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Vom guten Gefühl der freien Zeit

Meistens hört er auf den Namen James und serviert mit weißen Handschuhen zurückhaltend, aber sou­verän den Fünf-Uhr-Tee: Das britische Modell des klassischen Butlers hat sich als gängiges Klischee etabliert und ist oft verknüpft mit dem Bild des neidlosen Dieners, der zurückhaltend im Hintergrund wirkt und die Geschicke des Hauses seiner Herrschaft lenkt. Doch die Dienstleistung nach britischem Vorbild ist immer seltener zu finden. Stattdessen setzt sich der moderne Butler zunehmend als Housemanager durch und wird zu einem Per­sonal Assistant, der ein breit gefächertes Aufgabengebiet abdeckt. Als Organisator arbeitet er heute in gehobenen Privathaushalten, in Hotels, Konzernen, Botschaften, Luxusjachten und in Residenzen hoher Würdenträger oder bei Empfängen. Den Frack hat er dabei zeitgemäß gegen den Slim-Fit-Anzug eingetauscht, und sein breites Leistungsspektrum – ob es sich um die Reiseorganisation für Vielflieger oder die private Assistenz handelt – steht mittlerweile auch für einzelne Events oder besondere Zwecke zur Verfügung, weshalb Butler mit guter Ausbildung oft selbstständig arbeiten.

Groß im Kommen

Die Anzahl klassischer Butler stieg im Zuge der Industrialisierung an, verringerte sich aber in Europa von 1900 bis 1980 radikal. Eine Neubelebung erfuhr der Trend erst im Zuge der Globalisierung und der erneuten Umverteilung des Reichtums, sodass der Bedarf ab 1980 anstieg und auch private Butlerschulen seither wieder vermehrt Zulauf verzeichnen.

Mit der Globalisierung erfolgte dann der nächste Nachfrageschub. Der Berufsstand in europäischer Manier genießt auch in der arabischen und asiatischen Welt eine große Wertschätzung, hoch bezahlte Mitarbeiter in leitender Funktion sind gefragt. Dabei liegt das Einstiegsgehalt auf dem interna­tionalen Markt bei 50.000 Euro, etablierte Spitzenkräfte verdienen bis zu 150.000 Euro im Jahr. 

Digital & individuell Claudia Schlegel ist Geschäftsführerin vom Butler Bureau in Wien und vermittelt Hauspersonal für gehobene Ansprüche. Sie betreut sogenannte Ultra-High-Net-Worth Individuals aus dem gesamten DACH-Raum, Luxemburg, Liechtenstein, Mallorca und Südfrankreich. Sie bildet auch Housemanager aus, sogar direkt beim Kunden. „Anfragen lehnen wir aber dann ab, wenn das Anforderungsprofil derart eng geschnitten ist, dass es der Suche nach der Stecknadel im Heuhaufen gleicht. Es kommt vor, dass die Ansprüche an Alter, Sprachkenntnisse, Aufgabengebiet oder Persönlichkeitsmerkmale mit zu geringen Gehaltsvorstellungen gepaart sind oder dass keine Wohnmöglichkeit vorhanden ist.“ Die sich im Zuge der Digi­talisierung verändernden Ansprüche an Personal Services verlangen auch in der Agentur ein Mitwachsen und Umdenken: „Die Butlerdienste werden mehr und mehr geschätzt, gerade in den Zeiten der Digitalisierung wird der persönliche Service wieder beliebter. Das Internet unterstützt die Arbeit des Butlers dabei, Wünsche zu erfüllen. Wo auf der Welt be­komme ich das neueste iPhone als Erster oder wo erhalte ich ein bestimmtes Rolex-Modell?“ Die Vorstellung von einem die Zeitung bügelnden Diener ist längst überholt. Butler von heute organisieren verschiedene Residenzen, koordinieren die Arbeit im Haus, führen die Hausangestellten, überwachen den Einkauf, verwalten das Haushaltsbudget, organisieren Events,

Katrin Veigl, William Premium Services:„Ein Concierge schafft Zeit für Freunde, Familie oder einfach für sich selbst.“
Claudia Schlegel, Butler Bureau:„In Zeiten der Digitalisierung wird der persönliche Service wieder beliebter.“
Kathrin Bürger, Yair:„Der persönliche Assistent ist jemand, der seinen Kunden kennt und wertschätzt.“

buchen Reisen und empfangen Gäste. Ein Butler ist ein Allrounder, der im Hintergrund des Geschehens tatkräftig begleitet. „Keine steife Person, sondern jemand, der anpackt und alles organisiert“, so Schlegel.

Maßgeschneiderte Pakete

Auch digitale Angebote sind am Markt zu finden. Aber virtuelle Assistenten, die als Gelegenheitssekretäre in einer Online-Realität dem Auftraggeber nicht einmal real gegenübertreten, können versteckte Nebenkosten mit sich bringen: „Der Wert ­einer längerfristigen Zusammenarbeit ­gegenüber mehr oder weniger zufällig ausgewählten Online-Assistenten für Einzelleistungen kann viel Briefingzeit ersparen. Der persönliche Assistent ist jemand, der seinen Kunden als Mensch kennt, wertschätzt und proaktiv betreut“, erklärt Kathrin Bürger, CEO der Agentur Yair, die ­Concierge-Services über Mitgliedschaften anbietet.

Premium-Wohnservice

Das servicierte Wohnen ist ebenfalls ein aktueller Trend, bei dem individuelle Dienstleistungen in Anspruch genommen werden. Als Berater für Immobilienentwickler und Wohnungseigentümer in Wien bietet William Premium Services abgestimmte Betreuungsmodelle. Exklusive Referenzobjekte wie Börseplatz 1 oder das Palais Kolin verweisen auf die Umsetzung von zuvorkommendem Service. Die Betreuungsoptionen sind zugeschnitten auf exklusive Wohnanlagen mit diversen Allgemeinflächen, aber auch auf kleinere Wohneinheiten wie in Grinzing, ausgestattet mit großen Grünanlagen, und reichen von täglicher Vor-Ort-Präsenz bis hin zum mobilen Concierge. Modernes, zeitgemäßes Wohnen bedeutet für Geschäftsführerin Katrin Veigl „die Freiheit, die kostbare und leider oft viel zu wenige Zeit in den eigenen vier Wänden genießen und frei einteilen zu können. Somit bleibt Zeit für die wirklich wichtigen Dinge im Alltag – freie Abende für Freunde, Familie oder einfach nur ein bisschen Me-Time.“

Den Alltag outsourcen

Es sind zu 90 Prozent die Aufgaben des täglichen Bedarfs, welche die helfende Hand im Alltag übernimmt: Bestellung von Lebensmitteln, Wäschereinigung, Einsortieren des Kühlschranks, Erledigungen während der Abwesenheiten – oder bringt auch Schmuck zur Reparatur. Die gute Seele des Hauses eben, welche die Kon­trolle der Reinigungsfirma übernimmt, Schnittstelle zur Technikfirma ist, die Professionisten koordiniert und sich mit den smarten Features der digitalisierten Anlagen auskennt: „Hier muss immer nachgeholfen werden!“ Aber wer welche Hilfe in Anspruch nimmt und welche Affären sich in den Haushalten zutragen, bleibt in einer sehr diskreten Welt un­ausgesprochen. Denn Butler haben einen Ehrenkodex. Auch wenn so mancher gerne ein Buch schreiben würde.   ←