assets Magazin: Bernd Bugelnig - CEO Capgemini Österreich
Bernd Bugelnig, CEO von Capgemini in Österreich

World Wealth Report: Mehr Millionäre in Österreich

Das zeigt die 25. Ausgabe des World Wealth Reports (WWR) 2021 von Capgemini.

In Österreich wuchs die Anzahl der HNWI von 2019 bis 2020 um 5,3 Prozent (2018-2019: 6,9 Prozent) auf 163.300 Dollar-Millionäre. Das sind 8.200 HNWI mehr als im Vorjahreszeitraum. Auch das Gesamtvermögen der österreichischen HNWI stieg um 5,3 Prozent, nachdem es im Vorjahreszeitraum (2019) noch um 7,1 Prozent gestiegen war.

Anzahl wie auch Vermögen der besonders reichen sogenannten Ultra-HNWI wuchs 2020 weltweit um 9,6 Prozent bzw. 9,1 Prozent und damit am stärksten, während die „Millionäre von nebenan“ und die mittleren Millionäre einen Anstieg bezüglich Anzahl und Vermögenswachstum von rund 6 Prozent bzw. 8 Prozent aufwiesen.

Hybride Beratungsmöglichkeiten als Chance für Vermögensverwalter

Laut dem World Wealth Report, eine der ältesten und am häufigsten zitierten Vermögensstudien der Branche, haben sich HNWIs in den letzten 25 Jahren zunehmend stärker selbst in die Verwaltung ihres Anlagevermögens eingebracht und verlangen nun mehr und umfassendere Unterstützung bei der Beratung. Da Technologieanbieter kontinuierlich in den Bereich der Vermögensverwaltung vordringen, müssen sich die Vermögensverwalter auf eine technologiegestützte Beratung und hyperpersonalisierte Geschäftsmodelle einstellen. HNWIs tendieren dazu, Investitionen in einem bullischen Markt verstärkt selbst zu verwalten, aber in Krisen und bei Marktvolatilität wieder Beratung in Anspruch zu nehmen. Das zeigt sich in der COVID-19 Pandemie, die den dritten globalen wirtschaftlichen Umbruch des 21. Jahrhunderts mit sich brachte, sowie bei den Erkenntnissen, die man aus den Folgen der Krisenjahre 2000 bis 2002 und der globalen Finanzkrise von 2008 ziehen konnte.

Technologische Durchbrüche, eine sich verändernde soziale Dynamik, neue Akteure im Ökosystem, die Demokratisierung der Vermögensverwaltung und der Aufstieg digitaler Kanäle und Assets: All das wird den Erfolg oder Misserfolg von Vermögensverwaltern in Zukunft beeinflussen. Die HNWIs von heute sind an hybriden Modellen interessiert und suchen zunehmend eine Mischung aus digitaler und direkter Interaktion. 34 Prozent der HNWIs sagen, dass sie aktiv WealthTech-Dienstleistungen nutzen. Vermögensverwalter sehen WealthTechs mit Expertise im Bereich Kunden-Lebenszyklus als geeignete Partner an, mit denen sie ihre Fähigkeiten, Reichweite und Reaktionsfähigkeit auf Markttrends verbessern können. Als die beiden wichtigsten Gründe für die Zusammenarbeit mit WealthTechs nannten Führungskräfte den Zugang zu neuen Kundensegmenten und die Bereitstellung neuer und innovativer Kundenangebote. „Die Wealth Management-Branche muss an ihre Grenzen gehen, um Kundenanteile zu gewinnen und HNW-Kunden, die an BigTech-Komfort und Personalisierung gewöhnt sind, bestmöglich zu bedienen“, sagt Bernd Bugelnig, CEO von Capgemini in Österreich. „Investitionen in Technologie und Mensch sind für Vermögensverwalter von entscheidender Bedeutung, um ihren Marktanteil zu halten, da WealthTechs weiterwachsen und der Eintritt von BigTechs in diesen Bereich droht.“

New-Age-Tech-Fähigkeiten und Diversität in der Vermögensberatung

Trotz der immer schneller aufkommenden Disruptionen können Vermögensverwaltungsfirmen belastbare und agile Betriebsmodelle aufbauen, indem sie in Technologien wie Cloud, APIs und Microservices investieren. Auch wenn in der Branche Expertise und Erfahrung zu den wichtigsten Stärken zählen, müssen die Unternehmen datengetriebene Erkenntnisse in ihre Kundenansprache und Anlagestrategien einbeziehen. Die Investment-Performance wird weiterhin im Vordergrund stehen, jedoch müssen die Unternehmen auch wertschöpfend agieren und sich auf nachhaltige Wertvorstellungen der Anleger (nach den ESG4-Richtlinien) konzentrieren.

Die Vermögensverwaltung war und ist ein beziehungsbasiertes Geschäft. Da sich die Profile der Kunden schnell weiterentwickeln und diese vermehrt Vermögende aus der Generation der Millennials und Generation Z, Frauen, LGBTQ+-Familien und mehr umfassen, müssen die Vermögensverwalter ihrerseits mehr auf Diversität bei ihren Beraterinnen und Beratern setzen. Um zukunftsfähig zu sein, muss laut WWR eine heterogene Beraterbelegschaft eingestellt und digital befähigt werden, während die bestehenden Mitarbeiter für den Kontakt mit einer Vielzahl von Kundensegmenten umgeschult werden müssen. Dem entgegen steht, dass derzeit 63 Prozent der befragten Vermögensberater*innen mit den Bemühungen ihres Unternehmens, Tools beziehungsweise Schulungen bereitzustellen, nicht zufrieden sind.

Neue Spielfelder für die Vermögensverwaltung entstehen

Angesichts des aktuellen Börsenbooms versuchen HNWIs auch, ihr Portfolio mit alternativen Anlagen zu diversifizieren. Nachhaltiges Investieren ist mittlerweile ausgereift: 43 Prozent der Ultra-HNWIs und 39 Prozent der jüngeren HNWIs (Alter ≤40) würden wahrscheinlich einen ESG-Score für die von ihrem Verwalter angebotenen Produkte anfordern.

Darüber hinaus gaben 72 Prozent der befragten HNWIs an, in Kryptowährungen investiert zu haben, und 74 Prozent in andere digitale Vermögenswerte wie Website-Domain-Namen oder Apps. Special Purpose Acquisition Companies (SPACs) werden immer beliebter, während nicht-fungible Token (NFTs) langsam an Glaubwürdigkeit in der Asset-Klasse gewinnen. Der Aufstieg des provisionsfreien Investierens für Privatanleger hat auch das Interesse von HNWIs geweckt: 39 Prozent gaben an, dass sie sich einen gebührenfreien Handel wünschen, aber ihre Vermögensverwaltungsfirma muss ihnen noch entgegenkommen.