assets Magazin: Barbara Pacholik

Bleibende Werte

Es war eine sehr spannende und inspirierende Erfahrung, diese Entstehung miterleben zu können.“ Ermöglicht hat das Gefühlspaket ein Geburtstagsgeschenk des besten Freundes von Jonas Hirz. Gewisse Präsente sind eben weder Verlegenheitslösungen noch Produkte eines Ideendefizits. Sondern echte Überraschungen mit Mehrwert:  Jener Unternehmensberater der Boston Consulting Group durftte sich nämlich von einem Maler porträtieren lassen.

Dieses Prozedere stand im Zeichen von Entschleunigung. Rund sechs Monate dauerte es bis zum Finale, der ausführende Experte setzte auf Tiefenanalyse. Vor jeder Sitzung erfolgten berufliche und private Gespräche, dann konnte das Bild weiter Gestalt annehmen mit neuen Facetten. „Das ist eine andere Dimension, als Personen von einem Foto abzumalen. Stefan Nützel will den ganzen Menschen verstehen, der abgebildet wird“, erläutert Hirz.

Der genannte Künstler ist ein Experte für jene Disziplin, die nichts zu tun hat mit Hypes und Trends. Porträtmalerei ist  dennoch nie von der Bildfläche verschwunden. Vielmehr gilt die Variante für eine beständige Klientel mehr denn je als Antithese zu flüchtigen Momentaufnahmen. Während Selfies und Onlinefotoalben massiv boomen, bildet das vermeintliche Nostalgierelikt aus schwerer Farbe auf Leinwand eine kleine, feine Nische. 

Dort stehen statt visuellem Digital-Fast-Food hochwertige Kreativnährstoffe auf dem Programm. Jene Zielgruppe sucht nach Beständigkeit und nicht den Klick  einer Handykamera. „Die Auftraggeber wollen ein Objekt, das höheren Wert aufweist als jedes Foto. Es geht um eine Darstellung der Persönlichkeit. Dafür benötigt der Maler neben Menschenfreundlichkeit auch ein gutes Handwerk. Es waren aber ebenso Kunden bei mir, die nur spüren wollten, wie es sich anfühlt, gemalt zu werden“, erläutert Nützel.

Exklusives Territorium

Die Beweggründe für ein „Ja“ zum Spezialporträt sind ohnehin überaus vielfältig, wissen die versierten Akteure hinter ihren Leinwänden. Bedeutende Firmenjubiläen, Huldigungen von Familienmitgliedern, Accessoires für das Chefbüro, exklusive Geschenke an Personen, die schon alles besitzen, Erinnerungen an geliebte Menschen, Rückkehr in vergangene Tage oder nur eine ausgeprägte Portion Narzismus – an Motiven herrscht kaum Mangel auf dem Territorium, das eine gewisse Exklusivität ausstrahlt.

Es gilt als offenes Geheimnis, dass die  Sparte weit entfernt ist von jeglicher Massenveranstaltung. „Auftraggeber sind unter anderem Selbstständige oder Eltern, die ihre Kinder gemalt haben wollen. Mich hat aber ebenfalls schon eine Bank für die Galerie ihrer Aufsichtsratsvorsitzenden ausgewählt“, vermerkt Künstler Jürgen Wagner, der eine unmissverständliche Geschäftsphilosophie verfolgt: „Ich porträtiere in der Regel nur, wenn auch der Preis stimmt.“

Schließlich muss jeder Könner auch genug investieren an Zeit, Aufwand sowie Expertise. Kein Wunder also, dass solche Darstellungen nicht für Peanuts erhältlich sind. „Zu meinem Kundenkreis gehören Vorstände, mittleres Management und gehobene Bildungsschichten. Die Preise starten bei 1.000 Euro, nach oben gibt es kaum Grenzen, speziell bei Personen in hohen Positionen“, erklärt Stephan Ois, der im Jahr zwischen sieben und zehn Porträts anfertigt. Für echte Life-Porträts legt sich der Künstler aber auch ins Zeug. Wer sich für diese Adresse entscheidet, sollte den Terminplan flexibel halten. Bis zu zehn Stunden müssen die Modelle am Ort des Geschehens einkalkulieren, wenn das Resultat hohen Ansprüchen genügen soll.„Das ist ein fast spiritueller Prozess, der Zeit erfordert. Wichtig ist, dass die Chemie passt und auch alle entspannt sind“, erzählt Ois.

Wenige Spezialisten

Vor diesem Feeling kommt häufig ein Suchmarathon nach dem Maler des  Vertrauens. Was ebenso an komplexen Rahmenbedingungen liegt. Im deutschsprachigen Raum offeriert aufgrund der überschaubaren Nachfrage eine geringe Anzahl an Spezialisten jenen Service. Sehr oft aber auch nur als Zusatz zu anderen künstlerischen Tätigkeiten. 

Außerdem zählt Werbung nicht zu den Stärken einer Minibranche, die lieber auf Mundpropaganda setzt. Das könnte sich ändern. Mit menschenmalen.at will Barbara Pacholik verstärkte Breitenwirkung erzielen. „Diese Plattform wird künftig mit Inhalten, näheren Informationen und tiefen Einblicken in das Thema gefüllt“, erläutert jene Künstlerin. Dann könnten sich mehr Personen ein gutes Bild machen.   ←

„Ein gutes Bild ist wie ein guter Song

Porträtmalerin Barbara Pacholik über Einzigartigkeit, besondere Geschenke und einen persönlichen Kaffee.

Welche Bedeutung besitzt Porträtmalerei heute?

Pacholik: Heute kann bereits jeder sich und seine Lieben fotografieren, immer und immer wieder. Die Inflation macht Bilder oft austauschbar oder beliebig. Wenn es persönlich wird, sind aber einzigartige Objekte gefragt. Das macht gemalte Porträts so besonders. Ein gutes Bild ist wie ein  guter Song. Selbst wenn sich dieser gut  beschreiben lässt, wird der Rhythmus nur spürbar, wenn man ihn selbst hört. 

Was bewegt eigentlich die Auftraggeber?

Pacholik: Hier gibt es viele Motive, wie etwa ein spezielles Geschenk für das Jubiläum. Manche Menschen schätzen wiederum ihren Beruf. Das soll festgehalten werden, auch für die Pension. Oder der Präsident reicht das Staffelholz an die nächste Generation weiter, fühlt sich aber mit jener Organisation verbunden. Andere verewigen eine Person, die nicht mehr da ist, aber weiter in der Mitte bleiben soll.

Was kostet ein solches Werk?

Pacholik: Das hängt primär von Art und Größe ab. Üblicherweise beginnt der Preis bei tausend Euro, nach oben ist aber finanzielle Luft vorhanden. Alles weitere richtet sich eben nach den Vorstellungen des Kunden. 

Was ist für das Gelingen des Porträts erforderlich?

Pacholik: Ich muss mir einen Eindruck von dem Menschen verschaffen. Aber niemand muss Modell stehen. Ein persönlicher Kaffee, ein oder zwei Lieblingsaufnahmen, Fotos – das zeichnet eine gute Skizze. Wichtig ist jedoch der Stil. Ob fotorealistisch oder plakativ, klassisches Ölgemälde oder Papiermosaik mit farblichem Ausdruck – ein Bild muss dort passen, wo es ein Leben hängen soll.   ←