Kolumne – Stimmungsaufheller gefragt

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Monika Rosen, Börsenexpertin Österreichisch-Amerikanische Gesellschaft, Grande Dame der ­Finanzmarktanalyse.

Mit der erstinstanzlichen Verurteilung von Donald Trump hat der heurige US-Wahlkampf einen ersten, wenig rühmlichen Höhepunkt erreicht. Immerhin ist es noch nie vorgekommen, dass ein ehemaliger US-Präsident wegen einer Straftat verurteilt wurde. Damit landen wir schnell bei der Frage, welche Auswirkungen die US-Wahl auf die Wall Street haben könnte. Eine gängige Börsenweisheit besagt, Wahljahre seien gute Börsenjahre. Seit dem Zweiten Weltkrieg hat der S&P 500 in Wahljahren im Schnitt um sieben Prozent zugelegt. Noch besser wird die Bilanz, wenn man nur die Jahre betrachtet, in denen ein Amtsinhaber auf dem Stimmzettel stand. Da ergibt sich ein durchschnittlicher Anstieg von knapp über zwölf Prozent. Trotz alledem zeigt sich aber immer wieder, dass Konjunkturdaten wie Wachstum und Inflation langfristig viel mehr Einfluss auf das Börsengeschehen haben als eine Präsidentschaftswahl. Und da sieht es für Joe Biden derzeit nicht gut aus. Die US-Wirtschaft ist im ersten Quartal 2024 um 1,3 Prozent gewachsen. Kein schlechtes Ergebnis, aber dennoch eine deutliche Verlangsamung gegenüber den 3,4 Prozent im Schlussquartal 2023. Diese Abkühlung schlägt sich auch in einem anderen Datensatz nieder, der für den Wahlausgang vielleicht noch bedeutsamer ist: Das US-Verbrauchervertrauen ist im Mai auf den tiefsten Stand seit sechs Monaten gefallen. Die Stimmung unter den Konsumenten war im Frühling offenbar im Sink­flug. Über 50 Prozent der Amerikaner glauben einer aktuellen Umfrage zufolge, ihr Land be­finde sich in einer Rezession. Das ist bei einer Wachstumsrate von 1,3 Prozent nachweislich nicht der Fall, aber hier schlägt sichtlich durch, dass die Konjunktur zuletzt an Dynamik verloren hat. Bleibt die Frage, welchen Einfluss man den Schlagzeilen rund um den US-Wahlkampf bei Investmententscheidungen zubilligen sollte. Die meisten Experten sind sich einig, eigentlich keinen. Die Volatilität an der Börse steigt oft vor dem Urnengang an, besonders dann, wenn dem Amtsinhaber eine Niederlage droht. Wenn ein Ergebnis vorliegt, beruhigt sich das Handelsgeschehen meist wieder.