Rolex stellte heuer die Explorer 40 vor. Die neue Größe steckt bereits im Namen: Sie misst 40 Millimeter.

Uhren – Wahre Größe

Die Zeit überdimensionierter Uhren scheint vorbei zu sein. Dafür spricht die Schrumpfkur, die sich zahlreiche Marken verordnet haben. Wir haben uns die Sache einmal angeschaut und ein paar Beispiele – und Gegenbeispiele – zusammengetragen.  Foto: Hersteller / JVA Studios

Wer in den letzten zehn Jahren die tonangebenden Uhrenmessen besuchte, wurde immer wieder aufs Neue überrascht. Denn für die Uhrenindustrie schien es nur ein Motto zu geben: Größer ist besser. Dabei wuchsen die Gehäusemaße einzelner Modelle auf bis zu 50 Millimeter.

In jüngster Zeit scheint das Pendel allerdings in die andere Richtung auszuschlagen. Der Trend geht hin zu alltagstauglichen Modellen mit einer gehörigen Portion Understatement, was auch mit der immer größer werdenden Auswahl an Unisexmodellen zusammenhängen dürfte. Dieses Downsizing geht über Retro- und Dress-Watch-Modelle hinaus, inzwischen gibt es zahlreiche Zeitmesser, die in kleinerer Größe zu haben sind. Diese richten sich aber eben nicht nur an Frauen, sondern auch an Männer mit zarteren Handgelenken. Überhaupt wird das Label „Damenuhr“ zunehmend infrage gestellt. Solche „Gender Classifications“ seien nicht mehr zeitgemäß, heißt es.

Was die Auswahl an Gehäusegrößen betrifft, tut sich Branchenprimus Rolex leicht. Man kann behaupten: Dort wird jede und jeder fündig. Man braucht sich nur die Datejust ansehen. Seit ihrer Einführung im Jahr 1945 haben die Genfer die Uhr mit der ikonischen Lupe über dem Datum (die kam allerdings erst später dazu) immer wieder neu erfunden, aber nichts an der klassischen Eleganz des Zeitmessers geändert. Immerhin symbolisiert das Modell die Marke wie kaum ein anderes.

Der Meilenstein

Als „Meilenstein der Uhrmacherkunst“ (Rolex-Gründer Hans Wilsdorf) war sie der erste wasserdichte Armbandchronometer mit automatischem Aufzugsmechanismus, der in einem Sichtfenster des Ziffernblattes das Datum angibt. Bereits 1957 wurde eine Damenversion mit einem Durchmesser von 26 Millimetern (heute 28 Millimeter) vorgestellt: die Oyster Perpetual Lady-Datejust. Sie ist ebenso zuverlässig wie die Datejust und besitzt alle Eigenschaften des ursprünglichen Modells. Die Datejust gibt es aktuell in den Größen von 31, 36 und 41 Millimetern und in Dutzenden unterschiedlichen Ausführungen.

Ein gewisses Maß an Robustheit wird man der Datejust nicht absprechen können. Aber für etwas härtere Einsätze hat Rolex zum Beispiel die Explorer in petto. Sie wurde nach der historischen Besteigung des Everest im Jahr 1953 vorgestellt und begleitet seither Frauen und Männer, die jede Herausforderung als spannende Prüfung ansehen. Welchen Gefahren man auch immer gegenübersteht, die Explorer sorgt für das Wesentliche: Sie wartet sogar unter Extrembedingungen mit größter chronometrischer Präzision auf. Das robuste und gut ablesbare Modell gilt daher als treuer Begleiter, auch wenn sie vielfach im Schatten der Submariner oder der Daytona steht.

Patek Philippe lässt den sportlichen Stil des Chronographen Aquanaut in einer Version aus Roségold heuer neu aufleben.
Der Eliteeinheit Navy SEALs widmet Panerai eine ganze Serie von Uhren. So wie diese Luminor, die schon recht martialisch daherkommt.

Große Explorer

Nachdem Rolex 2021 die 39-Millimeter-Explorer durch ein Modell in 36-Millimeter-Originalgröße ersetzt hatte, kam heuer die 40 Millimeter messende Explorer 40 hinzu. Vom typischen Oyster-Stahlgehäuse wird das Manufaktur-Automatikkaliber 3230 mit 70 Stunden Gangreserve und Chronometerzertifikat umschlossen.

Bei Patek Philippe geht man die Sache, wenn man so will, etwas konservativer an. Nehmen wir zum Beispiel das Modell Aquanaut. Als Aquanaut Luce ist es die feminine Interpretation der 1997 lancierten Aquanaut-Armbanduhren. In der Rotgoldfassung gibt es das sportliche Modell in einer Ausführung dezidiert für Männer und in einer anderen für Frauen. Mit ihrem braunen Zifferblatt und Armband ergänzt dieses Modell das Damenuhren-Angebot von Patek Philippe.

Die typische Lünette in abgerundeter Achteckform (Gehäusegröße: 38,8 Millimeter) leuchtet im Feuer von 48 Brillanten. Das Gehäuse ist bis 120 Meter wasserdicht und birgt das automatische Kaliber 26-330 S C mit Sekundenstopp. Der Aquanaut-Chronograph für Herren ist mit 42,2 Millimetern deutlich größer. Nun gibt es den Kurzzeitstopper in Roségold. Unterm Strich: perfekte Partneruhren. Spricht man von großen, männlich konnotierten Zeitmessern, führt kaum ein Weg an Panerai vorbei. 45-Millimeter-Gehäuse sind bei der Marke mit italienischen Wurzeln eher die Regel als die Ausnahme. Was wohl daran liegt, dass Panerai eine lange Tradition in der Herstellung von robusten Zeitmessern für Streitkräfte hat. In Fortführung dieses Erbes hat der Uhrenhersteller die Navy-SEALs-Serie als Hommage an die Eliteeinheiten der United States Navy eingeführt. Die Kollektion wurde nun um fünf limitierte Taucheruhren erweitert, die alle stolz das auf dem Gehäuseboden eingravierte Navy-SEALs-Emblem tragen. Die Uhren umfassen Gehäusegrößen bis 47 Millimeter.

Steht der großen Navitimer von Breitling in nichts nach: die jüngst lancierte 36-Millimeter-Version der legendären Pilotenuhr mit der Drehlünette.
Mit der Wild One Hakuna Mipaka Limited Edition setzt Norqain die Reise fort, die man mit Dean Schneider begonnen hat. Das Modell ist die dritte Zusammenarbeit mit dem Tierschützer.

Klein und schlank

Seine zarte Seite beweist Panerai mit der Luminor Due. Sie verfügt auch über den typischen Kronenbügel und die Kissenform, die bei Fans der Marke so beliebt sind. Auffällig ist allerdings, dass die Uhr mit 38 Millimetern viel schlanker, eleganter und in weniger martialischer Aufmachung daherkommt. Was sich auch bei der Farbgebung der Zifferblätter wiederfindet. Sie sind hellblau, hellgrün und rosa. Anscheinend hat man erkannt, dass man damit eine neue Zielgruppe erschließen kann – ohne auf die traditionellen Designcodes verzichten zu müssen.

Ähnliches zeichnet sich bei Breitling ab. Auch dort hat man einer Ikone, der Navitimer, eine Schrumpfkur verpasst. 1952 als Instrument für Piloten konzipiert, darf sich die Navitimer-Familie über filigranen Nachwuchs freuen. Zwei neue Größen sind hinzugekommen. Sie messen 32 bzw. 36 Millimeter und sind für all jene gedacht, die das Aussehen und das Tragegefühl einer Uhr mit kleinerem Durchmesser lieben. Wobei man einschränkend dazusagen muss, dass das kleinste Modell mit einem Quarzwerk ausgestattet ist. Was für Liebhaberinnen feinster Mechanik, und von denen gibt es immer mehr, ein Ausschlussgrund sein könnte.

Jedenfalls verbinden sich bei den kleinen Schwestern der großen Navitimer Pastelltöne, Perlmutt und rückverfolgbare Rohstoffe (Stichwort Nachhaltigkeit) mit der markanten Perlenlünette der Navitimer. Dadurch erhält die legendäre Navigationsuhr eine Eleganz, die Trägerinnen (und Träger) gleichermaßen ansprechen soll. Der unverwechselbare kreisförmige Rechenschieber darf da natürlich nicht fehlen, zumindest nicht bei der 36-Millimeter-Version.

Bei Norqain wiederum setzt man mit der Wild One Hakuna Mipaka Limited Edition die Reise fort, die man mit Dean Schneider begonnen hat. Denn das Modell ist die dritte Zusammenarbeit mit dem Tierschützer. Der 30-jährige Schweizer startete seine Karriere in der Finanzwelt und gab dann alles auf, um nach Südafrika zu ziehen und dort die Hakuna Mipaka Oasis zu gründen, ein Reservat und Rehabilitationszentrum für Wildtiere. Eine Uhr für Löwen (und Löwinnen) ist es geworden. Das Karbonfasergehäuse besteht aus 25 Elementen und umfasst einen Kautschukstoßdämpfer. Zusammen mit dem Titanbehälter, der das Kaliber mit automatischem Aufzug umschließt, wiegt die 42-Millimeter-Uhr nur 84 Gramm. Sie wurde bis 5.000 Gramm auf Stoßfestigkeit getestet. Auch bei Norqain setzt man auf Damenmodelle im eher klassischen Sinn. Die Independence Mint MOP & Diamonds ist mit ihrer Gehäusegröße von 40 Millimetern aber bei Weitem kein rein niedlicher Abklatsch einer Herrenuhr. Und das, obwohl sie mit ihrem mintfarbenen Perlmuttzifferblatt durchaus feminine Merkmale aufweist. Dazu tragen auch die sechzig weißen Diamanten auf der Stahllünette bei. Angetrieben wird sie von dem COSC-zertifizierten Kaliber NN08, das durch den Saphirglasboden sichtbar ist.