assets Magazin: Werner Kirsch

Klimaschutz für die meisten Manager oft nur teure Verpflichtung

Erfüllen Konzerne ihre Verantwortung zu ökologischer Nachhaltigkeit? Um dies herauszufinden und Fortschritte der kommenden Jahre zu evaluieren, hat das Capgemini Research Institute eine neue Studienreihe mit jährlicher Erscheinungsweise ins Leben gerufen. Für die erste Ausgabe wurden im August und September 2022 in 12 Ländern branchenübergreifend insgesamt 2.004 Manager aus 668 Unternehmen mit einem Jahresumsatz von über einer Milliarde US-Dollar befragt.

„Erst wenige Unternehmen sehen die nachhaltige Transformation als Wertschöpfungsquelle. Viele befürchten kurzfristig finanzielle Belastungen. Nichtsdestoweniger erkennen sie ihre Mitverantwortung zum Erreichen der Klimaschutzziele an – und es gilt jetzt, die globale Erderwärmung auf maximal 1,5 Grad Celsius zu begrenzen“, sagt Werner Kirsch, Sustainability Lead bei Capgemini in Österreich. „Alle Unternehmen müssen ihre Geschäftsmodelle zeitgemäß neu ausrichten, um nachhaltige Produkte und Services zu entwickeln. Für diese Investition in die Zukunft brauchen sie Etappenziele und eine realistische, umfassende Nachhaltigkeitsstrategie.”

Nachhaltigkeitsziele werden durchaus in Geschäftsstrategien integriert und weltweit sagen fast zwei Drittel (64 Prozent) der Manager, dass Nachhaltigkeit auf der Agenda jedes Mitglieds der Geschäftsführung ihres Unternehmens steht. Es klafft jedoch noch immer eine Lücke zwischen den Ambitionen und konkreten Maßnahmen zum Klimaschutz: Erst knapp die Hälfte (49 Prozent) hat eine Reihe von Klimaschutz-Initiativen für die nächsten drei Jahre definiert. Nur etwas mehr als ein Drittel (37 Prozent) der Befragten weltweit gibt an, dass ihr Unternehmen das Betriebsmodell hin zu mehr Nachhaltigkeit umgestaltet. Insgesamt belaufen sich die Investitionen in Dekarbonisierungsaktivitäten bei Unternehmen mit einem Umsatz von mehr als 20 Milliarden US-Dollar auf durchschnittlich 0,41 Prozent des Gesamtumsatzes. Kleinere Unternehmen mit einem Umsatz zwischen einer und fünf Milliarden US-Dollar investieren mit durchschnittlich 2,81 Prozent ihres Gesamtumsatzes mehr. Zum Vergleich: Die Ausgaben für Forschung und Entwicklung lagen bei 500 der größten börsennotierten US-amerikanischen Unternehmen im Jahr 2020 bei durchschnittlich vier Prozent.

Die Studienergebnisse zeigen, dass es vielen Unternehmen an einer kollektiven Vision sowie an funktionsübergreifender Koordination ihrer Nachhaltigkeitsbemühungen mangelt und dass die unterschiedlichen Teams noch immer isoliert voneinander arbeiten. So geben beispielsweise weltweit nur 43 Prozent der Befragten an, dass nachhaltigkeitsbezogene Daten verfügbar sind und innerhalb der gesamten Organisation zugänglich gemacht werden. Bei 48 Prozent der Unternehmen stehen diese Daten auch für externe Stakeholder wie Investoren, Aktivisten, Regierungsstellen und Konsumenten zur Verfügung. Weniger als die Hälfte (47 Prozent) der Unternehmen weltweit wirbt gezielt neue Talente mit starken Nachhaltigkeitskompetenzen an.

Die stärksten Motive für Dekarbonisierung: Erwartungen der Mitarbeitenden und Regulatorik

Zu den wichtigsten Beweggründen für Nachhaltigkeitsmaßnahmen zählt aktuell für 60 Prozent der Entscheidungsträger international der Druck von bestehenden und potenziellen Mitarbeitenden; für 57 Prozent ist es das Bestreben, schärferen zukünftigen Regularien zuvorzukommen. 52 Prozent der Führungskräfte versprechen sich steigende Einnahmen davon. Nur einer von fünf Befragten (21 Prozent) sieht einen klaren unternehmerischen Nutzen in Nachhaltigkeit, während 53 Prozent der Meinung sind, die Kosten für derartige Maßnahmen überstiegen den potenziellen Nutzen. Aus der Studie geht jedoch hervor, dass Unternehmen, die Nachhaltigkeit priorisieren, schon jetzt erfolgreicher sind als Unternehmen, die dies nicht tun.

Einige Unternehmen investieren in Technologie, um ihre Umweltbilanz zu verbessern

Unternehmen werden sich zunehmend des ökologischen Fußabdrucks ihrer IT bewusst und setzen neue Tools ein, um ihre Dekarbonisierungsziele zu erreichen. Laut mehr als der Hälfte (55 Prozent) der Befragten kennt ihr Unternehmen die Menge an CO2-Emissionen seiner IT – digitaler Tools, Apps, IT-Systeme und Rechenzentren. Dieser Anteil erreicht in der industriellen Fertigung 63 Prozent und 61 Prozent bei Konsumgüter- und Energieunternehmen. Um ihre Nachhaltigkeitsziele zu erreichen, setzen nach eigenen Angaben 58 Prozent der Unternehmen bereits KI und Automatisierung ein, insbesondere im Energiesektor (72 Prozent). Weltweit investiert mehr als die Hälfte (54 Prozent) der Unternehmen in digitale Technologien wie Augmented und Virtual Reality oder Kollaborationstools, um die Reisetätigkeit ihrer Mitarbeitenden zu reduzieren.