assets Magazin: Immobilienmakler Hubert Kudernatsch
Hubert Kudernatsch, Immobilienmakler, begründet den Run auf Schrebergärten mit unleistbaren Häusern in der Stadt.

Kleine Gärten, große Beträge

Klein- und Schrebergärten erfreuen sich seit Jahren steigender Beliebtheit, was sich auch in den Preisen widerspiegelt. Hat ein Wiener Kleingarten im Jahr 2015 durchschnittlich noch 135.000 Euro gekostet, hat sich der Durchschnittspreis innerhalb von fünf Jahren fast verdoppelt und lag im vergangenen Jahr bei rund 270.000 Euro.

Friedrich Hauk vom Zentralverband der Kleingärtner und Siedler Österreichs blickt noch weiter in die Vergangenheit und nennt ein aktuelles Beispiel abseits des Durchschnitts: „Wenn man sich in den Neunzigern einen Kleingarten um 130.000 Schilling gekauft hat, konnte man ihn bis vor Kurzem um einen Spitzenpreis von rund 500.000 Euro verkaufen.“ Grund genug für die Stadt Wien, den Verkauf von knapp 14.000 Kleingärten im Gemeindebesitz zu stoppen. Durch einen Beschluss des Wiener Gemeinderats vom 25. Februar 2021 ist damit erstmals seit 1993 kein Ankauf von Wiener Kleingärten mehr möglich.

Spekulation aus Mangel

Für den selbstständigen Immobilienmakler sowie allgemein beeideten und gerichtlich zertifizierten Sachverständigen Hubert Kudernatsch ist die Ursache der Entwicklung rasch erklärt: „Häuser im urbanen Raum sind für viele nicht mehr leistbar und es mangelt an Alternativen für sichere Geldanlagen. Schrebergärten haben sich damit vom Naherholungsgebiet zum Spekulationsgut entwickelt.“

Durch den Verkaufsstopp der Stadt Wien soll nun spätestens Ende des Jahres Schluss damit sein. Bis dahin bestehen durch eine Übergangsregelung noch Chancen auf den Erwerb, sofern folgende Ausnahmen zutreffen:

  • Nachweisbare Ausgaben bis zum Stichtag 31. 1. 2021 im Zusammenhang mit einem potenziellen Kauf eines Kleingartens (z. B. Rechnung für Vermessungstätigkeiten).
  • Wenn in einer Kleingartenanlage bereits 80 Prozent verkauft sind und man sich als Pächter unter den restlichen 20 Prozent wiederfindet.
  • Vor dem Stichtag 31. 1. 2021 eingegangene Ankaufsansuchen, die sich noch in Bearbeitung befinden.

Ab 1. 1. 2022 gibt es österreichweit dann keine Möglichkeit mehr für den Kauf eines Kleingartens, denn in Niederösterreich, Oberösterreich, Salzburg, Kärnten und der Steiermark war dies schon bisher nicht möglich. „Wir vom Zentralverband begrüßen die Entscheidung Wiens“, meint Friedrich Hauk, denn „aufgrund der gesteigerten Nachfrage seit der Coronapandemie könnten bis zu 5.000 Kleingärten im Jahr verkauft werden, was rein organisatorisch schon nicht möglich ist und die Preise noch mehr in die Höhe treiben würde“.

Wer in Betracht zieht, Pächter eines Kleingartens zu werden, kann sich an den Zentralverband oder die fünf Landesverbände mit ihren rund 400 Untervereinen und etwas über 40.200 Mitgliedern wenden. Preislich sind 1,40 Euro je Quadratmeter und Jahr zu zahlen, bei einer Bebauung bis zu 35 Quadratmetern. Im Fall einer ganzjährigen Nutzung, was nur in Wien möglich ist, steigt der Preis auf 2,40 Euro und bei einer Bebauung von 50 Quadratmetern liegt man bei 3,40 Euro. Hinzu kommt noch ein Verwaltungsbeitrag von rund 70 Euro im Jahr für den Verein, der für Wasser, Strom, den Kanal und die Schneeräumung zuständig ist. Für Friedrich Hauk zählt der Gemeinschaftsgedanke, der neben der gesteigerten Nachfrage seit der Coronapandemie wieder stärker zu spüren ist. „Ursprünglich hat es sich um Kriegsgemüsegärten gehandelt. Erst in den Sechzigern wurde die Naherholung wichtiger. Mit dem Aufkommen der Vermietung von Gemüseparzellen zur Nahversorgung während der Pandemie sind wir nun wieder verstärkt dort, wo alles begonnen hat.“