marianne-gamet-uxvVbyD-nzo-unsplash (c) Foto von Marianne Gamet auf Unsplash
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Champagner-Index:  Der etwas andere Konjunktur-Barometer =

Wird 2023 endlich mal wieder alles gut und wir feiern mit Champagner, oder müssen wir unsere Inflations- und Rezessionssorgen mit Vodka betäuben? In einem Konjunktur-Barometer der etwas anderen Art hat das Online Markt- und Meinungsforschungsinstitut Marketagent seiner LinkedIn Community auf den Zahn gefühlt und sie um ihre Einschätzung der wirtschaftlichen Entwicklung im laufenden Jahr gebeten.

Das Fazit: Während aus Unternehmenssicht Licht am Ende des Tunnels wahrgenommen wird, sind die Aussichten der Konsumenten eher trübe. Mit ein wenig Augenzwinkern hat Marketagent seine LinkedIn Community gebeten, einen Blick auf die Konjunktur im Jahr 2023 zu werfen: Wie wird sich die wirtschaftliche Lage in Österreich allgemein entwickeln und welche Performance erwarten sie für das eigene Unternehmen angesichts der aktuellen Marktsituation? Um einen Rundumblick gewährleisten zu können, wurde die Konjunktureinschätzung aus B2B-Sicht um ein Konsumenten-Stimmungsbild unter 1.000 Österreicherinnen und Österreichern ergänzt.

Die Stimmung in Österreichs Unternehmen: heiter bis prickelnd

Die extremen Preissteigerungen bei Energie und Rohstoffen haben nicht nur die Konsumentinnen und Konsumenten, sondern auch die heimischen Unternehmen hart getroffen. Seither ist der Markt von Inflations- und Rezessionssorgen geprägt. In Österreichs Betrieben scheint jedoch Zweckoptimismus zu herrschen – das Glas ist schon wieder halb voll. „Wir haben unsere LinkedIn-Community gebeten, die aktuelle Wirtschaftslage als Füllstand in einem Champagner-Glas wiederzugeben. Der Füllstand im Glas wird in dieser Analogie von den 382 befragten Unternehmensinsidern im Durchschnitt mit 53% bemessen“, erklärt Thomas Schwabl, Geschäftsführer von Marketagent.

Die 1.000 Befragten der gegengleichen Konsumenten-Studie sind etwas weniger optimistisch und schätzen den Glasinhalt im Durchschnitt auf 49%.

Auch wenn es ans Anstoßen auf die Entwicklung in den kommenden Monaten geht, prickelt es in der Gesamt-Bevölkerung nicht ganz so stark wie in den Betrieben. Während aus der LinkedIn-Community fast 4 von 10 davon ausgehen, dass der wirtschaftliche Gesamt-Trend mit Sekt/ Wein oder sogar Champagner begossen werden kann (38%), ist nur gut einem Viertel der heimischen Konsumentinnen und Konsumenten derart zum Feiern zumute (28%). Herr und Frau Österreicher tendieren im Vergleich stärker zu Fruchtsaft oder stillem Wasser. Gut ein Fünftel der Unternehmensinsider befürchtet jedoch, dass sie am Ende des Jahres zum Vodka-des-Vergessens greifen müssen (22%).

Egal ob Wein oder Vodka, das Vertrauen der befragten Branchenprofis in das eigene Unternehmen ist auf jeden Fall hoch: 8 von 10 würden ihr privates Geld investieren und Firmen-Aktien kaufen.

Und wäre das Unternehmen ein Tinder-Vorschlag, würden fast 9 von 10 nach rechts swipen – also Kontakt aufnehmen wollen. Den Vergleich mit der Konkurrenz scheut man ebenfalls nicht. Entspräche das eigene Marktumfeld einem Konzert, würde sich die Mehrheit der befragten LinkedIn-Community durchaus prominent positionieren. Ein Drittel sieht das eigene Unternehmen in dieser Analogie in der VIP-Loge, ein weiteres Viertel zumindest in der ersten Reihe vor der Bühne. Immerhin 16% nehmen sich als die tonangebende Band auf der Bühne wahr.

Auch der 10-Jahres-Ausblick fällt unter den befragten Brancheninsidern optimistisch aus – sie gehen mehrheitlich davon aus, dass ihr Unternehmen im nächsten Jahrzehnt aufsteigen wird. In einer Wolkenkratzer-Analogie sehen fast 3 von 10 ihren Betrieb zum Beispiel die Höhen des Empire State Buildings erklimmen, jeder Zehnte kann sich sogar die Branchenspitze in Form des Burj Khalifa vorstellen.

Die Stimmung in der Gesamt-Bevölkerung: still bis trübe

„Solche Hochstimmung kommt bei den österreichischen Verbraucherinnen und Verbrauchern in der aktuellen Situation nicht auf. Grund dafür sind die steigenden Lebenshaltungskosten und die Energiekrise, die die breite Bevölkerung mit voller Wucht getroffen haben. Jeweils 8 von 10 Befragten bereiten diese Entwicklungen sehr oder eher große Sorgen“, erläutert Thomas Schwabl.

Wie stark sich diese Belastungen auch auf die Stimmung in der Bevölkerung niederschlagen, zeigt der Lebenszufriedenheitsindex im Zeitvergleich. Aktuell geben nur noch 7 von 10 Österreicherinnen und Österreichern an, mit ihrem Leben sehr oder eher zufrieden zu sein. Im Jänner 2022 lag dieser Wert noch bei 76%, im 10-Jahres-Vergleich sogar bei 84%.

Lediglich gut 2 von 5 Österreicherinnen und Österreichern (44%) würden ihre aktuelle finanzielle Situation als sehr oder eher gut einschätzen. Jeder Dritte bewertet sie als befriedigend, jeder Fünfte wenig bis überhaupt nicht gut. Hoffnung auf Besserung im laufenden Jahr erwarten sich die Wenigsten. Nur jeder Fünfte (22%) geht davon aus, dass sich seine/ihre finanzielle Lage 2023 zum Besseren wenden wird. Im Vergleich dazu rechnet sogar gut ein Drittel (35%) mit einer Verschlechterung. Die restlichen 43% hoffen, dass die Umstände zumindest stabil bleiben.

Wenig überraschend, dass die Menschen hierzulande aktuell eher dazu tendieren, Geld zu sparen und größere Anschaffungen vorerst hintanstellen. Einschränken will man sich vor allem bei Ausgaben für Unterhaltungselektronik, Kleidung & Schuhen und Freizeit & Unterhaltung. Finanzielle Mehraufwände erwartet man dagegen im Bereich Lebensmittel und Wohnen – also genau jenen Bereichen, die durch die aktuellen Preissteigerungen besonders stark betroffen sind.