Smart-Beta-Strategien sollen Anlegern mehr Rendite bringen – was steckt wirklich hinter dem Trendthema?
Text: Robert Prazak
Geht es um die Geldanlage, mangelt es nicht an Ideen, wie kräftige Renditen erzielt werden können. Im Wechselspiel zwischen Risiko, Gewinnchance und aktuellen Entwicklungen an den Märkten fällt es allerdings nicht leicht, den Durchblick zu behalten. Internationale Popularität genießen derzeit die sogenannten Smart-Beta-Fonds. Besonders begehrt sind vor allem Smart-Beta-ETFs (Exchange Traded Funds) – diese basieren wie gewohnt auf einem Index, jedoch werden zusätzliche Faktoren angewendet, um eine bessere Rendite zu erzielen. Diese Kombination aus passivem und aktivem Investieren lockt immer mehr Anleger, auch in Österreich.
Faktor-Prämie
Dabei ist das Grundkonzept von Smart Beta gar nicht so neu und wird bereits seit Jahren diskutiert: Es sollen Vorteile des passiven Investierens mit aktiven Elementen wie einer gezielten Steuerung der Wertpapierauswahl kombiniert werden. Entscheidend für den aktiven Teil sind die Faktoren – daher spricht man oft auch von Smart-Beta-Faktor-Fonds. Solche Faktoren können unter anderem Value, Momentum, Qualität, Size und Volatilität sein. Mit solchen ETFs haben Anleger demnach die Möglichkeit, spezifische Marktsegmente anzusprechen und insgesamt die Diversifikation ihres Portfolios zu verbessern. Herauskommen soll dann eine „Faktor-Prämie“, also eine höhere Rendite als die allgemeine Marktrendite. Die Daten zeigen jedenfalls: Bei Auswahl geeigneter Faktoren hat Smart-Beta-Investieren das Zeug dazu, den Markt langfristig zu schlagen.
Risiko versus Rendite „In Marktumfeldern, die durch hohe Volatilität und Unsicherheit gekennzeichnet sind, können Smart-Beta-Fonds Anlegern eine attraktive Möglichkeit bieten, gezielt auf bestimmte Risiko- und Renditefaktoren zu setzen“, erläutert Martin Bechtloff, ETF-Vertriebsexperte bei Franklin Templeton, zuständig für Österreich und Deutschland. Gerade in einem Umfeld, in dem traditionelle Indizes weniger attraktiv erscheinen, könnten Smart-Beta-Ansätze eine zusätzliche Diversifizierung und ein besseres Risiko-Rendite-Verhältnis bieten. Bei Franklin Templeton selbst sind im Rahmen der globalen ETF-Plattform (verwaltetes Vermögen per Mitte Oktober 2024: rund 32 Milliarden US-Dollar) auch Smart-Beta-ETFs verfügbar. Sie würden eine Multi-Faktor-Strategie nutzen, die speziell auf die Faktoren Qualität, Wert, geringe Volatilität und Momentum abziele, erklärt Bechtloff. „Diese maßgeschneiderte Faktorausrichtung zielt darauf ab, langfristig überlegene risikobereinigte Renditen zu erzielen.“ Bei den Smart-Beta-Dividenden-ETFs wiederum wird der Ein-Faktor-Ansatz verfolgt. Konkret werden nur Aktiengesellschaften mit entsprechenden Qualitätsmerkmalen in den zugrunde liegenden Index aufgenommen – stabiles Gewinnwachstum, starke Bilanz und effiziente Nutzung von Vermögenswerten.
Kriterien zur Auswahl
Wie finde ich als Anleger den für mich geeigneten Smart-Beta-Fonds?
Der ETF-Experte Martin Bechtloff (Franklin Templeton) rät, folgende Kriterien zu beachten:
• Faktorauswahl: Anleger müssen verstehen, welche Faktoren der Fonds verwendet und wie sich
diese Faktoren unter verschiedenen Marktbedingungen entwickeln.
• Kosten: Wichtig ist die Gesamtkostenquote (TER) des Fonds.
• Transparenz: Bietet der Fondsanbieter eine transparente Darstellung der Methodik
und der zugrunde liegenden Indizes?
• Risikoanalyse: Bestimmte Faktoren, etwa Momentum, können in volatilen Märkten besonders anfällig sein.
Daher ist es wichtig, das Risiko zu analysieren und sicherzustellen, dass dieses mit den individuellen
Anlagezielen übereinstimmt.
• Historische Wertentwicklung: Wie sieht die historische Wertentwicklung des Fonds aus?
Wie war die Performance in verschiedenen Marktphasen?
Welche Faktoren gibt es?
Beispiele für Faktoren, die bei Smart-Beta-Fonds zum Einsatz kommen können:
Quality: Im Fokus stehen Unternehmen mit stabilen Geschäftsmodellen, hoher Eigenkapitalrendite und
geringem Verschuldungsgrad.
Low Volatility: Es werden Aktien mit geringen Kursschwankungen ausgewählt, um das Risiko zu minimieren.
Equal Weight: Bei dieser Gewichtungsmethode werden alle Unternehmen im ETF gleich gewichtet,
unabhängig von der Marktkapitalisierung.
Value: Hier werden unterbewertete Unternehmen anhand von Kennzahlen wie dem Kurs-Gewinn-Verhältnis ausgewählt.
Multi-Faktor: Bei diesen ETFs werden unterschiedliche Faktoren wie Value, Momentum und Low Volatility
kombiniert, um eine breitere Diversifikation zu erreichen.