Die Wiederwahl Donald Trumps könnte europäische Fonds vor Herausforderungen stellen. Fachleute raten daher zu aktiven Fonds und substanzreichen Anlagen, um auch in volatilen Marktphasen ein stabiles Chance-Risiko-Verhältnis zu gewährleisten. Text: Rosi Dorudi
In den vergangenen Monaten haben fallende Zinsen und steigende Aktienkurse die Finanzmärkte geprägt. „Die Wiederwahl von Donald Trump könnte diese bisherige Dynamik verändern, da die angekündigten Importzölle die Verbraucherpreise erhöhen und die Inflation ankurbeln könnten, wodurch weitere Zinssenkungen weniger wahrscheinlich wären“, erklärt Hannes Cizek, CEO von Raiffeisen Capital Management. Das sei für Aktien tendenziell negativ, vor allem für kleinere Unternehmen, die meist stark fremdfinanziert sind. Anleger sollten sich auf stärkere Marktschwankungen vorbereiten und ihre Portfolios entsprechend breit aufstellen. „Ein Fonds, der besonders davon profitieren könnte, wäre etwa der Raiffeisen-GlobalDividend-ESG-Aktien.“ Er setze auf ein breit diversifiziertes Portfolio finanzstarker Unternehmen, die Teile ihrer Gewinne an die Aktionäre ausschütteten. Auch Technologieaktien entwickelten sich weiterhin gut, da sie innovativer als andere Unternehmen agierten. Cizek empfiehlt hier nachhaltige Fonds, darunter den Raiffeisen-HighTech-ESG-Aktien oder den Raiffeisen-MegaTrends-ESG-Aktien.
Mike Judith, Chief Sales Officer bei TEQ Capital (ehemals 10xDNA Capital), sieht bei Technologieaktien derzeit ein insgesamt konstruktives Kapitalmarktumfeld. „TEQ Capital konzentriert sich auf wachstumsstarke, innovative Unternehmen und bietet Anlegern mehrere Vorteile: tägliche Liquidität, hohe Transparenz und niedrigere Kosten als bei traditionellen Venture-Capital-Investments“, sagt er. Die attraktive Bewertung vieler Portfoliofirmen ermögliche einen langfristig wertsteigernden Investmentansatz, der sowohl erfahrene als auch neue Anleger anspricht, die nach nachhaltigem Wachstum und zukunftsweisenden Technologien suchen. „Unser Anlageerfolg spiegelt sich auch in Einzelentscheidungen wider, wie der taktischen Veräußerung der Palantir-Position nach einer Kursvervielfachung“, fährt Judith fort. Ein weiteres Portfolio-Highlight ist SoFi Technologies, das erneut herausragende Quartalszahlen lieferte. Die digitale Bank verzeichne eine beeindruckende Umsatzsteigerung und erfreue sich eines wachsenden Kundenstamms.
Qualität, Disziplin und Diversifikation
Gerald Pistracher, Investor Relations Manager der Fondsboutique Comgest, empfiehlt in wirtschaftlich herausfordernden Zeiten eine Konzentration auf Qualität und substanzielle Werte, die Marktzyklen überdauerten. „Unsere Priorität sind nicht kurzfristige Prognosen, sondern Positionen, die sich in jeder ‚Wetterlage‘ bewähren. Unsere Produkte zeichnen sich in schwierigen Marktphasen durch einen niedrigen Downside Capture aus, besonders der Comgest Growth Europe Compounders.“ Diese Strategie fokussiere auf etablierte Unternehmen mit stabilem Wachstum, die den Zinseszinseffekt nutzten. Die ausgewählten europäischen „Compounder“-Aktien – auch „Marathonläufer“ genannt – investieren in Innovation und festigen ihre Position, was ihre Beständigkeit und organisches Wachstum fördert. Neben Europa umfassen die strategisch ausgerichteten Portfolios die USA, Japan und andere Weltmärkte, um in verschiedenen Wirtschaftszyklen Chancen zu nutzen. „Durch bewusste Diversifizierung schaffen wir ein stabiles Portfolio, das nicht von einzelnen Wachstumstreibern abhängt“, so Pistracher.
Technologie und Gesundheit
Angesichts der aktuellen Marktvolatilität betont auch Karl Banyai, Sales Director von Franklin Templeton Austria, die Bedeutung einer ausgewogenen Strategie. „Ziel ist es, ein Portfolio zu schaffen, das sowohl Stabilität gewährleistet als auch Wachstumspotenzial entfaltet.“ Das Franklin Templeton Institute hebt für das kommende Jahr die Sektoren Infrastruktur, nachhaltige Technologien und Gesundheitswesen als besonders wachstumsstark hervor. „Unsere Fonds, die gezielt in diese Bereiche investieren, profitieren von den langfristigen Trends, die von der demografischen Entwicklung und den technologischen Fortschritten angetrieben werden“, so der Sales Director. Eine interessante Option für österreichische Anleger sei der ClearBridge Global Infrastructure Value Fund. „Dieser Fonds konzentriert sich auf Infrastrukturprojekte weltweit – von Verkehrsnetzen über Energie bis hin zur Wasserversorgung.“ Für Kleinanleger, die sich mehr für kostengünstigere und transparente Anlagemöglichkeiten interessieren, empfiehlt der Experte Investitionen in Schwellenländer-ETFs, wie beispielsweise jene von Indien. „Hier können Anleger ihr Portfolio breit aufstellen und an der Dynamik dieser aufstrebenden Volkswirtschaften teilhaben.“
Aktives Management ist schneller
ETFs sind wegen ihrer niedrigen Kosten, Transparenz und Einfachheit in den letzten Jahren immer beliebter geworden. Jupiter Asset Management rät vor allem in Zeiten wie diesen dennoch zu aktiven Fonds: „Wir sind davon überzeugt, dass gerade in volatilen Märkten aktive Manager ihre Stärken ausspielen können, indem sie schnell und gezielt auf ein sich kontinuierlich änderndes Marktumfeld reagieren“, erläutert Sales Director Österreich Daniel Blum. Er rät dazu, ein breit aufgestelltes Portfolio zu forcieren. „Eine aktive und unabhängige Anlagestrategie ist in Situationen wie diesen aus unserer Sicht die beste Möglichkeit, Risiken zu reduzieren und vorhandene Chancen zu nutzen.“
Alternative Strategien
Als „Allwetter“-Lösung für die Anleihenseite biete sich der global anlegende Jupiter Dynamic Bond an. Als Einzelbausteine auf der Aktienseite seien der Jupiter Asia Pacific Income Fund (IRL) und der Jupiter India Select interessante Möglichkeiten, auf das Wachstum in einer dynamischen Region wie Asien zu setzen.
Neben der Diversifikation über traditionelle Anlageklassen machten auch alternative Strategien und eine Allokation in Währungsmetalle in einem solchen Marktumfeld Sinn, sagt der Experte. Der Jupiter Merian Global Equity Absolute Return Fund als systematischer Ansatz weise eine geringe Korrelation mit den traditionellen Aktien- und Anleihenmärkten auf und hat das Potenzial, unabhängig vom Markt- oder Konjunkturumfeld positive Renditen zu generieren.
Vermögensverwalter Flossbach von Storch setzt auf Multi-Asset-Fonds wie den Flossbach von Storch – Multiple Opportunities II. „Kursschwankungen sind aus unserer Sicht ein notwendiges Übel, das längerfristige Investoren in Kauf nehmen müssen, wenn sie in Wertpapiere investieren“, sagt der Co-Founder Bert Flossbach. „Unser Anspruch ist es, in schlechten Zeiten nachhaltige Verluste bestmöglich zu begrenzen und in besseren Zeiten attraktive Renditen zu erzielen. Aus unserer Sicht empfehlen sich deshalb neben globalen Aktien- vor allem Multi-Asset-Portfolios.“
Diese sollten Aktien von Unternehmen mit soliden Bilanzen und guten Marktpositionen enthalten, deren voraussichtlich attraktive Gewinnentwicklung vor Inflation schütze. „Zudem bieten Anleihen angesichts des Zinsniveaus wieder Ertrag und Diversifikation.“
Auch Gold bleibt in einem fragilen Finanzsystem die Währung der letzten Instanz. Darüber hinaus werde Liquidität wieder verzinst und schaffe so die nötige Flexibilität, um jederzeit Chancen nutzen zu können. DNB Asset Management sieht das Thema Health Care als einen wichtigen Wachstumsmarkt. „Unser globaler DNB Health Care Fund bietet ein Engagement in einem diversifizierten Spektrum von Gesundheitsinvestitionen“, sagt Malte Kirchner, Head of German-speaking Europe. „Faktoren wie die demografische Entwicklung und der wachsende Anteil der Bevölkerung, der an Lifestyle-Krankheiten leidet, werden in Verbindung mit dem hohen Innovationsgrad des Sektors noch viele Jahre lang für ein robustes Wachstum in diesem Bereich sorgen.“ Im aktuellen Marktumfeld profitierten skandinavische Hochzinspapiere von attraktiven Credit Spreads, die 150 Basispunkte über dem breiten europäischen High-Yield-Markt liegen. „Im Aktienbereich sehen wir unsere Nordic-Small-Cap-Strategie als gut gerüstet für turbulente Zeiten.“ Unabhängig von Zinsen und volatilen Börsen kommt es vor allem auf die richtige Unternehmensauswahl an – und hier gilt Qualität statt Quantität. „Während viele Fonds auf thematische Top-down-Ansätze setzen, ist es entscheidend, eine fundierte Bottom-up-Analyse durchzuführen“, fügt Kirchner hinzu.