assets Magazin: Xetra-Gold
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Glanz-Papier

Xetra-Gold: Lückenschluss zum physischen Gold

Im August 2020 hat das glänzende, gelbe Edelmetall mit einem Preis von rund 2.075 US-Dollar je Feinunze seinen vorläufigen Höhepunkt erreicht. Danach schienen die Anleger Kassa zu machen – der Preis war jedoch zuletzt wieder im Steigen begriffen. Steffen Orben ist so etwas wie der „Vater“ des Gold-ETC Xetra-Gold und er ist Geschäftsführer der Deutsche Börse Commodities. Hier erklärt er die aktuellen ­Zusammenhänge und Möglichkeiten, in Gold zu investieren. 

assets: Der Goldpreis scheint einen Hochpunkt erreicht zu haben. Soll man dennoch einsteigen oder nachkaufen?

Steffen Orben: Gold ist die älteste und härteste Währung der Welt und auch heute noch in vielen Ländern anerkanntes Zahlungsmittel. Nicht nur in Krisenzeiten gehört Gold in ein breit gestreutes Port­folio. Von 1980 bis zum Jahr 2000 hat sich der Goldpreis auf rund 9.000 Euro je Kilogramm reduziert – damals gewannen vor allem Anleihen und Aktien stark an Wert. Seit 2000 hat sich der Goldpreis mehr als verfünffacht, auf heute fast 52.000 Euro pro Kilo. 

Aber der Goldpreis dürfte weiter stark bleiben. Denn die Zentralbanken weltweit verfolgen weiterhin eine Politik des lockeren Geldes und der niedrigen Zinsen. Damit weiten sie die Geldmenge kontinuierlich aus. Währungen verlieren verglichen mit Gold perspektivisch weiter an Wert und bieten aufgrund der Niedrig- bzw. Minuszinsen keine attraktiven Investitionsmöglichkeiten.

Könnten nicht aktuell beispielsweise Silber oder Platin interessanter sein?

Orben: Von allen Edelmetallen eignet sich Gold am besten als Schutz in Krisenzeiten. Der Wert von Edelmetallen wie Platin und selbst Silber wird sehr stark durch ihren Einsatz als Rohstoff bestimmt. In Phasen wirtschaftlichen Abschwungs werden diese Metalle seitens der Industrie weniger nachgefragt. Das drückt tendenziell ihren Wert – obwohl sie selten sind. Der Goldpreis hingegen wird, obwohl auch dieses Edelmetall ein wichtiger industrieller Rohstoff ist, in erster Linie durch die Nachfrage seitens der Anleger bestimmt.

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Deutsche Börse AG – Deutsche Börse Commodities GmbH – Xetra Gold – Mitarbeiterporträts – Sabrina Schwiertz, Steffen Orben –

Wie kann man in Gold veranlagen?

Orben: Wer Gold als portfoliostabilisierendes Element seinem Depot hinzufügen möchte, hat eine Vielzahl von Möglichkeiten. Die klassische Form ist natürlich die Direktinvestition in Goldbarren oder -münzen, was in Zeiten extremer Wirtschaftskrisen eine Liquiditätsreserve außerhalb des Finanzsystems bedeuten kann. Allerdings ist dies mit Abstand die teuerste Art, in Gold zu investieren. Denn die hohen An- und Verkaufsspannen bei der Anschaffung und die Kosten für Lagerung und Sicherheit schmälern potenzi­elle Gewinne durch die Wertsteigerung des Edelmetalls. 

Viel günstiger sind z. B. Gold-Zertifikate, die jedoch in aller Regel nicht besichert sind: Im Extremfall droht hier der Totalverlust der Investition. Auch Gold-Aktien bzw. Gold-Indexfonds sind eher für ri­si­kofreudige Anleger, für kurzfristige ­En­gagements, geeignet. Hier setzen die ­An­leger nicht auf das Edelmetall selbst, sondern auf goldproduzierende Unternehmen. 

Mit Aktien von Goldminengesellschaften konnte man in der Vergangenheit manch­mal eine Toprendite erzielen …

Orben: Ja, in Phasen starker Goldnachfrage wie in den letzten zwei Jahren können die Aktienkurse von Minengesellschaften zwei- bis dreimal stärker steigen als der Goldpreis selbst. Ein Vergleich des Goldpreises mit dem NYSE Arca Gold Bugs Index (Anmerkung: das ist ein in US-­Dollar gehandelter Aktienindex von internationalen Goldproduzenten und hauptsächlich Gold fördernden Bergbauunternehmen) über einen Zeitraum von 20 Jahren hat allerdings gezeigt, dass Goldaktien langfristig schwächer performen als Gold selbst. 

Was spricht also für Xetra-Gold?

Orben: Wichtig war uns bei der Konzeption im Jahr 2005, ein Produkt ohne Managementgebühren zu schaffen, das auch Privatanleger in die Lage versetzt, sehr effizient – nämlich zu Großhandelspreisen – in physisches Gold zu investieren. 

Ein Gold-ETC, ein Exchange Traded Commodity, bietet das Beste aus zwei Welten: Diese Wertpapiere sind in aller Regel mit physischem Gold besichert und kommen somit der Wertbeständigkeit von physischem Gold am nächsten. Gleichzeitig lassen sich Gold-ETCs an der Börse genauso kosteneffizient und liquide handeln wie Aktien. Wenn dann noch – wie bei Xetra-Gold – das Recht des Anlegers auf Auslieferung von Goldbarren in Höhe seines Investments verbrieft ist, schließt sich die Lücke zum physischen Gold noch weiter.

Um welche Art von Wertpapier handelt es sich, wie sieht es mit den Gebühren aus?

Orben: Börsengehandelte Rohstoffe zählen, ebenso wie Anleihen und Zertifikate, zur Gruppe der Inhaberschuldverschreibungen. Derartige Wertpa­pieren verbriefen dem Anleger exakt definierte Rechte – im Fall von Xetra-Gold erwirbt der Käufer ein Gramm Gold der Feinheit 999,9 zum Großhandelspreis. Außerdem verbrieft ein Xetra-Gold-Anteil­schein das Recht auf jederzeitige Auslieferung der ­Investition in Form von ­physischem Gold. Xetra-Gold-Anleger können sicher sein, dass ihr Investment zu 100 Prozent gedeckt ist. 

Für Xetra-Gold fallen weder ein Ausgabeaufschlag wie bei Investmentfonds noch Managementgebühren jeglicher Art an. Einzig für die Verwaltung des Goldbestands werden monatlich 0,025 Prozent pro investierten 1.000 Euro berechnet – das sind 0,3 Prozent im Jahr. Das entspricht dem Gegenwert einer Tasse Kaffee. 

Weitere Kosten fallen nur bei Inanspruchnahme der Auslieferung von Goldbarren an. Diese sind allerdings bei einem Gewicht von einem Kilogramm bereits durch die Ersparnis beim Kauf von Xetra-Gold gegenüber dem Direktkauf von physischem Gold abgedeckt.

Wie häufig lässt sich ein Anleger das Gold ausliefern?

Orben: Eher selten: Seit dem Handelsstart des ETC Ende 2007 wurden 1.244 Auslieferungen mit einem Gesamtvolumen von etwas mehr als fünf Tonnen ausgeführt. Zum Vergleich: Mit Stand Ende September 2020 betrug der Xetra-Gold-Bestand 220.656 Tonnen Gold, wovon 216.861 Tonnen in Form von Goldbarren in Frankfurt gelagert waren und weitere 3.795 als Buchgold in London. 

Das Vertrauen in die Verwahrung ist also groß …

Orben: Es fällt schwer, sich einen sichereren Verwahrort für Gold als den Wertpapiertresor der Deutschen Börse AG vorzustellen. Welche Alternativen gibt es? Ein Schließfach bei der Hausbank kostet eine monatliche Mietgebühr und benötigt häufig auch noch eine zusätzliche Versicherung. Die andere Möglichkeit: die Aufbewahrung der Goldbarren zu Hause. Dies bedeutet aber teils erhebliche Kosten für Versicherung und Tresor und ist trotzdem die riskanteste Methode, Gold auf­zubewahren. 

Was geschieht, wenn ich Xetra-Gold-­Papiere verkaufen möchte, welche Spesen fallen an?

Orben: Xetra-Gold ist der beliebteste börsengehandelte Rohstoff in Europa. Dementsprechend hoch ist die Liquidität und desto enger ist die Geld-Brief-Spanne. Das ist der Abstand zwischen dem Geldkurs, also dem Preis, zu dem Anleger bereit sind, ein Produkt zu kaufen, und dem Briefkurs – der Kurs, zu dem Investoren ein Gut verkaufen würden. Diese lang­jährige Spanne bei Xetra-Gold beträgt 0,04 Prozent bzw. ganze zwei Cent pro Anteilsschein. Bei jedem Kauf von Goldbarren ist sie wesentlich höher.  

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