assets magazin: Gerhard Marterbauer

Deloitte CFO Survey 2022: Geopolitische Risiken trüben die Stimmung

Im Rahmen des CFO Survey untersucht das Beratungsunternehmen Deloitte halbjährlich die Stimmung unter den Finanzvorständen. Für die aktuelle Befragung haben 60 Top-Finanzchefs österreichsicher Unternehmen ihre Einschätzungen zu aktuellen Herausforderungen abgegeben. Das ernüchternde Fazit: Die allgemeine Stimmung ist aufgrund des Krieges in der Ukraine und den damit verbundenen Sanktionen getrübt. Mehr als die Hälfte der Befragten erwartet, dass geopolitische Risiken sie in nächster Zeit begleiten werden. Während die erhöhte Cyber-Gefahr und der Fachkräftemangel die Führungskräfte ebenfalls stark beschäftigen, verliert die Corona-Pandemie als Risikofaktor an Bedeutung.

„Nach dem Abflauen der Corona-Krise und einer ersten Normalisierung des Alltags gab es ein Aufatmen in den Unternehmen. Die wirtschaftliche Erholung wurde durch den Angriffskrieg Russlands gegen die Ukraine aber jäh gestoppt. Die Stimmung der heimischen Finanzchefs ist nun spürbar gedrückt“, erläutert Gerhard Marterbauer, Partner bei Deloitte Österreich. „95 % der Befragten geben an, dass ihr Geschäft vom Krieg betroffen sei – 10 % davon sogar sehr stark.“

Ausmaß der Lieferkettenprobleme

Der Ukraine-Krieg und die damit verbundenen Sanktionen haben langfristige Folgen für die globalen Handelsbeziehungen. Die Mehrheit der Befragten (78 %) ist bereits von Lieferkettenproblemen betroffen. Nur rund ein Fünftel der CFOs spürt hier noch keine Auswirkungen.

„Heimische Unternehmen, die Probleme in den Lieferketten wahrnehmen, verorten diese bei den gestiegenen Preisen für Rohstoffe, Zwischenerzeugnissen sowie den höheren Versandkosten“, ergänzt Gerhard Marterbauer.

Die häufigste Maßnahme, um Lieferkettenproblemen entgegenzuwirken, ist die Diversifizierung der Lieferanten und Lieferrouten. Die heimischen Führungskräfte setzen als Gegenmaßnahmen auch auf die Erhöhung der Lagerbestände, die Ausweitung der lokalen Beschaffungskanäle und eine Intensivierung der direkten Zusammenarbeit mit den Lieferanten. Eine Bewältigung der Problematik ist aber noch nicht absehbar. „Eine rasche Normalisierung der Lieferketten erwartet derzeit niemand. Rund 40 % rechnen damit, dass der Normalzustand erst im ersten Halbjahr 2023 wieder hergestellt sein wird“, so Gerhard Marterbauer.

Sinkende Investitionsbereitschaft

Die getrübte Stimmung spiegelt sich ebenfalls beim Investitionsklima und -aufwand wider: Rund drei Viertel der CFOs rechnen in nächster Zeit mit einer Verschlechterung des Investitionsklimas. Die restlichen 25 % gehen davon aus, dass der Status quo bestehen bleibt.  Noch im Herbst 2021 plante die Hälfte der Finanzchefs eine Erhöhung des Investitionsaufwandes. Jetzt rechnen nur mehr knapp 30 % mit einem Anstieg. Fast ein Fünftel erwartet sogar einen Rückgang. „Die Investitionstätigkeit befindet sich derzeit auf einem Tiefstand. Durch die aktuellen Herausforderungen fehlt es den Finanzchefs an Optimismus und sie gehen auf Nummer Sicher“, erklärt der Deloitte Experte.

Getrübte Erwartungshaltung

Während im vergangenen Herbst die Zuversicht hinsichtlich der Geschäftsaussichten überwog, zeichnet sich nun ein konträres Bild ab: Die Mehrheit der CFOs (61 %) beurteilt die derzeitigen finanziellen Erfolgsaussichten pessimistischer als vor drei Monaten. Nur zu Beginn der COVID-19-Pandemie waren die Aussichten noch schlechter. Auch in puncto Umsatzentwicklung sind die Befragten zurückhaltend.

„Nur rund ein Drittel rechnet mit einem Umsatzwachstum in den nächsten zwölf Monaten – im Herbst 2021 waren es noch fast doppelt so viele. Die Phase der Zuversicht ist vorbei. Dennoch ist es für heimische Unternehmen wichtig, wieder Mut zu fassen – das kann gelingen, wenn sie ihre Resilienz stärken und sich noch widerstandsfähiger als bisher machen“, betont Gerhard Marterbauer abschließend.

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