Barbara Göttling General Managerin Park Hyatt Vienna

Luxushotel – Die drei D

Vor etwas mehr als einem halben Jahr übernahm Barbara Göttling die Führung im Park Hyatt Vienna, dem feinsten Hotel in der Hauptstadt. Im Interview zieht sie eine erste Zwischenbilanz, erzählt von neuen Trends und erklärt, warum alte Tugenden hochmodern sind.  Text: Stefan Schatz

assets: Im April übernahmen Sie die Führung des renommierten Park Hyatt Vienna. Wie sieht Ihre erste Zwischenbilanz aus?

Barbara Göttling: Die neue Rolle als General Managerin war für mich eine bedeutende Veränderung, ein fortwährender Lernprozess und kontinuierliche Weiterentwicklung. Natürlich war es für mich eine anspruchsvolle Umstellung, in die erste Reihe zu rücken und als Gesicht des Hauses eine Schlüsselrolle bei der Schaffung und Pflege von Beziehungen zu einer breiten Palette an Stakeholdern zu spielen. Wesentlich war, meinen Fokus neu auszurichten, hin zur Sicherstellung aller Bereiche des Hauses, und das Hotel in seiner Gesamtheit zu betrachten. Das hat ein gewisses Loslassen erfordert und das Lösen von den kleinen Details.

Welche Ziele haben Sie sich gesetzt und wo sehen Sie im Park Hyatt Vienna noch Optimierungsbedarf?

Göttling: Mir ist wichtig, den erfolgreichen Weg meiner Vorgängerin fortzusetzen und den Ruf des Hauses zu wahren, eines der besten Hotels der Stadt zu sein. Einen Ort der Exzellenz, der Gastfreundschaft und der unvergesslichen Erlebnisse zu präsentieren, der von Reisenden aus der ganzen Welt geschätzt wird und gleichzeitig auch einen Platz zum Verweilen für die Menschen dieser Stadt bietet. Das ist eine große Herausforderung, die wir gemeinsam im Team mit sehr viel Entschlossenheit und Engagement angehen. Optimierung und Innovation werden von uns permanent umgesetzt, aber sehr dezent im Hintergrund. Das ist sozusagen der kontinuierliche Feinschliff, den wir mit viel Fingerspitzengefühl für das gewisse Extra im Service und in der Qualität durchführen.

Sie haben trotz Ihrer Jugend schon beachtliche Meilensteine in Ihrer Karriere gesetzt, in der Luxushotellerie ebenso wie in alternativen Locations wie dem Badeschiff. Wie stellt man sich schnell auf die unterschiedlichen Aufgaben ein?

Göttling: Mein natürlicher Optimismus und mein fester Glaube an meinen Eigenantrieb haben dabei immer eine große Rolle gespielt. Ich war stets davon überzeugt, dass ich die Gestaltung meiner Karriere in meinen eigenen Händen trage. Ich ging immer sehr tatkräftig und voller Entschlossenheit voran, habe mir kontinuierlich neue Ziele gesetzt und mich davon leiten lassen, meine Träume zu verwirklichen, sie zu leben und dabei bereits wieder das nächste Ziel vor Augen zu haben. 

Was verbindet all Ihre Karrierestationen, was ist gleich?

Göttling: Die Leidenschaft, Gastgeberin zu sein, die Freude an der Arbeit mit Menschen und hoch motivierten Teams.Ich mag das internationale Umfeld der Hotellerie, dass es in dieser Branche nie langweilig wird und jeden Tag etwas Neues passiert. Und allem voran: die Leidenschaft für das, was ich täglich tue.

Was kann man aus der Erfahrung, die Sie etwa vom Restaurant Ihrer Eltern mitnahmen, in der Luxushotellerie anwenden?

Göttling: Viele dieser Erfahrungen sind wichtige Grundlagen: Gastfreundschaft und persönlicher Service, hohe Aufmerksamkeit und der Blick fürs Detail, Authentizität und Flexibilität, um nur einige zu nennen. Es sind aber die drei D, die mir meine Mutter mitgegeben hat –Dankbarkeit, Demut und Disziplin –, die entscheidenden Werte für mich. Dankbarkeit für treue Kunden und Zufriedenheit ist in der Luxushotellerie genauso wichtig wie für Betreiber eines Gasthauses. Demut hilft, die eigenen Leistungen zu schätzen und optimistisch zu bleiben. Disziplin erfordert Verzicht und Respekt, ist aber entscheidend für den Erfolg. Diese Prinzipien sind für mich der Schlüssel zum Erfolg, trotz ihres altmodischen Klangs.

Der Tourismus in Wien hat sich gut erholt. Sind Sie mit der Auslastung in Ihrem Haus zufrieden?

Göttling: Anfang 2023 haben wir das Niveau von vor der Pandemie annähernd wieder erreicht. Diese Entwicklung zeigt die Resilienz unseres Unternehmens. Die bisherigen Quellmärkte in Wien haben sich verändert. Waren in der Vergangenheit noch asiatische Länder und Russland maßgebliche Faktoren für eine hohe Auslastung, mussten nun neue Märkte aktiv erschlossen werden. Das war sicherlich eine Herausforderung.

Ein Dauerthema bleibt die Personalsuche: Wie finden Sie geeignetes Personal?

Göttling: Was unser Haus besonders reizvoll macht, ist unsere tief verwurzelte Philosophie und Kultur, die wir in jeder Facette leben und auch nach außen vermitteln: „We care for people so they can be their best.“ Das heißt: Wir bieten unseren Mitarbeitern nicht nur ein angenehmes und familiäres Arbeitsumfeld, sondern wollen auch ihre individuellen Bedürfnisse verstehen, ihre berufliche Weiterentwicklung fördern und ihnen Chancen geben. Genau diese Hingabe zeichnet uns aus und hilft uns beim Akquirieren qualifizierter Talente.

Nutzen die Nachwuchskräfte die internationalen Chancen, die Ihr Konzern bietet?

Göttling: Das ist sehr individuell. Wir bieten großartige Möglichkeiten. Besonders attraktiv sind unsere flexiblen Optionen, um internationale Erfahrung zu sammeln, ohne dass die Zelte hier vor Ort abgebrochen werden müssen. So tauschen wir etwa für einige Wochen Lehrlinge mit Hotels in Deutschland. Auch andere Mitarbeiter können für einige Wochen in einem Hotel im Ausland arbeiten.

Sie begleiten das Haus seit dem Pre-Opening. Was hat sich seither verändert?

Göttling: Das war vor zehn Jahren, natürlich hat sich einiges im Haus bewegt.

Wir hatten von Anfang an eine sehr klare Positionierung für weltgewandte, anspruchsvolle Reisende, die stets das Außergewöhnliche suchen. Viele Gäste – lokal ebenso wie international – sind Stammkunden. Manche kommen bereits seit der Eröffnung, wir begleiten sie durchs Leben, etwa bei Hochzeiten oder Familienzuwachs. Das ist etwas ganz Besonderes, daraus entwickelten sich richtige Freundschaften. Deshalb war uns schon in der Planung wichtig, dass sich auch die Wiener bei uns willkommen fühlen. Wir haben Restaurant und Bar mit einem separaten Eingang so gestaltet, dass man nicht durch die Hotellobby eintreten muss, oder beispielsweise bewusst entschieden, das Arany Spa nicht nur für hausinterne Gäste zugänglich zu machen.

Der Geschäfts- und Kongresstourismus litt stark unter der Pandemie. Schrumpft die Nachfrage in diesem Bereich?

Göttling: Ganz im Gegenteil – wir sehen eine verstärkte Nachfrage nach Geschäftsreisen und Anfragen für Meetings. Wir beobachten eine Verschmelzung von Geschäfts- und Freizeitreisen und nennen dies „Bleisure Travel“.

Eine Herausforderung sind die steigenden Anforderungen an die Nachhaltigkeit. Kann ein internationales Tophaus wie Ihres überhaupt nachhaltig funktionieren? Göttling: Natürlich! Wir setzen entschlossen Maßnahmen im Rahmen unserer globalen Strategie für Umwelt, Soziales und Governance um, die wir direkt in den Hotelbetrieb integrieren und die sich in allen Bereichen widerspiegeln. Diese „World of Care“-Strategie ist ein zentrales Element unserer Unternehmenskultur und beeinflusst sämtliche Aspekte unseres täglichen Handelns. Wie etwa unser Abfallmanagement, das mit der Reduzierung der Abfallmenge beginnt und sich auf die Prinzipien der Kreislaufwirtschaft stützt. Wir begegnen dem Klimawandel mit sinnvollen Maßnahmen, tragen zum Wasserschutz bei und beschaffen Produkte und Dienstleistungen verantwortungsvoll, indem wir mit einer Vielfalt von Partnern kooperieren, die unsere Werte und unser Engagement teilen. Wir optimieren unsere nachhaltigen Prozesse laufend und stellen dabei Engagement und Verantwortung in den Mittelpunkt.