Der ambitionierte Whiskyproduzent Peter Affenzeller hat den elterlichen Bauernhof in eine Erfolgsdestillerie verwandelt. Als Mentor motiviert er Jungunternehmer und inspiriert mit seiner Lebensphilosophie und Intention.
Text: Jasmin Reif-Medani
Es war ein Glück, dass ich so jung war“, sagt Peter Affenzeller im Rückblick auf die Anfänge seines Whisky-Business vor gut 20 Jahren. Denn sein Weg ins Unternehmertum war nicht nur steinig, sondern auch holprig und langwierig. Dennoch hat ihn der feste Glaube an seine Ziele niemals verlassen – und die heutige Erfolgsstory möglich gemacht. Seinen Anfang nahm alles, als der damals 18-Jährige aus der Tradition, am elterlichen Bauernhof im Winter Schnaps zu brennen, ein Experiment machte: Peter Affenzeller versuchte, seinen ersten Whisky herzustellen, und war gleich von der gelungenen Produktqualität begeistert. Dann folgte jedoch ein mühevoller Spießrutenlauf, um seine eigene Destillerie in Alberndorf in der Riedmark aufbauen zu können.
Von der Schnapsidee zu Gold
Von mehreren Banken als „Schnapsidee“ abgelehnt, ermöglichte erst das Vertrauen der Eltern den entscheidenden Schritt, um seinen Businessplan in die Tat umzusetzen. Denn für den Jungunternehmer stand fest: Von seinem Weg würde er sich nicht abbringen lassen. So war auch sein täglicher Arbeitsantritt in der Produktion um fünf Uhr Früh für ihn selbst nicht verhandelbar – was in seinem privaten Umfeld häufig auf Unverständnis stieß.
Der Erfolg gab ihm recht: Sechs Jahre nach den ersten Brennversuchen gewann der oberösterreichische Whisky bei der internationalen Prämierung Destillata 2011 die Silbermedaille unter 2.600 Erzeugnissen und erntete viel positives Echo. „Damit hatte ich nicht gerechnet. Das bedeutete den Durchbruch und den Funkenflug zu meiner Vision, eine eigene Destillerie aufzubauen“, erzählt Affenzeller. Der Lebenstraum, den besten österreichischen Whisky zu produzieren, nahm Form an: Der landwirtschaftliche Betrieb wurde konsequent in eine Whiskydestillerie verwandelt, und das hartnäckige Tüfteln an den Rezepturen für die erste eigene Whisky-Produktlinie begann.
Beträchtliche Investitionen, unzählige Verkostungen und niedrige Verkaufszahlen verursachten in dieser Businessphase einen beachtlichen Stresspegel: „Österreichischer Whisky hatte keine Tradition, daher starteten wir von null. Wir hatten viel Geld verbaut und konnten noch nichts verkaufen.“ Doch Peter Affenzeller behielt sein Ziel im Blick. „Durchhalten, Motivation und Herzblut“ sind Bestandteile seines Erfolgsrezepts, das er in Vorträgen an Start-up-Unternehmer weitergibt. Für sein eigenes Unternehmen machte sich das Kämpfen bezahlt: Zwei Jahre nach Silber erreichte Peter Affenzeller eine internationale Goldmedaille. Damit gelangen der Sprung in die Presse und die Initialzündung für den Produktverkauf.
Edler Genuss für jedes Alter
In den darauffolgenden elf Jahren bis heute gab es für das Unternehmen nur noch eine Richtung: steil bergauf. Nach der laufend wachsenden Produktfamilie der Marke Austrian Fine Whisky folgten zahlreiche Diversifikationen – zu einem Sortiment aus rund 60 Produkten von Whisky über Gin und Rum bis zu Schokolade, Marmelade und Accessoires. In Albersdorf im Mühlviertel wurde der Whisky aus dem Cowboyfilmklischee in eine neue Welt übersiedelt: Edler Genuss mit Zeit und Ruhe wird hier auch für eine jüngere Generation aufbereitet. In der Erlebniswelt rund um das zentrale Firmengebäude, den „Whiskysafe – die Schatzkammer des Unternehmens“, gibt es Besuchsvarianten ganz nach dem persönlichen Geschmack: Vom Erkunden des Whisky-Wanderwegenetzes über Limousinenfahrt und Hubschrauberflug bis zur eigenen Produktion gemeinsam mit dem Chef reichen die buchbaren Events. Wobei Heimat- und Naturverbundenheit sowie die regionale Verankerung in der aufstrebenden Tourismusregion Mühlviertel für den Whiskymacher eine zentrale Rolle spielen – als Arbeitgeber und Unterstützer für lokale Institutionen wie Schulen, Musikvereine und Feuerwehren. „Bodenständigkeit gehört zu meinen wichtigsten Werten und ich hoffe, dass wir einen kleinen Teil dazu beitragen können, die Aufbruchstimmung im Mühlviertel weiter zu stärken.“ Dementsprechend ist auch Nachhaltigkeit für Peter Affenzeller keine Modeerscheinung, sondern ein tief verankerter Wert. „Unsere Destillerie ist seit 2014 CO₂-neutral – für mich eine Selbstverständlichkeit, denn wir sind zu Besuch auf diesem Planeten und geben alles, was wir aus der Natur entnehmen, wieder zurück.“
Unternehmergeist mit tiefen Wurzeln
Wie erklärt sich Peter Affenzeller selbst, dass er trotz aller Tiefschläge und Hürden bis zu seinem Durchbruch am Ball geblieben ist? „Auf dem Bauernhof meiner Eltern habe ich als Kind immer mitgearbeitet und nie verstanden, warum Menschen mit anderen Berufen damals allgemein als ,bessere Leute‘ gegolten haben. Also habe ich schon damals meine eigenen Versuche gestartet – zum Beispiel eine kleine Straße für die Durchfahrt gesperrt und Steine verkauft. Ich wusste, dass ich etwas Eigenes aufbauen möchte.“ Aus dem Lesen von Biografien, Gesprächen mit Unternehmern und Mentoren, Büchern und Motivationsvideos hat er Bausteine für seinen Weg gesammelt – und die gewonnenen Erkenntnisse gepaart mit der eigenen Verwurzelung und Standfestigkeit erfolgreich umgesetzt. „Ein wichtiges Element in meinem Büro ist die Vision Wall: Wenn du deine Ziele einprogrammierst, siehst du keinen Weg mehr daran vorbei. Es klingt fast esoterisch, aber ich ahne positive Entwicklungen, die für das Unternehmen günstig wären, oft voraus und glaube fest daran – und genau so kommt es dann auch.“ Mit Freude gibt er sein Wissen „als Zeichen der Wertschätzung“ an Unternehmer weiter, die noch am Anfang stehen. Etwas gern zu machen und dahinterzustehen, macht für Peter Affenzeller die Definition von Erfolg aus. „Viel Geld auf dem Konto bewirkt Entspannung, ändert aber nicht den Glückslevel oder das eigene Gemüt. Ich habe Respekt vor Menschen, die sich große Ziele gesetzt und diese erreicht haben. Der finanzielle Erfolg spiegelt das dann wider.“
Das Logo als Vertrauensbeweis
Heute ist der Visionär von Dankbarkeit geprägt und verfolgt weiter ehrgeizige Ziele: „Ich betrachte mein Glas gerne als halb voll. Mein Ziel ist, dass in den heimischen Hotel- und Gastronomiebetrieben im Vier-Sterne- und Fünf-Sterne-Bereich kein Weg mehr an uns vorbeiführt.“ Angst vor dem Scheitern kennt er nicht mehr: „Vor neuen Herausforderungen habe ich Respekt und bin immer zur Veränderung motiviert, ich muss aber niemandem mehr etwas beweisen.“ Getragen ist Peter Affenzellers Business von einer spürbar tiefen Intention, die sich bis ins kleinste Detail niederschlägt – zum Beispiel im Unternehmensnamen nach dem Gründer: „Als ich überlegt habe, wie mein Unternehmen heißen soll, bin ich zum Ergebnis gekommen, dass meine persönliche Unterschrift die stärkste ID eines Menschen ist – und somit das höchste Maß an Vertrauen, das ich einer Person geben kann. So ist unser Logo entstanden.“
