Uhren – Mechanische Träume

Ausgewählte Beiträge

Uhren_m126710grnr-0004_2401uf_002
Erfolgsmodelle wollen gepflegt werden: Rolex bringt eine neue Version seiner ikonischen Weltzeituhr GMT-Master II. Ihr Spitzname: „Bruce Wayne“.

Welche Trends, welche Innovationen werden uns in diesem Uhrenjahr begleiten? Ein Blick auf Neuheiten, die auf der Watches and Wonders präsentiert wurden, gibt darüber Aufschluss.
Fotos: Hersteller

Ungebrochen ist die Faszination für die mechanische Uhr. Das zeigte sich jüngst wieder auf der Watches and Wonders, der größten – und wichtigsten – Uhrenmesse der Welt. Tausende pilgerten nach Genf zu dieser exklusiven Leistungsschau, auf der die namhaftesten Marken jährlich ihre tickenden Neuheiten präsentieren und einen Ausblick auf die Trends des Jahres – und weit darüber hinaus – geben.

Modellpflege

Naturgemäß zieht der Branchenprimus die meisten Blicke auf sich. Doch im Gegensatz zum vergangenen Jahr, wo man mit knalligen Zifferblättern ein farbenfrohes Feuerwerk zündete, konzentriert sich Rolex heuer auf alte Stärken. Man betreibt Modellpflege im besten Wortsinn.

So präsentierten die Genfer unter anderem eine neue Ausführung einer ihrer Ikonen, der Oyster Perpetual GMT-Master II in Edelstahl, bei Rolex Oyster­steel genannt. Die Weltzeituhr verfügt über eine zweifarbige Cerachrom-Zahlenscheibe mit 24-Stunden-Graduierung aus grauer und schwarzer Keramik – eine Premiere für diese Kollektion. Sieht man sich die Zahlenscheibe genauer an, zeigt sich, wie viel Aufmerksamkeit man bei Rolex den Details schenkt: So kommt die Graduierung durch eine dünne Platinschicht zustande, die in einem PVD-Verfahren (Physical Vapour Deposition, physikalische Gasphasenabscheidung) auf­gebracht wird.

Ausgestattet ist die GMT-Uhr mit dem Kaliber 3285. Es ermöglicht die Anzeige des Datums sowie die Anzeige einer zweiten Zeitzone im 24-Stunden-Format zusätzlich zu der Stunden-, Minuten- und Sekundenanzeige. Das Kaliber ist mit der patentierten Chronergy-Hemmung ausgestattet, die einen hohen energetischen Wirkungsgrad mit großer Funktionssicherheit verspricht. Das Uhrwerk verfügt auch über eine blaue Parachrom-Spirale, die von der Uhrenmarke aus einer paramagnetischen Legierung hergestellt wird. Diese Spirale gewährleistet hohe Stabilität bei Temperaturschwankungen und erweist sich auch bei Erschütterungen als äußerst stabil.

Sie ist außerdem mit einer speziellen Endkurve, einer hauseigenen Erfindung, versehen, die den regelmäßigen Gang in allen Positionen gewährleistet. Der Oszillator wird durch das von der Marke entwickelte und patentierte hochleistungsfähige Paraflex-Antischocksystem gehalten, das die Stoßfestigkeit des Uhrwerks wesentlich erhöht. Die Schwungmasse ist seit 2023 mit einem optimierten Kugellager ausgestattet. Wie alle Armbanduhren von Rolex verfügt diese Variante der GMT-Master II über die Zertifizierung „Chronometer der Superlative“, die ihr eine außergewöhnliche Präzision und Belastbarkeit bescheinigt.

Der Spitzname für das grau-schwarze Modell ließ jedenfalls nicht lange auf sich warten: „Bruce Wayne“ wurde es von der Fangemeinde getauft. Es ist eine raffinierte Ergänzung der klassischen schwarz-blauen „Batman“ und der rot-blauen „Pepsi“-Modelle.

Uhren_PP_5330G_001_PRESS
Patek Philippe mit einer Weltpremiere: eine Weltzeituhr mit Datumsanzeige, die automatisch mit der jeweiligen Ortszeit synchronisiert wird.
Uhren_panerai_1466_1
Bringt mit einem neuen Material Widerstandsfähigkeit und eine neue mattblaue Ästhetik in die Uhrenwelt: die Submersible QuarantaQuattro Luna Rossa Ti-Ceramitech PAM01466 von Panerai.

Komplikationen

Mit Spitznamen hat man es bei Patek Philippe nicht so. Aber mit Komplikationen. Der Nachbar von Rolex (die Stände, eigentlich kleine Paläste, beider Marken liegen sich auf der Watches and Wonders traditionell gegenüber) kümmert sich wie immer in beeindruckender Weise um diese seine Kernkompetenz. Das Traditionshaus lanciert in seiner aktuellen Kollektion erstmals eine Weltzeituhr mit Datumsanzeige, die automatisch mit der jeweiligen Ortszeit synchronisiert wird.

Es handelt sich dabei um ein Modell (Referenz 5330), das 2023 anlässlich der großen Patek-Philippe-Ausstellung „Watch Art“ in Tokio in limitierter Auflage vorgestellt wurde. Es dürfte aber für so viel Furore gesorgt haben, dass es nun Teil der aktuellen Kollektion der Manufaktur ist.

Der außergewöhnliche Zeitmesser zeichnet sich durch eine patentgeschützte Weltpremiere aus: eine auf die Ortszeit bezo­gene Anzeige für das Datum der bei 12 Uhr ausgewählten und aus der Mitte angezeigten Zeitzone. Dafür sorgt das Automatikwerk 240 HU C, das von einem dezentralen Minirotor mit Guillochierung aus 22 Karat Gold in Schwung gehalten wird. Es ermöglicht die Anzeige von 24 Stunden und eine Tag-Nacht-Anzeige für 24 Zeitzonen. Ideal für Weltreisende also. Die Mitte des blaugrauen Opalin-Zifferblatts ziert ein technisch anmutendes „Karbon“-Motiv. Ein Zentralzeiger aus Glas (!) mit roter Spitze zeigt auf dem Höhenring das Datum an. Das Gehäuse aus Weißgold wird mit einem Armband aus blaugrauem Kalbsleder mit „Jeans“-Motiv kombiniert. Was durchaus ungewöhnlich ist.

Innovationen

Neue Wege beschreitet auch immer wieder Panerai. Die Uhrenmarke, die gekonnt italienisches Design mit Schweizer Uhrmacherkunst verbindet, experimentiert gerne mit neuen Materialien, die auf den ersten Blick nichts mit den in der Haute Horlogerie etablierten Werkstoffen zu tun haben. Wobei: Das stimmt nicht ganz. Denn Titan und Keramik sind dort auch schon angekommen. Was Panerai allerdings anders macht: Man kombiniert beide Materialien.

Was dabei herauskommt nennt sich Ti-Ceramitech. Ein Werkstoff, der 44 Prozent leichter als Stahl und zehnmal robuster als Keramik ist. Dabei wird die Oberfläche des Ausgangsmaterials Titan durch eine elektrolytische Plasma-Oxidation in eine dicke Keramikschicht verwandelt. Sieben Jahre Forschung hat die Marke in die Entwicklung des Verfahrens gesteckt.

Auf die Idee kam Panerai durch die enge Kooperation mit dem Segelsport. Dort nutzt man unter anderem die „Keramisierung“ von Stahlteilen: Das reduziert die Reibung, was wiederum die Geschwindigkeit von Rennbooten steigert. Das Material soll hohem Druck und sehr hohen Temperaturen gewachsen sein. Auch der besondere Blauton des Gehäuses geht auf die Verwendung von Ti-Ceramitech zurück.

Vorbehalten ist es den Vorzeigemodellen der Marke, wie der Panerai Submersible QuarantaQuattro Luna Rossa Ti-Ceramitech PAM01466. Im Herzen der Uhr schlägt das hauseigene Automatikwerk P.900. Die kleine Sekunde und die Datumsfunktion fügen praktische Aspekte hinzu, ohne die klare Linienführung zu stören. Der Kronenschutz ist nicht nur ein funktionales Detail, sondern betont auch den charakteristischen Look der Submersible-Linie von Panerai.

Uhren_NNQ3000GGSWO1_WildONE_of_1_HighRes1
Das Thema Individualisierung treibt Norqain auf die Spitze: Von der Wild One of 1 gibt es nicht nur eine, sondern ­potenziell 3,5 Millionen personalisierbare Varianten.

Individualisierung

Heuer zum ersten Mal auf der Watches and Wonders dabei war Norqain. Die junge Schweizer Marke in Familienbesitz legte ein anständiges Debüt hin und überraschte mit der Wild One of 1. Und das ist nicht nur eine Uhr, sondern viele. Genauer gesagt sind es 3,5 Millionen. Denn der Sportzeitmesser ist die erste Schweizer Uhr, die Kunden von A bis Z nach ihren Wünschen zusammenstellen können. 3,5 Millionen Varianten sind dabei möglich. Das ist schon eine ganze Menge. Um nicht den Überblick zu verlieren, gibt es natürlich eine Hilfestellung: Um die Uhr zu konfigurieren, stellt Norqain ein 3D-Tool zur Verfügung, das weltweit einzigartig ist. Der Konfigurator steht sowohl auf der Website der Uhrenmarke als auch im globalen Netzwerk von Fachhändlern für Luxusuhren zur Verfügung und führt Schritt für Schritt hin zur persönlichen Traumuhr.

Man kann damit das Gehäusematerial (Rot- oder Weißgold) auswählen, das Uhrwerk und den Wild-One-typischen Kautschuk-Stossdämpfer, der in einem Titanbehälter liegt und das Kaliber schützt. Zwölf Farben stehen zur Auswahl, sechs skelettierte und zwölf klassische Zifferblätter, sieben verschiedene Zeigersets, verschiedene Armbänder …Gravieren kann man die Uhr auch noch lassen. Um der Uhr die ultimative persönliche Note zu verleihen, kann man auf den Gehäuseboden aus Saphirglas den Umriss eines Bildes, ein Logo oder einen Text drucken lassen. Eines ist jedenfalls fix: Bei 3,5 Millionen Konfigurationsvarianten ist es sehr unwahrscheinlich, dass es jemals zwei gleiche Varianten einer Wild One of 1 auf der Welt geben wird.