Begehrt Thomas Schröck ist einer der führenden Händler von naturfarbenen Edelsteinen. Damit bietet er einen Ausweg aus der Inflation – was derzeit heftig nachgefragt wird.

Glänzender Mehrwert – Edelsteine

Es gibt in Wien keine stilvollere Adresse als die Ringstraße. Natürlich residiert auch Natural Gems an diesem Gründerzeit-Boulevard. Mitten unter den weltberühmten Sehenswürdigkeiten, ganz oben am Dach mit kleiner Terrasse, sorgfältig ausgesuchten Möbeln, viel Kunst und dem einen oder anderen dekorativen Kleinod. Schon die massiv gesicherte Eingangstür zeigt: Wer hierherkommt, hat viel zu verlieren.

Attraktive Alternative

Etwa durch Inflation. Deshalb ist der Terminkalender von Thomas Schröck, dem Gründer und Geschäftsführer von The Natural Gem, derzeit besonders dicht gefüllt. Der studierte Ökonom handelt mit naturfarbenen Edelsteinen wie Rubinen, Saphiren und Smaragden und bietet seinen Kunden damit eine der attraktivsten Alternativen zur Geldentwertung. Also genau das, wonach Family-Offices, reiche Unternehmen, gut dotierte Stiftungen und vermögende Einzelpersonen aus dem In- und Ausland suchen. „In unserem Geschäft gibt es keine tagesaktuellen Preise, sie steigen aber mindestens im Inflationsmaß“, sagt der bullige Unternehmer mit sonorer Stimme. Eine charmante Untertreibung: Auf der GemGenève, einer wichtigen Fachmesse für Edelsteinhändler, lagen die Gebote für die seltenen Steine zwischen 20 und 40 Prozent über jenen aus dem Vorjahr. „Je höher die Qualität, desto schneller steigen die Preise“, stellt Schröck fest. Grund dafür ist der enorme Nachfrageüberhang.

Wer dachte, der Überfall des russischen Despoten Wladimir Putin auf die Ukraine würde frische Ware auf den Markt werfen, irrt gewaltig. „Die Russen versuchen derzeit, ihr Geld loszuwerden, die fragen enorme Mengen an Edelsteinen nach“, plaudert der Natural-Gems-Boss aus dem Nähkästchen. Doch bei ihm beißen sie auf Granit: „Wir halten uns an die Sanktionen.“ Doch außerhalb Europas werden russische Staatsbürger oft mit prall gefüllten Geldkoffern bei Edelsteinhändlern angetroffen. „Edelsteine sind wertvoll und leicht zu transportieren. Die Geschichte zeigt: Nach Kriegen sind Juwelen die Basis für einen Neuanfang“, sinniert Schröck. Dazu kommt der emotionale Moment. „Der Vermögensberater einer prominenten Familie sagte zu mir: Gold und eine Kontonotiz sehen immer gleich aus. Ein Edelstein aber ist so einzigartig wie ein Gemälde.“ Tatsächlich gab es bei Natural Gems deshalb auch schon Impulskäufe, weil ein Stein die Betrachter verzauberte.

Schröck hat noch viel mehr Anekdoten auf Lager. Schließlich kennt er das Geschäft wie kaum ein anderer in Europa. Mit acht Jahren bekam er einen Bergkristall von seinen Eltern geschenkt, seitdem ist er den Mineralien verfallen. Schon als Jugendlicher sammelte er eifrig und suchte selbst: „Ich ging Steine klopfen.“ Später absolvierte er eine Ausbildung beim Gemmologen-Papst Michael Krzemnicki. Letzterer ist Direktor der Schweizerischen Stiftung für Edelstein-Forschung, die er zum Vatikan der Edelstein-Zertifizierung ausbaute. Schröck ließ der Theorie die Praxis folgen: In Sri Lanka schürfte er in hüft­hohem Schlammwasser nach Saphiren und Rubinen, besuchte Förderländer rund um die Welt, seit 30 Jahren handelt er mit der edlen Ware. Bis er vor vier Jahren beschloss, die vielen gesammelten Kontakte zu nutzen, sein Know-how und seine Leidenschaft in einem Unternehmen zu bündeln – die Geburtsstunde der The Natural Gem GmbH, die er gemeinsam mit dem Unternehmens­berater und NLP-Trainer Patrick-Noël Herold-Gregor gründete. Eine gute Idee. Das Unternehmen wächst rasant. Mehr als 1.000 Steine verkauft

„Ich kaufe von kleinen ­Minen und sorge für ­Familieneinkommen.“
– Thomas Schröck –
Gründer The Natural Gem

Schröck pro Jahr, 23 Millionen Euro Umsatz hat das Unternehmen zuletzt erzielt, Steine im Wert von 15 Millionen Euro liegen im Firmentresor.

Grund für den Erfolg: The  Natural Gem beschreitet innovative Wege. Schröck weiß um die Schattenseiten des Geschäfts, um die vielen, teilweise extrem ausgeklügelten Betrugsmaschen. Deshalb kauft er nur höchste Qualität und gibt Tausende Euros für Zertifizierungen bei den renommiertesten Forschungsinstituten der Welt aus. Weil laut Schröck „Edelsteinkauf Vertrauens­sache ist“. Er weiß auch um die teilweise schrecklichen Bedingungen, unter denen Edelsteine geschürft werden. „Aber da tut sich viel. In Sri Lanka, Mosambik und Sambia gibt es schon strenge Umweltgesetze. Dort ist der großflächige Abbau verboten, man darf kein Dynamit verwenden, Schürflöcher müssen wieder aufgefüllt werden.“ In Sri Lanka seien auch die Arbeitsschutzgesetze schon sehr weit, die Arbeiter und ihre Familien ab­gesichert. „Aus Sri Lanka kann ich Fair-Trade-Steine anbieten, da ist der Weg bis in die Minen zurückverfolgbar.“ In anderen Ländern sei das schwierig: einerseits, weil es weder von der regionalen Politik noch von den Minenbesitzern erwünscht sei, andererseits, weil die Mehrkosten für Kontrolleure vom Kunden nicht getragen würden. Wie aber vermeidet man, mit dunklen Machenschaften in Konflikt zu kommen? Schröck: „Indem man Ge­schäfte ablehnt, etwa mit den Taliban. Das kostet mitunter viel Geld. In Afghanistan liegt ein wertvoller Rubin, der uns gehört. Nachdem die Taliban die Macht übernahmen, werden wir den nie wieder sehen.“

Globales Netzwerk

In anderen Ländern kooperiert Schröck mit kleinen Minenbetreibern: „Da sorgt mein Geld für ein Familieneinkommen und landet nicht in den Taschen korrupter Beamter.“ Dass er überhaupt Kontakt zu kleinen Mineuren bekommt, verdankt er seinem globalen Netzwerk. „Wenn jemand im pakistanischen Hindukusch auf 4.500 Metern Seehöhe einen interessanten Stein findet, bekomme ich den fünf Mi­nuten später per WhatsApp angeboten.“ Wobei Schröck Rohmineralien eher selten kauft, sondern auf geschliffene Ware setzt. „Ein roher Stein birgt viele Risiken, die erst beim Schleifen sichtbar werden. Da verzichte ich lieber auf die Marge, als diese Gefahren in Kauf zu nehmen.“ Schröck ist eben nicht nur Kaufmann, er lehrte Ökonomie sogar auf Universitäten und Hochschulen.

Der so vielfältig Interessierte – neben Edelsteinen zählen auch Kunst und alte mechanischen Uhren zu seinen Hobbys, er begeistert sich für Etymologie und hat eine NLP-Ausbildung – hat ganz andere Pläne. Schon heuer soll das Unternehmen auf 40 Millionen Euro Umsatz wachsen, bald will er zu den weltgrößten Händlern mit über 200 Millionen Euro Umsatz aufgeschlossen haben. Wie das geht? Einerseits mit Empfehlungen, die ihm immer internationalere Kundschaft ins Ringstraßenbüro bringen. Andererseits mit Expansion: Büros in der Schweiz, in Dubai und in Singapur sind geplant. Und drittens mit neuen Ideen: Ein Edelsteinfonds für institutionelle Anleger ist eine solche, auch die Tokenisierung eines Asset-Backed-Fonds für Private ist im Entstehen.

„Das probieren wir jetzt einmal aus“, sagt Schröck mit einer Gelassenheit, die auf viel Selbstvertrauen schließen lässt. Zu Recht. Schließlich haben alle seine anderen Versuche im Edelsteingeschäft auch sehr gut geklappt.   ←