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Mehr Frauen unter den Millionären

Nordamerika setzte seinen Wachstumskurs fort und verzeichnete mit 13,2 Prozent Zuwachs bei der Anzahl der HNWI die weltweit höchsten Werte. Die Asien-Pazifik-Region, die in den letzten zehn Jahren immer den stärksten Zuwachs an HNWI verzeichnete, landete nun durch den schwachen Anstieg bei der Anzahl der HNWI (4,2 Prozent) im Jahr 2021 auf dem dritten Platz hinter Europa. Der World Wealth Report 2022 von Capgemini untersucht die globalen Vermögensentwicklungen des vergangenen Jahres und erforscht Trends und Einflüsse auf die Anzahl der HNWI.

Die meisten HNWI weltweit kommen im Jahr 2021 aus den Ländern USA, Japan, Deutschland und China. Insgesamt konzentrieren sich 63,6 Prozent aller Dollar-Millionäre weltweit in diesen Ländern. Gegenüber 2020 ist der Anteil dieser vier Länder um 0,7 Prozentpunkte gestiegen. Das größte Wachstum wurde im Segment der besonders reichen Ultra-HNW (Personen ab einem investierbaren Vermögen von mehr als 30 Millionen US-Dollar) festgestellt: Deren Anzahl und Gesamtvermögen stiegen um 9,6 Prozent und 8,1 Prozent respektive. Im Segment der mittleren Millionäre (5-30 Millionen Dollar) stiegen die Anzahl und das Gesamtvermögen um 8,5 Prozent bzw. 8,4 Prozent. Bei den sogenannten „Millionären von nebenan“ (1-5 Millionen US-Dollar Vermögen) war der Anstieg sowohl bei der Anzahl (7,7 Prozent) als auch dem Gesamtvermögen (7,8 Prozent) im Vergleich zu den beiden anderen Segmenten am geringsten. Laut der Studie nehmen die unterschiedlichen Wachstumsraten zwischen den Vermögensklassen immer weiter ab. Dies weist auf sich angleichende Wettbewerbsbedingungen wie z.B. ein verbesserter Informationszugang für alle Anleger und die Demokratisierung der Anlageklassen hin.

In Österreich wuchs die Anzahl der HNWI von 2020 bis 2021 um rund 8 Prozent (2019-2020: 5,3 Prozent) auf 176.000 Dollar-Millionäre. Das sind 13.000 HNWI mehr als im Vorjahreszeitraum.

Mehr Frauen und Tech-Wealth HNWI unter den Millionären

Die Zusammensetzung der HNWI wird immer diverser, anteilig finden sich immer mehr Frauen, Millennials sowie Mitglieder der Generation Z und Tech-Wealth HNWI unter den Millionären. Diese aufstrebenden Kundensegmente haben in Bezug auf ihr Anlageverhalten jeweils eigene Werte, Präferenzen und Anforderungen, die viele Vermögensverwaltungsfirmen derzeit nicht erfüllen können.  Dies führt dazu, dass viele dieser HNWI zu anpassungsfähigeren Wettbewerbern oder kleineren Family Offices wechseln. Die folgenden Fakten unterlegen diese Annahme:

In den nächsten zwei Generationen wird 70 Prozent des weltweiten Vermögens an Frauen aller Vermögensklassen vererbt werden. Diese legen einen besonderen Wert auf Gebührentransparenz, Datensicherheit und erwarten mehr Aufklärung darüber, wie sie ihr Vermögen vermehren können.

39 Prozent der Millennials unter den HNWI haben im vergangenen Jahr aufgrund mangelnder Transparenz ihren Vermögensverwalter gewechselt. Sie sind häufig auf der Suche nach neuen Anbietern, da sie sich mehr digitale Interaktion, Aufklärung und Komfort wünschen.

Durch den Tech-Boom und die Zunahme von Venture-Capital-finanzierten Einhorn-Unternehmen ist eine besondere Gruppe von vermögenden HNWI entstanden, die ein enormes Potenzial für Vermögensverwaltungsunternehmen darstellt. Allerdings geben nur 27 Prozent der Unternehmen an, diese Interessenten aktiv anzusprechen.

Die neue Welle von HNWI hat spezifische Kundenbedürfnisse, worauf Vermögensverwalter ihre Geschäftsstrategien anpassen sollten. Um diese wachsenden Kundensegmente gezielt zu erschließen, müssen Wealth-Management-Firmen laut dem Report mehr und differenziertere personalisierte Services und Kundenerlebnisse anbieten. Auch gälte es durch Ansätze wie die Zusammenarbeit im Ökosystem, umfassende digitale Lösungen und eine größere Vielfalt bei der Einstellung neuer Talente Vertrauen aufzubauen.

Wealth-Management-Firmen müssen datengesteuerte Fähigkeiten nutzen

Der Vermögensverwaltungssektor durchläuft eine Diversifizierung der Anlageoptionen, von nachhaltigen Investitionen (Sustainable Investing) bis hin zur zunehmenden Verbreitung digitaler Vermögenswerte. Da ESG immer wichtiger wird, müssen die Vermögensverwaltungsunternehmen in diesem Bereich mehr Aufklärung leisten und eine umfassende Produktauswahl für HNWI anbieten. Der Report zeigt auf, dass weltweit 55 Prozent der HNWI Investitionen in Projekte mit positiven ESG-Auswirkungen für wichtig halten. 64 Prozent der HNWI fragen nach ESG-Scores, um mehr über die gesellschaftlichen Auswirkungen eines Fonds zu erfahren. Für 40 Prozent der Vermögensverwalter ist es jedoch eine Herausforderung, die ESG-Auswirkungen darzustellen.

„Die Zunahme und Komplexität neuer Anlagemöglichkeiten wie nachhaltiges Investieren und digitale Vermögenswerte hat einen entscheidenden Einfluss auf die Vermögensverwaltungsbranche. Vermögensverwalter müssen mehr Zeit in spezifische Schulungen zu den aktuellen Trends investieren, um ihre Kunden rechtzeitig diesbezüglich aufklären zu können. Nur so werden sie ihre Kunden langfristig halten“, sagt Martina Sennebogen, Managing Director bei Capgemini in Österreich. „Darüber hinaus sollten Vermögensverwaltungsunternehmen, die in eine neue Ära digitaler Vermögenswerte eintreten, relevante Partnerschaften nutzen, um ein diversifiziertes digitales Angebotsportfolio für Kunden zu priorisieren.“

Chief Customer Officers für ein besseres Kundenerlebnis

Immer mehr Vermögensverwaltungsunternehmen haben die Rolle des Chief Customer Officer (CCO) eingeführt, um die Nähe zu den Kunden zu fördern und sie in den Mittelpunkt des Vermögensverwaltungsprozesses zu stellen. Der CCO konzentriert sich auf die Orchestrierung von Digitalisierungsmaßnahmen und das Datenmanagement im gesamten Unternehmen, um die sich entwickelnden und komplexen Kundenanforderungen zu erfüllen und die Kundenbindung zu stärken.

Der World Wealth Report kommt zu dem Schluss, dass Vermögensverwalter hyper-personalisierte Kundenerlebnisse bieten können, wenn sie Automatisierung und datengesteuerte Erkenntnisse priorisieren, um die Kundenerwartungen der immer diverseren Millionärssegmente zu erfüllen. Dem Bericht zufolge werden die CCOs eine wesentliche Rolle beim Aufbau eines integrativen Kunden-Ökosystems spielen und gleichzeitig ihre Beraterfähigkeiten durch verwertbare Datenanalysen verbessern. Auf diese Weise können die Unternehmen auf einen One-Stop-Shop-Ansatz hinarbeiten. Dieser soll alle Kundenbedürfnisse auf bequeme Art und Weise erfüllen, die dem individuellen Lebensstil und den Vorlieben der Kunden Rechnung tragen und letztlich das Geschäftswachstum fördern.