden.

Automatisch genießen

Tatsächlich hat sich unter anderem auch der Vier-Hauben-Koch Andreas Döllerer schon für eine Automatenlösung von UKO entschieden, seine Spezialitäten samt Weinbegleitung gibt es jetzt auch rund um die Uhr in seinen Microshops in der Stadt Salzburg. Mittlerweile verlassen sich auch immer mehr Gastronomen, Hoteliers und Lebensmittelerzeuger auf die Unterstützung des automatischen Vertriebskanals. Wie der früher oft zweifelhaftem Kaffeegenuss, Schokoriegeln und gekühlten Getränken vorbehaltene Automat den Imagewandel schaffte? „Wir ­haben die Covid-Krise als Chance ge­sehen, die Welt der Warenautomaten komplett neu zu definieren. Aus Automaten wurden Microshops, technisch gereift und optisch attraktiv. Während der Pandemie sind unsere Microshops als Pro­blemlöser in viele qualitative Branchen vorgedrungen, die zuvor nie an einen Microshop gedacht hätten“, so UKO-Marketingchef und Prokurist Christian Renner. Längst macht der Erfolg nicht mehr nur bei Restaurants und Nahversorgern halt. Auch Hotels kommen auf den Geschmack. „Mit den Microshops statt der Minibars entlasten wir unsere Mitarbeiter, reduzieren die Stromkosten und bieten unseren Gästen 24/7-Produkt­­verfügbarkeit“, zeigt sich etwa Camilla Schwabl, Gastgeberin vom Hotel die Sonne in Saalbach, begeistert.

Natürlich haben die heutigen UKO-Geräte nichts mehr mit den blechernen Ungetümen aus der Vergangenheit zu tun: Sie sind mittlerweile ein hoch technologi­sierter, optisch attraktiver und sicherer 24/7-Premium-Vertriebskanal. Qualita­tive Waren können darin optimal präsentiert und problemlos gekühlt werden. Sensible Produkte plumpsen nicht einfach in Entnahmeschächte, sondern werden mit Förderbändern und Warenlift behutsam zur Ausgabe geliefert. Das war vor 48 Jahren noch ganz anders. Damals hatte der gelernte Koch Hermann Unterkofler, Vater von Moritz, gerade sein eigenes Lokal im heimatlichen Golling eröffnet. Dort kam er dann auch schnell mit der Automatenwelt in Kontakt.

Gemeinsam mit William Ooi von Tokyo Bay nahm Unterkofler die ersten Sushi-Microshops in Betrieb.
Am Südufer des Wörthersees in Dellach / Maria Wörth erstreckt sich das Hermitage Vital Resort mit 57 Luxusapartments, Gourmetrestaurant, Beach und Marina.

Und bewies – wie später noch so oft – einen feinen Riecher: Bald wurden Glücksspiel­auto­maten, Musikboxen, die ersten Videospielautomaten, aber auch Geräte wie Tischfußball und Billard zu seinem neuen Geschäftsfeld. 1987 stieg er in den Vertrieb von Zigarettenautomaten ein, damals noch sperrige Blechkästen mit viel Mechanik und Gebrechen.

Erst als kurz vor der Jahrtausendwende die Geldscheinleser dazukamen, feierte die Elektronik ihren Siegeszug. Was die Automaten aber nicht unbedingt billiger machte. Zudem begann man auf EU-Ebene, Front gegen Zigaretten zu machen, neben dem eingeführten Werbeverbot war gar von einem Verkaufsverbot nach Ladenschluss die Rede. Da bewies Unterkofler erneut sein feines Gespür für gute Geschäfte: Er erfand ein Mietmodell und übernahm damit das Verbotsrisiko. Die Trafikanten waren begeistert, vor allem vom günstigen Preis dieses Sorglos-Pakets. Nur eine sehr geringe Miete mussten sie damals wie auch heute für den Automaten bezahlen. Wie sich das rechnet? Nun, falls noch nicht erwähnt: Unterkofler spürt Geschäfte. Also begann er, die Oberfläche der Automaten, an denen als „Point of Sale“ die Tabakwerbung präsentiert werden darf, als Werbeflächen an die Industrie zu verkaufen. Und zwar hoch professionell im ei­ge­nen Unternehmen. Heute betreut der Marktführer bereits über 6.000 Waren- und Zigarettenautomaten in Österreich.

Weil Vermögenswerte nicht nur erwirtschaftet, sondern auch abgesichert werden wollen, begann Hermann Unterkofler schon früh, in den Ankauf und in die Entwicklung von Grundstücken und Immobilien zu investieren. Auch dabei bewies der UKO-Gründer ein goldenes Händchen. Bald war das Geschäft zu groß für eine Nebenbeschäftigung – also bereichert mit der UKO Estate ein weiteres Unternehmen die Gruppe. Das erste Prestigeprojekt, das er gemeinsam mit Sohn Moritz verwirklichte, war das Hermitage Vital Resort am Südufer des Wörthersees mit Hotel, 57 Luxusapartments, Haubenrestaurant von Hubert Wallner und eigenem Badestrand.

Mit dem Verkauf der Luxuswohnungen hat Unterkofler das Projekt nicht nur refinanziert, sondern auch ein ertragreiches Geschäftsmodell mit „Buy-to-let“ für die Apartmenteigentümer geschaffen. „Wer ein Apartment kauft, kann dieses bis zu zwölf Wochen im Jahr selbst nutzen. Die restliche Zeit kann es an Urlaubsgäste des ­Resorts vermietet werden“, erklärt Unterkofler und ergänzt: „Mit 20 Prozent Eigenkapital und der nachhaltigen Preisentwicklung solcher Toplagen stellt sich die Rentabilität, abhängig von den Quadratmetern, bald ein.“

Die Übergabe

Das Gebiet um den Wörthersee ist mittlerweile ohnehin das Liebkind des UKO-Gründers. Weitere Hotels und Apartmentprojekte in Velden hat er aufgekauft, um sie in ähnlichem Modell zu entwickeln und zu betreiben. Die Leitung seines Firmenimperiums hat er schon vor über zwei Jahren an seinen Sohn Moritz übergeben. Dabei war der heute 31-Jährige kurz davor, eine Sportlerkarriere zu starten: Schon in früher Kindheit begeisterte er sich für Motocross und bestritt Rennen in ganz Europa. Trainiert wurde in Italien. Irgendwann wurde seinem Vater aber die ständige Fahrerei in den Süden zu blöd. Also ließ er einen Hang unterhalb der Tauernautobahn zwischen Golling und Werfen von einem australischen Profi in eine WM-taugliche Crossstrecke um­bauen – übrigens der einzige Parcours in Österreich, der diese Kriterien erfüllt.

Mit 19 entschied sich Sohn Moritz dennoch fürs seriöse Business und ging nach London an die European Business School. Damit die Investition ins Motocross mit der XBOWL Arena nicht umsonst war, wurde die Strecke in eine Firma eingebracht, zum Offroad-Center ausgebaut und ist heute die meistbesuchte Motocross-Arena in Mitteleuropa. Skiass Marcel Hirscher ist ebenso Stammgast wie Rallye-Dakar-Champion Matthias Walkner.

Als Moritz Unterkofler nach dem Stud­i­um an der Eliteuni aus London zurückkehrte, tat er, was viele erfolgreiche Nachfolger machen: Er lernte in jahrelanger Arbeitspraxis in allen Bereichen das eigene Unternehmen von innen kennen. 2020 war es dann so weit: Vater Hermann übergab ihm 49,5 Prozent der Anteile und die Position als CEO der gesamten Firmengruppe. Moritz Unterkofler machte sich mit Feuereifer ans Werk: Schon Ende 2020 hat er das gesamte Automaten-Unternehmen restrukturiert und mit der Dachmarke UKO Microshops neu aus­gerichtet. „Wir haben wirklich alles im Unternehmen hinterfragt. Das war ein extrem herausfordernder Balanceakt: einerseits, aus der Erfahrung der Familie zu schöpfen, andererseits, gewohnte, aber einfach veraltete Unternehmensprozesse zu beseitigen und kompromisslos durch neue Systeme zu ersetzen. Da prallen manchmal Welten aufeinander“, beschreibt Moritz Unterkofler den Change-Prozess. „Das führt sachgemäß auch zu Konflikten. Aber das war wichtig, denn daran sind wir beide, mein Vater und ich, gewachsen. Nach diesem Kraftakt, den wir vor allem mit gegenseitigem Vertrauen gemeistert haben, sind wir beide sehr stolz auf die heutige Unternehmensgruppe, die mit hohem Tempo in neue Branchen und Geschäftsfelder einzieht.“

Projekte mit Sportsgeist

Tatsächlich hat Moritz Unterkofler auch bereits das bisher größte Immobilienprojekt des Familienunternehmens gestartet: Ende letzten Jahres stieg die UKO Group mit über 60 Millionen Euro in das Projekt „Wissenspark Salzburg-Urstein“ ein. Im sogenannten „Silicon Valley“ Salzburgs entwickelt der Unternehmer zwei der insgesamt sechs Bauteile des Business-Parks. „Der Wissenspark soll eine Benchmark für die ,Arbeitswelt von morgen‘ setzen und wird auch die neue Heimat der gesamten Firmengruppe. Zudem werden Flächen an Unternehmen in den Bereichen Gesundheit, Technologie und Büro vermietet“, erzählt der junge UKO-Chef. Die optimale Anbindung an die Autobahn, Öffi-Netz und Synergieeffekte zur Fachhochschule Puch-Urstein in den Bereichen Ausbildung und Forschung seien besonders herauszustreichen. Die geplante Fertigstellung des Projekts ist mit Ende 2024 geplant.

Ob das Investment kurz vor einer erwarteten Rezession nicht etwas mutig ist? Moritz Unterkofler sieht es sportlich: „Wir sind noch nicht mal am Markt, aber haben schon die meisten Flächen dieses einzigartigen Projekts vergeben. Insofern bin ich davon überzeugt, dass es der absolut richtige Schritt war. Natürlich sind es sehr herausfordernde Zeiten, in denen wir uns befinden, die auch viel Kraft ­kosten. Aber Unternehmertum ist kein Sprint. Das ist wie bei der Rallye Dakar, da gibt es Tage, die sind extrem hart, aber wenn man nicht aufgibt und an sich glaubt, dann schafft man es mit Motiva­tion und Ausdauer aufs Podest.“   ←

Die UKO Group beteiligte sich am Wissenspark Puch-Urstein. Ein riesiges Projekt:
Es soll neuer Firmensitz und Silicon Valley Salzburgs werden.

Daten & Fakten

Die UKO Group im Überblick

Die in Salzburg sitzende UKO-Gruppe steht im 100-prozentigen Eigentum der Familie Unterkofler und wird von CEO Moritz Unterkofler geführt. Zentrum der Gruppe ist die UKO Holding GmbH, die sämtliche Unternehmen (11) in den Bereichen Zigaretten- und Warenautomaten, Immobilien­entwicklung, Vermietung und Verkauf, Hotellerie und Offroad-Motorsport verwaltet.

Die stetig expandierende UKO Group beschäftigt aktuell 50 Mitarbeiter an sechs Standorten und setzt ca. 16 Millionen Euro um.