Musikmarkt – One-Click-Wonder

Beim Musiklabel Global Rockstar werden Fans zu Shareholdern und Talente zu Popstars. Wie man schon ab fünf Euro und mit einem Click dabei sein kann, was NFTs damit zu tun haben und wie sich 1.300 Prozent ROI ausgehen.  Text: Susanne Mayer

Christof Straub revolutioniert mit seinem Label Global Rockstar die Musikindustrie. Seine Idee: Fans können mit Mikroinvestments Rechte und Anteile an Liedern erwerben. Danach werden 70 Jahre lang alle Einnahmen daraus (Streaming, Radio etc.) unter den Shareholdern aufgeteilt. Geregelt wird das im Hintergrund über NFTs (Non-Fungible Tokens), also fälschungssichere, digitale Wertscheine, die den Investoren die Einnahmen eindeutig zuordnen. Wer 2020 auf den Nummer-eins-Hit „Zefix“ des damals 16-jährigen Chris Steger gewettet und 100 Euro investiert hat, kann sich heute über 1.300 Euro Börserlgeld freuen. „Und dabei haben sie ja noch 68 von 70 Jahren, in denen das Lied weiter Geld einspielt“, sagt Straub.

Höhere Margen, weniger Risiko

Was erst einmal nach Gamification und netten Wettspielen klingt, soll grobe Probleme in der Musikbranche beseitigen. Und die kennt Straub von allen Seiten. Als Teil des Duos Papermoon schaffte es Straub in den 90er-Jahren bis an die Spitze der österreichischen Charts, gewann mehrfach Gold und Platin. Heute produziert der Singer-Songwriter mit seinem Label Global Rockstar vor allem die Musik junger österreichischer Artists.

Das Thema Musikrechte treibt den Plattenboss um: „Wer heute ein Lied neu vertonen will, das in den 80ern in den Charts war und in den 60ern geschrieben wurde, hat es mit 60 Jahre alten Verträgen auf Papier zu tun. Und oft gibt es nicht mal mehr die.“

Außerdem will Straub höhere Margen für die Künstler. Durch das System des Fractional Ownership wird das Risiko gestreut, die Ausgaben der Produktion hängen nicht allein am Label. Dadurch bekommen die Artists nicht wie üblich zwölf bis 13 Prozent der Tantiemen, sondern 30 bis 50 Prozent. Von der Kryptografie, auf der die NFT-Technologie aufbaut, bekommen die Fans übrigens nichts mit. „Wer bei uns investiert, zahlt mit Kreditkarte und per Mausklick wie beim Onlineshopping“, erklärt Straub.

Millionenmühle TikTok

Abgesehen von moderner, fälschungssicherer Kryptotechnologie ist Straub auch mit aktuellen Marktdynamiken im Musikbusiness bestens vertraut. Wer morgen noch erfolgreich sein will, muss das Pferd schon mal von hinten aufzäumen: „Früher waren Artists zuerst wegen ihrer Musik bekannt und man folgte ihnen deswegen dann auch auf Social Media. Heute ist das manchmal umgekehrt.“ Soll heißen: Die Communitys, die sich junge TikTok-Stars aufgebaut haben, sind bereits da, wenn das Sternchen beschließt, Popsongs zu machen. Was wiederum dazu führen kann, dass sich mehr Fans an der Produktion von Songs beteiligen. Was Christof Straub veranlasst hat, auch auf die TikTok-Präsenz seiner Künstler zu achten. TikTok kann aber noch mehr. Denn kaum ein Medium hat den Musikmarkt in den vergangenen Jahren so aufgemischt wie die Videoplattform aus China. Auf dem Kanal werden gewisse Lieder zu millionenfach verwendeten Soundtracks für Challenges, Trends oder Videos von Naturerlebnissen. Oft kennen User nur ein paar Takte und Signature Lines der Tracks und kaufen oder streamen sie dann auf anderen Plattformen. So entstehen zwei Trends: Neue Stücke bekommen einen regelrechten Boost und werden wegen TikTok erst richtig bekannt. Und: Alte Lieder werden durch die millionenfache Verwendung auf TikTok wiederbelebt und schaffen es erst deshalb zum ersten Mal an die Spitze der Charts. Und hier kommt wieder Christof Straubs Rechteschmiede ins Spiel.

Legenden leben länger

Mit „Legacy Hits“ will Global Rockstar alten Hits neues Leben einhauchen. Und das geht so: Sollte Ed Sheeran in ein paar Jahren das Geld ausgehen, könnte er einfach Teile der Rechte am Welthit „Shape of You“ verkaufen. Diese Teile kann wiederum Global Rockstar aufkaufen und fraktionalisieren, also in kleinen Anteilen als NFTs verkaufen. Wird das Lied auch in Zukunft noch im Radio gespielt oder landet wegen eines Trends auf TikTok oder einer Neuvertonung nochmals eine Chart-Platzierung, regnet es Cash für die Investoren. Die Musik-NFTs sind übrigens ab fünf Euro erhältlich. Und können auch als (Weihnachts-)Geschenk erworben werden. Süßer die Glocken nie klingen. Und die Kassen gleich mit dazu.   ←

Factbox

• Das Label Global Rockstar wurde 2014 gegründet.

• 2020 gab „2 Minuten 2 Millionen“ der Bekanntheit von Global Rockstar und dem neuartigen Fractional Ownership einen enormen Boost.

• Fans investieren in unveröffentlichte Lieder ihrer Lieblingskünstler und erhalten Anteile an den Verwertungsrechten.

• Über eine Million Euro haben Fans seit 2020 in Hits ihrer Lieblingskünstler auf Global Rockstar investiert.

• Bisher wurden über 330 Relases getätigt, mit zwei bis vier wöchentlichen Releases.

• Der Umsatz von Global Rockstar hat sich von 2021 auf 2022 verdoppelt.

• Registrierte Fans: 151.000

• Registrierte Künstler: 17.000

• Investitionen starten bei fünf Euro, basierend auf Bekanntheitsgrad und bisherigem Erfolg.

• Ab Launch des Marketplace (noch heuer) können die NFTs und damit die erworbenen Rechte weiterverkauft werden.

• Der rechtmäßige Besitzer der Musikrechte ist auf dem NFT gespeichert.

• NFTs funktionieren wie Wertscheine. Sie basieren auf Kryptografie und sind fälschungssicher.

• Chris Stegers Hit Zefix erzielte seit 2020 bereits 1.300 Prozent an Rendite für Besitzer der NFTs.