assets Magazin: Allora Immobilien

Neustart

Peter Ulm wirkt entspannt. Zwar kommt er gerade von langwierigen Verhandlungen zu einem neuen Projekt, aber eine grundsätzliche Gelassenheit gehört für ihn zum Geschäft. Dabei befindet er sich in einer spannenden beruflichen Phase – er ist nun wieder als Jungunternehmer unterwegs. Allora Immobilien lautet der Name seiner neuen beruflichen Aufgabe. Allora? Das ist jenes italienische Wort, das die Italiener immer so in die Länge ziehen und dessen Bedeutung je nach Verwendung ganz unterschiedlich sein kann. Für Ulm bedeutet es so viel wie „Auf geht’s!“. Und das passt dann wohl auch. 

Überraschender Umstieg

Der Neuanfang des Immobilienexperten im frühen Herbst kam dann doch überraschend, auch wenn entsprechende Gerüchte schon seit einigen Monaten die Runde machten. Doch kaum jemand konnte glauben, dass Ulm nach knapp neun Jahren dem Immobilienentwickler 6B47 den Rücken kehren würde. Als CEO war er maßgeblich am raschen Aufstieg des Unternehmens zu einer der bekanntesten Marken am heimischen Markt beteiligt gewesen. Doch er verlängerte den Ende September ausgelaufenen Vertrag nicht mehr, sondern wollte etwas Neues beginnen. „Ich habe eine neue unternehmerische Herausforderung gesucht“, sagt Ulm. Es sei ihm und dem Team gelungen, 6B47 innerhalb dieser neun Jahre zu einem „strammen, flott laufenden Unternehmen“ zu machen. Zur Erinnerung: Der Immobilienentwickler war 2009 noch unter dem Eindruck der Finanzkrise gegründet worden und hat sich auf österreichische und deutsche Wohn- und Gewerbeprojekte spezialisiert; später kam auch Polen dazu. Das Wachstum geschah rasant – unter anderem, weil 6B47 früh die steigende Bedeutung von Mischprojekten erkannte: Wohnen und Gewerbe unter einem Dach wird in Zukunft sogar noch wichtiger. Außerdem hatte sich die Idee eines Investment-Klubs, bei dem sich Investoren gemeinsam mit 6B47 an einem Projekt beteiligen, als erfolgreich erwiesen. 

Nun beginnt es also für Ulm von Neuem. Seine nächste Aufgabe hat sich laut Ulm erst herauskristallisiert, als der Abgang von 6B47 schon feststand. Bei Allora Immobilien ist neben ihm selbst ein „großes, sehr kapitalstarkes Schweizer Family-Office“ mit 70 Prozent beteiligt. „Sie bleiben im Hintergrund, es gibt aber einen direkten Draht – das macht rasche Entscheidungen möglich“, sagt Ulm. Die Gespräche mit den Schweizern hätten schon in der Phase der Neuorientierung begonnen. Dass die Entscheidung, 6B47 zu verlassen, früh kommuniziert wurde, bestätigt auch die neue Führungsriege seines bisherigen Unternehmens, das nun aus den anderen Vorständen und dem Deutschland-Chef besteht. Das Risiko für Ulm selbst ist bei seiner neuen Firma sicherlich größer, dafür hat er dank des starken Partners im Hintergrund mehr Zeit für den Kern des Business. „Ich kann mich, bedingt durch einen finanzkräftigen Partner, nun auf das eigentliche Immobiliengeschäft konzentrieren“, sagt er. Die Mannschaft von Allora Immobilien, die Ulm gerade aufbaut, soll dabei stets eine überschaubare Größe haben. „Ich will ein kleines Team aufbauen mit fünf bis maximal zehn Mitarbeitern. Wir wollen schlank und wendig bleiben.“ Bei Bedarf soll mit externen Partnerunternehmen agiert werden, so die Strategie. 

Ulm wird also mit Allora Immobilien und einem starken Partner im Hintergrund wieder am Markt umrühren. Welche Bereiche hat er im Fokus? Es sollen ausschließlich Großprojekte mit einem Volumen von mehr als 50 Millionen Euro umgesetzt werden. Sowohl Wohnimmobilien als auch Gewerbeprojekte sollen es sein, mit Ausnahme der Retailsparte.  Gute Chancen rechnet sich das junge Unternehmen auch auf dem Büromarkt aus. Und Allora wird sich derzeit auf Österreich konzentrieren, vor allem Wien und außerdem noch die Landeshauptstädte Linz, Graz und Salzburg sind für Peter Ulm interessant. Dabei ist nicht der Aufbau eines längerfristigen Portfolios das Ziel. Vielmehr sollen interessante Projekte flott umgesetzt werden. „Wir wollen einen Mehrwert für Immobilien schaffen. Das kann der Neubau auf der grünen Wiese ebenso sein wie der Umbau eines Bestandbaus oder das optimierte Management eines Hauses.“ Nicht Handel oder Spekulation stehen für ihn im Zentrum. „Es geht um ein Geschäft, in dem eigene Arbeit und Know-how das Wichtigste sind.“ 

assets Magazin: Peter Ulm, Allora Immobilien

„Erfahrung, Kapitalstärke und hohe Geschwindigkeit zeichnen uns aus.“

– Peter Ulm – 
über die Vorzüge von Allora Immobilien

Der österreichische Immobilienmarkt gilt im Vergleich zu anderen europäischen Märkten als vergleichsweise stabil, doch die weiterhin steigende Attraktivität von Immobilien als sichere Wertanlage, die Preisentwicklung in urbanen Zentren und politische Fragezeichen sorgen auch hier für so manchen Wellengang. Peter Ulm rechnet damit, dass die Preiskurve in Österreich in den kommenden Monaten flacher wird. „Das niedrige Zinsniveau sorgt aber weiterhin für viel Liquidität am Markt.“ Kein Wunder: Es gibt kaum noch attraktive Möglichkeiten, Kapital zu sichern oder sogar zu vermehren. Entsprechend groß ist das Interesse an gut umgesetzten Projekten mit Aussicht auf stabile Renditen – und davon profitieren Marktplayer, die das Handwerk beherrschen. Speziell im Wohnbereich ist leistbares Wohnen dabei ein wichtiger Trend. „Die Preise können nicht weiter nach oben gehen, das kann sich sonst niemand leisten“, konstatiert Ulm. Der Immobilienprofi meint jedoch, dass geförderter Wohnbau kein alleiniges Allheilmittel sei. „Die Lösung ist eine Kombination aus Förderung und Steigerung des Angebots.“ Bei den Immobilienunternehmen selbst rechnet Ulm mit einer „Marktbereinigung im Zuge der weiteren Professionalisierung der Branche“.

Als Vorzüge seines neuen Unternehmens nennt Ulm „Erfahrung, Kapitalstärke und hohe Geschwindigkeit“. Projekte könnten rasch umgesetzt werden, da die Entscheidungswege kurz sind. Und er setzt schmunzelnd dazu: „Wir sind sozusagen ein junger Player mit einem alten Gesicht.“   ←