Der Erfinder: Vermögensberater Wolfgang Ellmaier will mit seiner App Well+ das perfekte Tool für die Vermögensplanung bieten.

Applikation – Vermögensplanung per Mausklick

Nach vier Jahren Entwicklung bringt Wolfgang Ellmaier die App Well+ für Vermögensberater und Privatanleger auf den Markt. Damit können aktuelle Vermögenssituationen dargestellt, Szenarien errechnet und verglichen sowie ein Vermögensplan erstellt werden.  Text: Alexandra Rotter

Vier Personen und drei herausfordernde Jahre hat es gebraucht, bis die Idee, eine Vermögens- und Pensionsplanungs-App zu entwickeln, im Herbst 2022 in die Realität umgesetzt wurde. Ein weiteres Jahr ist seither vergangen, in dem der Vermögens- und Unternehmensberater Wolfgang Ellmaier und sein Team die App Well+ intern getestet und damit gearbeitet haben. Ellmaier, studierter Betriebswirt, ehemaliger Steuerberater und Autor mehrerer Fachbücher, hat den digitalen Helfer mit zwei Programmierern und einer weiteren Person inhouse in seinem Unternehmen, der Well.co.at GmbH, entwickelt.

Well+ ist in erster Linie ein B2B-Produkt für Vermögens- und Finanzberater, wenngleich die App auch an interessierte Anleger verkauft wird, die ihre Vermögensplanung allein angehen wollen. Die Funktionen für Endconsumer und Berater unterscheiden sich im Wesentlichen nicht, allerdings können die Profis Vermögenspläne nicht nur für eine Person, sondern für unendlich viele Kunden anlegen – das Pricing orientiert sich daran, wie viele Berater in einem Unternehmen die App nutzen, und reicht von 133 bis 296 Euro pro Monat.

In der App können sämtliche Vermögenswerte einer Person abgebildet werden – von der Liquidität und den zu erwartenden Einnahmen über die Pensionssituation bis hin zu Immobilien, wertvollen Besitztümern und Finanzprodukten wie Wertpapierdepots, Versicherungen und Co. Im ersten Schritt wird dabei ein Status quo der Vermögenssituation erstellt. Das ist Wolfgang Ellmaier ein großes Anliegen und war auch der Beweggrund, die App zu entwickeln. „Ich kann ohne einen Status quo keine Vermögensplanung machen“, sagt er. Er hinterfragt, wie es etwa sein kann, dass manche Berater nur anhand der Liquidität auf dem Konto eines Kunden ein bestimmtes Anleiheprodukt empfehlen können: „Kann es nicht sein, dass der Kunde schon sehr anleihelastig investiert ist oder vielleicht ein Versicherungsprodukt hat, das auf Anleihen aufgebaut ist?“ Sein Beratungsansatz ist jedenfalls viel fundierter: „Ich möchte zuerst wissen, wie das Vermögen einer Person diversifiziert ist, wo der Kunde steht und wie seine Vermögensbilanz ist.“

Langfristige Berechnung

Im zweiten Schritt können in der App Well+ verschiedene Szenarien beispielsweise mit Anlage- und Versicherungsprodukten dargestellt, durchgespielt und schließlich miteinander verglichen werden. Dabei ist die Anwendung auch so gedacht, dass sie Szenarien für sehr lange Zeiträume erstellt. So kann sie zum Beispiel errechnen, wie sich eine bestimmte Lebensversicherung bis zum statistisch erwartbaren Sterbedatum einer Person auswirkt – und zwar inklusive der Kosten und der steuerlichen Folgen, die sich ja manchmal stark unterscheiden können. Zudem können über die Software alle wichtigen Dokumente wie etwa Versicherungspolizzen hinterlegt werden, beispielsweise durch einen Dropbox-Link.

Vergleich von Szenarien

Ellmaier demonstriert in der App – die zwar auf allen Devices funktioniert, aber am PC oder Tablet die übersichtlichste Darstellung erlaubt – einen Vergleich, den er kürzlich für eine Kundin durchgeführt hat: Sie hatte zwei auf den ersten Blick sehr ähnliche Lebensversicherungen zur Auswahl, zwischen denen sie sich entscheiden wollte. Die App errechnet für beide die zu erwartenden Auszahlungen ab dem geplanten Pensionsalter. Obwohl die Kundin bei beiden Versicherungen denselben Betrag einzahlen würde, stellt sich durch die Berechnungen der App heraus, dass sie voraussichtlich bei Produkt A in der Pension mit 3.800 Euro, bei Produkt B aber mit 4.000 Euro Auszahlung pro Monat rechnen kann. Die Technologie hinter der App Well+ ist laut Ellmaier wahnsinnig komplex: „Auf unseren Servern spielt sich’s richtig ab.“ Zunächst hatte Ellmaier versucht, das System im Programm Excel zu bauen, doch aufgrund der vielen aufwendigen Rechenvorgänge habe es viel zu lange gedauert, bis sich das Programm geöffnet und Berechnungen durchgeführt hat. Mit der App gehe es jetzt viel schneller.

Benutzerfreundlich: Well+ stellt Szenarien übersichtlich dar, ein Vergleich der Möglichkeiten fällt leicht.

Entscheidung in zehn Minuten

Ellmaier veranschaulicht den Mehrwert der App anhand eines Beispiels aus seiner Praxis. Eine Kundin hat ihn im Urlaub angerufen, weil sie vor einer folgenschweren Entscheidung stand: Sie wohnte in einer relativ teuren Mietwohnung und besaß eine kleine Eigentumswohnung. Jetzt hatte sie die Möglichkeit, eine größere Wohnung neben der Eigentumswohnung dazuzukaufen, durchzubrechen, die Mietwohnung aufzugeben und selbst in die vergrößerte eigene Wohnung zu ziehen. Dafür hätte sie allerdings auch einen Kredit aufnehmen müssen. Ellmaier war gerade auf dem Segelboot und öffnete kurzerhand die App auf seinem Smartphone: „Das war etwas, an dem ich früher wahrscheinlich eine halbe Woche in Excel herumgetüftelt hätte. Mit der App habe ich dafür genau zehn Minuten gebraucht. Ich bin mit dem Handy eingestiegen und habe ein paar Umbuchungen im System gemacht und der Kundin dann gesagt: ,Version A zu Version B macht den Unterschied von Betrag X.‘“ Somit hatte die Kundin in kürzester Zeit eine fundierte Entscheidungsgrundlage.

Aber nicht nur kurzfristig anstehende Entscheidungen, auch mittel- und längerfristige Pläne und Ziele lassen sich in die App integrieren – Ellmaier nennt das „Milestones“, anhand derer dann ein Weg gefunden werden kann, wie und wann das jeweilige Ziel erreicht werden soll. So ein Milestone kann etwa eine Weltreise in fünf Jahren, der Garagenanbau in zehn oder der Verkauf des eigenen Unternehmens in fünfzehn Jahren sein. Auch wer die eigene finanzielle Unabhängigkeit oder eine Pension mit einem gewissen Einkommen anstrebt, kann sich mit den Milestones in der App behelfen, sodass Träume zu konkreten Zielen werden, auf die sich hinarbeiten lässt.

Ein weiter Weg

Wolfgang Ellmaier wirkt hochzufrieden mit seiner App, die er jetzt auch auf den Markt bringt. Doch die vier Jahre Entwicklung waren eine große Herausforderung: „Es war eine irre Entscheidung, inhouse eine App zu entwickeln. Der Weg, bis alles so funktioniert hat, dass wir täglich damit arbeiten konnten und jetzt so glücklich damit sind, war ein weiter.“ Es sei „eine richtige Challenge“ gewesen, den Algorithmus zu entwickeln und dabei auch „irrsinnig viele Security-Themen und irrsinnig viele Performance-Themen“ zu lösen.

Die App Well+ ist der Kern eines ganzen Systems, das Wolfgang Ellmaier die „Well+-Methode“ nennt. Dazu zählt er vier Faktoren: Neben der App sind das Wissen, Tools und Beratung. Wissen vermittelt er etwa in einem Buch mit dem Titel „Dein Vermögen aufbauen und durch jede Krise steuern“, das er über die Methode und die App geschrieben hat. Auch ein Webinar und ein Podcast sind Teil der Wissensvermittlung. Unter Tools versteht Ellmaier unter anderem Checklisten, Onlineservices wie etwa Pensionsfit oder auch ein Produktangebot für jede Vermögenskategorie. Als letzten Punkt nennt er die Beratung, die je nach Bedarf ebenso in Anspruch genommen werden kann. Auch wenn Ellmaiers Zugang viele Parameter einbezieht, gibt es unerwartete Ereignisse, welche die Entwicklung von Investitionen substanziell beeinflussen können: Kriege, Bankenpleiten, politische Umbrüche oder persönliche Schicksalsschlage bis hin zu „Black Swan Events“ wie Pandemien oder Naturkatastrophen. Die komplexe Realität kann natürlich nie umfassend vorweggenommen werden. Die App Well+ kann Wahrscheinlichkeiten errechnen, aber nicht die Zukunft vorhersagen, was Ellmaier selbst explizit betont: „Die Glaskugel haben auch wir nicht.“