assets magazin: Finanzierung im Agrarsektor

Finanzierung im Agrarsektor: Klare Prinzipien und gute Rendite

Auch der aktuelle Food Report veranschaulicht eindrucksvoll, wie sehr sich das Bewusstsein der Menschen in Sachen Gesundheit und Ernährung gewandelt hat. Laut Rahul Bhushan, Mitgründer und Unternehmenssprecher des thematischen ETF-Emittenten Rize ETF werde oft nicht erkannt, dass nicht nur der Transport, sondern vor allem die Herstellung unserer Lebensmittel besonders umweltschädlich sei. So sei die Produktion von Lebensmitteln für mehr als ein Viertel aller vom Menschen verursachten Treibhausgasemissionen verantwortlich.

„Um Ernährungssicherheit auf rentable Weise zu gewährleisten, braucht es die Schaffung nachhaltiger Lebensmittelsysteme. Das ist nicht nur aus ökologischer, sondern auch aus Sicht von Anlegern interessant. Innovative Unternehmen, die Technologien für nachhaltige Lebensmittelsysteme entwickeln, können enorme Gewinne erzielen und dazu beitragen, eine lebenswerte Zukunft auf unserer Erde zu sichern.“ So habe die Finanzierung von Agrarunternehmen 2020 mit 26,2 Milliarden US-Dollar ein Allzeithoch erreicht, für 2021 erwarte man einen weiteren Rekordwert. Drei Bereiche nachhaltiger Lebensmittelsysteme seien besonders rentabel:

Vegane Produkte und kultiviertes Fleisch

Die Fleischproduktion sei für erstaunliche 14,5 Prozent aller vom Menschen verursachten Treibhausgasemissionen verantwortlich und laut Bhushan in puncto Nicht-Nachhaltigkeit daher eine schlimme Übeltäterin. Denn landwirtschaftliche Prozesse wie Landnutzungsänderungen und Viehzucht setzen weit mehr Kohlendioxidäquivalente frei als Verarbeitung, Transport, Einzelhandel und Verpackung von Lebensmitteln. Eine der wichtigsten Notwendigkeiten für eine nachhaltige Ernährung sei daher, das Fleisch durch Fleischalternativen zu ersetzen. „Dafür sind pflanzliche Lebensmittel perfekt geeignet, da sie pro erzeugtem Kilogramm weit weniger Kohlenstoff ausstoßen. Das Ernährungsverhalten der Menschen befindet sich glücklicherweise in einem Wandel, daher ist davon auszugehen, dass der Absatz von konventionellem Fleisch stetig zurückgehen wird und die Akzeptanz von kultiviertem Fleisch und veganen Produkten stark ansteigt“, so Bhushan und nennt mit Beyond Meat und Oatly zwei in dieser Hinsicht sehr bemerkenswerte Unternehmensbeispiele mit hervorragenden Wachstumsaussichten.

„Smart Farming“ – die intelligente Landwirtschaft 

Lange Zeit stand in der Landwirtschaft die Verbesserung der Mechanisierung im Fokus. Smart Farming bezeichnet hingegen die Idee, die Landwirtschaft zu digitalisieren und umfasst eine Vielzahl von Prozessen und Phasen, die sowohl Tierzucht als auch Lebensmittelanbau optimieren. Gut verdeutlichen lässt sich dies am Beispiel des US-amerikanischen Landmaschinenherstellers John Deere, der sich zu einer regelrechten Technologieplattform entwickelt hat. So können Landwirte beispielsweise mit dem autonom fahrenden Traktor 8R ihre Pflanzen über eine App pflegen, ohne selbst fahren zu müssen. Sechs Kamerapaare ermöglichen eine 360-Grad-Hinderniserkennung und Abstandsberechnung. Außerdem überprüft das Fahrzeug ständig seine Position in Bezug auf einen Geofence, um sicherzustellen, dass er exakt dort arbeitet, wo er soll – und zwar mit einer Genauigkeit von weniger als drei Zentimetern. Mit Hilfe des unternehmenseigenen Operations Center Mobile (OCM) kann die Maschine für den autonomen Betrieb konfiguriert werden. Das System bietet Zugriff auf Live-Fahrtvideos, Bilder, Daten und Kennzahlen und ermöglicht es, wichtige Parameter wie Geschwindigkeit und Tiefe einzustellen und bei Bedarf Anpassungen zur Leistungsoptimierung vorzunehmen.  „Noch im Jahr 2017 lag das Marktvolumen des Marktes für Smart Farming bei 9,6 Milliarden US-Dollar. Den Erwartungen zufolge wird es 2022 auf 23,14 Milliarden Dollar steigen.“, prognostiziert Bhushan.

Vertikale Landwirtschaft

Höhe ausnutzen statt Fläche verbrauen – das ist das Prinzip der vertikalen Landwirtschaft, die sich dem Anbau von Pflanzen in Innenräumen in mehreren übereinander liegenden Schichten widmet. Diese neue Form der Landwirtschaft ermöglicht eine umfassende Kontrolle der Anbaubedingungen und bietet daneben eine ganze Reihe weiterer Vorzüge. Unabhängig vom Wetter ist so die ganzjährige Pflanzenproduktion auf kleinster Fläche möglich. Auch der Einsatz von Wasser-, Energie- und Pestiziden wird minimiert, was diese Art der Landwirtschaft sogar in städtischen Gebieten attraktiv macht. Derzeit beschränkt sich der „vertikale Anbau“ zwar noch weitgehend auf Tomaten, Kräuter und Beeren.

Laut Bhushan sind die Aussichten jedoch vielversprechend: „Die vertikale Landwirtschaft hat sich bereits jetzt zu einer weltweiten Industrie im Wert von 4,4 Milliarden Dollar entwickelt. Das Spannendste dabei ist jedoch, dass dieser Bereich sein Potenzial noch lange nicht ausgeschöpft hat. In dem Maße, in dem die Technologie die Produktion einer breiteren Palette von Nutzpflanzen ermöglicht und urbane Lebensformen zunehmen, wird die vertikale Landwirtschaft einen immer größeren Anteil an der Gesamtmenge der von uns konsumierten Lebensmittel ausmachen.“  Aktuellen Prognosen zufolge wird das Gesamtvolumen der Branche innerhalb von nur drei Jahren auf beeindruckende 15,7 Milliarden Dollar ansteigen.