Fonds – Vom Gestern lernen – Wie man die Krise übersteht

Die Zeiten an den Finanzmärkten ändern sich gegenwärtig deutlich. Ein Zyklus mit spürbar mehr Inflation und höheren Zinsen als in den vergangenen Jahrzehnten ist wahrscheinlich. Wichtige Fondshäuser präsentieren ihre Strategien – bewährte der Vergangenheit und weiterhin aussichtsreiche für die Zukunft.  Text: Christa Grünberg

In den abgelaufenen zehn Jahren sah man an den Börsen die unterschiedlichsten Szenarien, viele Baissen und Haussen kamen und gingen. Doch es gab Fonds und Strategien, die sich während all dieser Wellenberge und -täler durchgesetzt haben und behaupten konnten. Für viele Fondsexperten waren dies vor allem Themenfonds, nachhaltige und defensive Fonds sowie Anleihestrategien.

Best-of vergangener Börsenjahre

Thematische Geldanlagen, die Anlegern ermöglichen, an den Wachstumschancen globaler Megatrends zu partizipieren, sind in den letzten Jahren immer beliebter geworden. DNB Asset Management (AM) verfügt mit seinen norwegischen Wurzeln zwar über einen hervorragenden Track Record im nordischen Fixed-Income-Bereich, als spezialisierte Alpha-Boutique konnte das Haus aber insbesondere mit seinen Themenfonds wachsen: „Wir können hier sicherlich mit globalen Fondshäusern und ETF-Anbietern konkurrieren. Sehr bekannt ist unser langjähriger Fonds DNB Technology, der weltweit zu den besten seiner Kategorie gehört“, ist Mike Judith, Managing Director und Head of International Sales, überzeugt. Der Technologiebereich liegt ebenfalls im Fokus von Franklin Templeton und den Fonds Franklin Technology und Franklin Innovation, aber auch von Fidelity International und dem FF – Global Technology Fund. „Der Technologiesektor hat die letzten Jahre alle anderen Sektoren deutlich in den Schatten gestellt. Insgesamt konnte der Sektor ein sehr starkes Gewinnwachstum vorweisen. Blicken wir auf 2014 oder 2015 zurück, sehen wir, dass damals der Sektor bei sehr niedrigen Bewertungen handelte. Zusätzlich zum stärkeren Gewinnwachstum vieler Technologieaktien der letzten Jahre profitierte der Fonds zudem von einer Ausweitung der Bewertungen. Seine große Stärke zeigte der Aktienfonds jedoch vor allem in Schwächephasen, wie in diesem Jahr, in dem wir die Verluste im Vergleich zum Index deutlich abmildern konnten. Seit 2013 zählt der Fonds zu den wenigen, die den Technologieindex über diesen Zeitraum schlagen konnten, was aufgrund der großen Dominanz der zwei Indexschwergewichte Apple und Microsoft (ca. 35 Prozent des Index) nur sehr wenigen aktiven Managern gelungen ist“, erläutert Thomas Loszach, Head of Austria & CEE, die Details. Gefragt waren bei Fidelity International ferner defensive Fonds wie der FF – Global Dividend Fund. Zwar blieb dieser globale Dividendenfonds in steigenden Märkten meist etwas hinter dem Index zurück, aber durch den Schwerpunkt auf Unternehmen mit starken Bilanzen und Geschäftsmodellen, die wesentlich weniger auf Veränderungen der globalen Wirtschaftslage reagieren, konnten die Verluste in Abwärtsphasen deutlich begrenzt werden.

Nachhaltigkeit zählt

Das Hauptaugenmerk legten Fondshäuser wie Investoren aber auf nachhaltige Fonds, wie z. B. auf den bereits viermal in Folge vom FNG-Siegel mit der höchsten Anzahl an Sternen ausgezeichneten Fonds Renewable Energy von DNB AM, einem der Vorreiter im Bereich ESG-Investments. Bereits früh die Weichen in Richtung Nachhaltigkeit hat auch Raiffeisen Capital Management gestellt. „Diese strategische Festlegung ist voll aufgegangen. Unsere Kundinnen und Kunden profitieren von einem nachhaltigen Investment und der in den letzten Jahren sehr guten Wertentwicklung der Fonds. Als Unternehmen konnten wir in diesem Bereich schöne Absatzerfolge feiern. Unser Flaggschiff, der Raiffeisen-Nachhaltigkeit-Mix, ist ein gutes Beispiel für diese Entwicklungen“, meint Rainer Schnabl, CEO bei der Raiffeisen KAG. Stärker in den Blickwinkel nachhaltiger Investoren rückten zuletzt außerdem ausschüttungsorientierte und Value-orientierte Strategien wie beispielsweise der Fonds LM Clearbridge Infrastructure Value von Franklin Templeton.

Für Dominik Issler, Geschäftsführer Deutschland und Österreich von Jupiter AM, haben sich vor allem solche Fonds erfolgreich durchgesetzt, wo der Portfoliomanager größeren Spielraum hat. „Wie zum Beispiel beim Fonds Jupiter Dynamic Bond, der im gesamten Renten-Spektrum Anlagen auswählen kann: von Staatsanleihen bis zu Unternehmensanleihen sowie Schwellenländer- oder High-Yield-Anleihen. So konnten noch lange positive Renditen erzielt werden, selbst als die Zinsen bei null lagen. Oder wie beim Fonds Jupiter Strategic Absolute Return Bond, der noch weiter geht und sogar eine negative Duration im Fonds abbilden kann. So kann der Fonds sogar bei steigenden Zinsen wie jetzt noch eine positive Rendite erzielen.“ Sehr starke Nachfrage sah man zudem nach Ultrakurzläufern wie dem Franklin Euro Short Duration Bond Fund und dem Franklin Liberty Euro Short Maturity UCITS ETF, die beide kräftige Zuflüsse für sich verbuchen konnten.

„Heute ist es besonders wichtig, das Portfolio aktiv zu verwalten.“
– Leo Willert –
ARTS Asset Management

Vorsicht ist Mutter der Porzellankiste

„Noch ist das Schlimmste nicht überstanden“, so der Tenor der Fondsexperten, geht es um die wirtschaftlichen Szenarien für nächstes Jahr. Das Wachstum verlangsamt sich und liegt unter dem langjährigen Trend, das Risiko einer Rezession ist hoch. Für Österreich und die gesamte Eurozone stellt sich nur mehr die Frage, wann es dazu kommt.

„Die von Bloomberg befragten Ökonomen gehen davon aus, dass das Wachstum im vierten Quartal 2022 und im ersten Quartal 2023 negativ ist. Für die USA wird eine Rezessionswahrscheinlichkeit von 50 Prozent angegeben. Der Ausblick für Aktien und Anleihen bleibt somit schwierig. In der Regel kommt es dann zur Kapitulation, wenn die makroökonomischen Daten ihren Tiefpunkt erreicht haben. So weit ist es wahrscheinlich noch nicht“, erklärt Karl Banyai, Sales Director Austria bei Franklin Templeton. Das Zünglein an der Waage bleibt die Inflation. Laut BNP Paribas müssen die Zentralbanken versuchen, diese auf ihre Zielgröße zu drücken, wobei man dazu eine mehr oder weniger milde Rezession in Kauf nehmen wird. Für Europa zeigen sich dabei aufgrund des Energiepreisschocks größere Herausforderungen als für den Nettoölexporteur USA. Dieser verhaltene Ausblick bringt bei vielen Fondshäusern eine vorsichtige Positionierung mit sich, wie z. B. bei Fidelity International. „Die bisherigen Kurseinbrüche an den Aktienmärkten reflektieren die starke Zinswende, die wir in den westlichen Märkten gerade vollziehen. Allerdings scheinen sich die Folgen der erwarteten Wirtschaftsschwäche noch nicht ausreichend in den Gewinnerwartungen in den USA und Europa niedergeschlagen zu haben. In einem solchen Umfeld spricht vieles für eine Übergewichtung eher defensiver Titel. Solche Unternehmen, auf die wir uns im FF – Global Dividend Fund konzentrieren, sollten tendenziell eine höhere Sicherheit bieten bzw. besser abschneiden als der breite Aktienmarkt“, resümiert Loszach. In den Blick rücken laut Banyai überdies der Energie- und der Versorgersektor, „wo die Gewinne nachhaltig steigen, da die Energiepreise strukturell bedingt hoch bleiben werden“. Für den Franklin Innovation Fund böten sich hier Opportunitäten, weil es viel Innovation im Bereich der erneuerbaren Energien gebe.

Die Unsicherheiten und damit Volatilitäten am Markt werden sicherlich noch einige Zeit bleiben, glaubt man bei DNB AM, sieht sich dafür jedoch gut gerüstet: „Wir gehen davon aus, dass unser bewertungsgetriebener Investmentansatz gerade in dieser Phase seine Stärke ausspielen kann. Unser starker ESG-Fokus, den unser Haus bereits als einer der wenigen seit Ende der 1980er-Jahre im Investmentprozess verankert hat, wird sich weiter auszahlen. Die Nachfrage nach Artikel-9-Produkten ist rasant gestiegen und wird in den nächsten Jahren zum Branchenstandard avancieren. Kurzum: Wir sehen uns in diesem Marktumfeld als aktive Fondsmanager mit starkem ESG-Fokus gut aufgehoben und freuen uns, unseren Investoren einen Mehrwert liefern zu können“, frohlockt Judith und empfiehlt Anlegern gleichzeitig, beim großen Angebot dunkelgrüner Artikel-9-Fonds ein wachsames Auge zu haben. Ab Januar 2023 müssen alle Fondshäuser diese Klassifizierung sowieso untermauern können.

Rainer Schnabl, Raiffeisen KAG: „Als Unternehmen
konnten wir im Bereich nachhaltige Investments
schöne Absatzerfolge feiern.“
Dominik Issler, Jupiter AM: „Der Fonds Jupiter Dynamic
Bond konnte noch lange positive Renditen erzielen,
als die Zinsen schon bei null lagen.“
Karl Banyai, Franklin Templeton: „Energie- und Versorgersektor rücken in den Blick, weil dort die Gewinne nachhaltig steigen.“

Comeback der Anleihen

Für die Raiffeisen KAG könnten erstmals seit Jahren viele Segmente des globalen Anleihenmarktes wieder attraktiv sein. „Seit der Finanzkrise wurden die Anleihenmärkte ja durch Nullzinspolitik und QE einer vernünftigen Ertragsperspektive beraubt. Das hat sich geändert. In den nächsten Jahren wird man mit Anleihen wieder gut verdienen können, seien es Staatsanleihen, Unternehmensanleihen und Anleihen aus den Schwellenländern“, zeigt Schnabl auf. BNP Paribas tippt dabei eher auf Investment-Grade-Unternehmensanleihen aus der Eurozone, denn die dortigen Spreads seien überdurchschnittlich hoch und würden das zukünftig herausfordernde Umfeld mehr als einpreisen.

Johannes Rogy, Vertriebsleiter CEE bei Nordea AM, rät dagegen noch zur Vorsicht bei Zinsengagements, denn man erwarte noch weitere Zinsanhebungen. Die aktuellen Turbulenzen mit den starken Kursrückgängen würden aber für langfristige Anleger auch Gelegenheiten offerieren: „Fundamental gute Unternehmen mit erfolgreichem Geschäftsmodell, nachhaltigen Erträgen und guter Dividendenpolitik bieten Chancen für den Einstieg.“ Der Inflation und der Energiekrise trotze man seiner Meinung nach am besten mit nachhaltigen Sachwerten und dem Nordea 1 – Global Sustainable Listed Real Assets Fund. Als eine weitere mögliche Anlagestrategie gegen die insbesondere für die EU-Europäer geringe bis negative Realverzinsung könnte sich der Fonds Jupiter Gold und Silber erweisen: „Langfristig stellt Gold ja im Grunde kein Edelmetall, sondern eine Währung dar und sichert die Kaufkraft“, klärt Issler auf. DNB AM ist überzeugt, dass sich gerade in solchen Zeiten aktives Management mit Erfahrung, Alpha zu erzeugen, auszahlt. „Hinzu kommt, Klumpenrisiko zu vermeiden und entsprechend zu diversifizieren. Genau dies bieten unsere Themenfondsgenauso wie Fixed-Income-Produkte Anlegern an“, empfiehlt Judith. Den stark wachsenden Bereich der Themenfonds hat man daher mit dem DNB Disruptive Opportunities und dem nachhaltigen DNB Future Waves (Fokus auf Green und Blue Economy) weiter ausgebaut.

Im jetzigen Umfeld ist Flexibilität gefragt, die größte Stärke der Produkte von ARTS Asset Management, ein Unternehmen der C-Quadrat Investment Group. „Vorweg möchte ich assets herzlich zum zehnjährigen Jubiläum gratulieren und wünsche weiterhin viel Erfolg und eine spannende Zukunft! Zum Markt: Wir sehen ein steigendes Interesse an unseren flexiblen und aktiven, vermögensverwaltenden Strategien wie beispielsweise am C-QUADRAT ARTS Total Return Balanced. Aufgrund des ausgezeichneten Risiko-Ertrags-Verhältnisses erhielt der Fonds fünf Sterne von Morningstar. Dieser ausgewogene Mischfonds investiert regelbasiert nach rein quantitativen Kriterien in ein Universum von mehr als 10.000 Zielfonds und ETFs. Je nach Marktlage werden bis zu 50 Prozent des Kapitals im Aktienmarkt investiert, der Rest in fixverzinsliche Anlagen“, geht Leo Willert, CEO & Head of Trading, auf die Fondsdetails ein. 

Mike Judith, DNB Asset Management: „Unsere Themenfonds wie der DNB Technology Fund können mit ETFs und globalen Fondshäusern konkurrieren.“
Johannes Rogy, Nordea AM: „Fundamental gute Unternehmen mit erfolgreichem Geschäftsmodell bieten Einstiegschancen.“

Aktives Management

Für Willert ist jetzt ein interessanter Zeitpunkt zum Einstieg, weil das ARTS-Modell fast null Prozent Aktien hält. 2021, als die Märkte nach oben gingen, hielten diese Fonds noch fast 100 Prozent der maximalen Aktienquote. „Kaufen Anleger jetzt unser Produkt, gehen sie kein Risiko ein, dass Aktien weiter fallen könnten, weil unser Handelssystem sie momentan außen vor lässt. Erst wenn der Markt wieder positive Signale liefert, steigt das System wieder nach und nach in den Markt ein.“

Langfristiges Denken und Vorsicht befürworten viele Asset-Management-Häuser wie z. B. Jupiter AM: „Den genauen Einstiegszeitpunkt zielsicher zu finden, ist schwierig. Besser sollte man das erwähnte Anlagekonzept über einen schrittweisen Einstieg umsetzen, um Risiko über den Zeitraum zu verteilen. Dieses ,Cost-Average‘-Prinzip ist altbewährt“, führt Issler aus.

In Zeiten von steigenden Zinsen, globalen Krisen und volatilem Marktumfeld ist der für die vergangenen 40 Jahre typische Portfolioansatz ungeeignet, so ARTS AM: „Heute ist es besonders wichtig, das Portfolio aktiv zu verwalten und sich den laufend verändernden Umgebungsbedingungen anzupassen“, hält Willert fest.   ←